Cold In Berlin - The Comfort Of Loss & Dust

Review

„Watch me, as I bleed for you…“ singt Front-Krakeelerin Maya von COLD IN BERLIN in „The Bell“, dem zweiten Song auf deren aktuellen Album „The Comfort Of Loss & Dust“, und genauso fühlt es sich auch an. Die Londoner bieten uns musikalisches Ausbluten an und bedienen sich sehr trickreich an den verfügbaren Stilmittel Post Punk und Doom Metal. Und musikalisch sind COLD IN BERLIN durchaus minimalistisch interessant, das richtige ‚interessant‘ (!), gesanglich allerdings sehr instabil.

Sängerin Maya versucht sich erfolglos irgendwo zwischen Siouxsie Sioux von SIOUXSIE AND THE BANSHEES und Teri Gender Bender von BOSNIAN RAINBOW und LE BUTCHERETTES einzuordnen. Allerdings klingt es bei ihr eben nicht immer theatralisch leidend, sondern manchmal auch so, als ob ihr wirklich etwas weh tut. Das zieht das Gesamtergebnis von „The Comfort Of Loss & Dust“ runter. Diese Momente, in denen man ungewollt zuckt („The Sinner“) halten sich leider fast die Waage mit den seltsamen und überragenden Momenten. COLD IN BERLIN holen den Hörer praktisch erst richtig ab, wenn er sich bereits einem entsprechenden Rauschzustand befindet, ausgehend von normalen Gefühlszuständen (Anm. d. Verf.: Alles ausprobiert!), gestaltet sich der Zugang zum düsteren und schrägen Werk äußerst schwierig. Schlecht ist „The Comfort Of Loss & Dust“ aber sicher nicht, einfach nur keine Platte für jede Situation. Es bohrt und drückt, es hämmert und fleht, in „Mysterious Spells“ hält uns Sängerin Maya eine packende Rede, während im Hintergrund minimal musiziert wird. Befremdlich und ungewöhnlich. „Comeback For More“ und „Pray For Us“ halten dann gekonnt die Fahne des längst untergegangenen Post Punk hoch und fügen dem Sound noch eine weitere bemerkenswerte Facette zu, die durchaus reizvoll ist.

COLD IN BERLIN erkunden Abgründe, auch manche, für die sich eben einfach niemand interessiert. Sie verlangen dem Hörern einiges ab und scheuen sich nicht, selbst ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. „The Comfort Of Loss & Dust“ von COLD IN BERLIN ist somit eine sehr durchwachsene Platte, die einerseits angenehm sperrig ist und andererseits auch manchmal nur tierisch nervt. „Fucking Loud“ nimmt mir praktisch die Quintessenz des Albums vorweg: „What she wanted is to be alone, but it’s so fucking loud in here“…

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30.04.2015

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