Über den Status, dass das dritte Album wie so oft über die Zukunft dieser Band entscheiden könnte, also quasi das Top/Flop-Album schlechthin sei, sind DER WEG EINER FREIHEIT längst hinaus. Trotzdem ist an „Stellar“ einiges anders, angefangen bei einem Umstand, der inzwischen längst zum Alltag (zumindest auf der Bühne) geworden ist. Nikita Kamprad, Hauptkomponist der Band, übernimmt mittlerweile auch auf dem Album den Gesang – eine hervorragende Entscheidung, wie diverse Livedates in den vergangenen bald drei Jahren gezeigt haben.
Auch sonst hat sich ein Entwicklungsschub ins Songwriting eingeschlichen. Die Songs auf „Stellar“ wirken ausgereifter, betonen einmal mehr das technische Können der Musiker und setzen durch überraschende Breaks und Tempowechsel immer wieder neue Akzente. Keine Sorge, ihr Grundfundament haben DER WEG EINER FREIHEIT nicht verändert sondern nur in den Feinheiten justiert und dadurch ein Album geschaffen, dass vielfältiger und anspruchsvoller (auch für den Hörer) ist als die Vorgänger.
Das bedeutet einerseits, an „Stellar“ entdeckt man auch nach etlichen Durchläufen noch etwas, ein kleines Detail oder einen Spannungsbogen, der sich unter dem Offensichtlichen versteckt hat. Andererseits fällt damit der Einstieg in die Songs etwas schwieriger. Doch auf den Ticken an durchgängiger Eingängigkeit verzichtet man langfristig gern, denn weder wirken die Songs auf „Stellar“ überfrachtet noch absichtlich vertrackt. Der rote Faden stimmt, die Arrangement ebenfalls.
So finden sich mit dem beinahe doomigen Beginn von „Repulsion“ und dem anfänglichen, beinahe zärtlichen Klargesang Nikitas schon die ersten Überraschungen auf „Stellar“. Ein Hinweis darauf, was DER WEG EINER FREIHEIT im weiteren Albumverlauf offerieren – ein Wechselbad der Gefühle. Atmosphärisch ruhige Momente, dezente Ambient-Klänge und Blastbeat-Feuerwerke finden nämlich reibungslos nebeneinander ihren Platz auf dem Album. Zwar bleibt der Klargesang im Opener auf „Stellar“ die Ausnahme, dafür wird der Gehörgang ein ums andere Mal mit feinen Leadgitarren verwöhnt – bis der nächste Sturm losbricht.
Emotional, atmosphärisch und wuchtig sind einige der Adjektive, die im Zuge von „Stellar“ einfach genannt werden müssen. Das offenbart ebenso der Schlusspunkt „Letzte Sonne“, der trotz seines düsteren Klangbilds und den bissigen Vocals eine mitreißende Verspieltheit an den Tag legt. Dadurch bedingt gelingt DER WEG EINER FREIHEIT hier ein unglaublich starker Song, der sich nach und nach aufbaut, bis er auf den Höhepunkt erneut in einen Gewittersturm aus Blastbeats und schneidigen Leads mündet – fantastisch.
Sicherlich finden sich auf „Stellar“ Momente, die mir nicht auf Ewigkeit im Gedächtnis bleiben werden. „Eiswanderer“ wäre so ein Beispiel, das mich ganz persönlich nur im Mittelteil wirklich erreicht. Aber das Positive ist, es sind äußerst wenige Längen, dem eine Menge fantastisch ausgereifter Songs gegenüber stehen, und das darf man DER WEG EINER FREIHEIT schlicht und einfach zu Gute halten.
Einziges Manko: Bisher ist es ihnen nicht gelungen, die Energie und Wucht, welche die Songs live versprühen, mit ebensolcher Durchschlagskraft auf Konserve zu bannen. Vielleicht wären so aber ein paar der Feinheiten verloren gegangen. Trotzdem bleiben für mich DER WEG EINER FREIHEIT live einen Hauch packender als auf Platte. Aber im Grunde ist es egal, denn am Ende ist ein starkes Album herausgekommen, das Hörer der Band begeistern wird und alle Kritiker und Puristen, ob gehört oder ungehört mit vernichtenden Beschreibungen veredeln werden. Ich denke, wenn man derart starke Reaktionen hervorruft wie das Quartett, hat man mit seiner Kunst eine ganze Menge richtig gemacht. Chapeau!
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