Periphery - Juggernaut

Review

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Na bitte, es geht doch! – Das ist sicherlich einer der prominentesten Gedanken, die mir nach Genuss des dieser Tage erscheinenden Doppel-Albums „Juggernaut“ aus dem Hause PERIPHERY durch den Kopf schallen. Warum? Nun ja, auch wenn „Periphery II“ weit davon entfernt war, ein schlechtes Album zu sein, hatte es mich einigermaßen ratlos zurückgelassen – nicht, weil mich die Musik des US-Sechsers überfordert hätte, sondern weil „Periphery II“ ein wenig den roten Faden, die Integrität der künstlerischen Vision vermissen ließ. Gerade in dieser Hinsicht haben PERIPHERY offenkundig (zumindest sind meine Ohren dieser Meinung) Fortschritte gemacht – und servieren mit „Juggernaut: Alpha“ und „Juggernaut: Omega“ den knapp 81minütigen Beweis dafür.

Im Grunde könnte ich mich an dieser Stelle auch darauf beschränken, darauf hinzuweisen, dass PERIPHERY auch auf ihrem Dritt- / Viertling unverkennbar PERIPHERY sind, dass Fans der letzten Veröffentlichungen auch mit „Juggernaut“ glücklich werden: „Juggernaut“ bietet modernen Metal mit massig Djent-, Prog- und hier und dort auch coolen Jazz-Anleihen, dessen Dynamik dem Albumtitel alle Ehre macht: Unbarmherzig, schwer und vor Allem unaufhaltsam präsentieren sich die 17 Stücke der beiden Alben – getragen von erstaunlich abwechlungsreicher Gitarren-Arbeit, die – deutlich hörbar! – nicht nur auf Siebensaitern fußt, sondern hin und wieder auch Achtsaiter bemüht und dort tatsächlich in einigen Momenten an die letzten Alben IHSAHNs (!) erinnert. Dazu kommen die für PERIPHERY typischen ruhigen Momente, die souveränen Umgang mit synthetischen Klängen demonstrieren und so ihren Beitrag zur Dynamik „Juggernaut“s leisten.

So weit, so bekannt. Wo unterscheidet sich „Juggernaut“ jetzt von „Periphery II“ und wird zu einem Album, das nicht nur souverän, sondern ohne Einschränkung empfehlenswert ist? Hier kommen gleich mehrere Faktoren zusammen: Einerseits wäre da die durchaus überraschende Erkenntnis, dass sich die Vielzahl unterschiedlicher Elemente zu einem Großen und Ganzen zusammensetzt, atmosphärisch vollkommen integer wirkt und PERIPHERY – anders als auf dem Vorgänger – als Band mit einer starken gemeinsamen Vision präsentiert. Andererseits wäre da die überraschende Entdeckung, dass PERIPHERY sich selbst mehr zutrauen: Die Band bricht häufiger aus den Grenzen aus, die sie sich noch auf „Periphery II“ selbst gesetzt hat – die Djent-Elemente bleiben weniger im 4/4-Takt verhaftet; es gibt zwischendurch eingeschobene Blastbeats; die Lead-Gitarren sind in Skalen unterwegs, wie sie die Briten von THE SAFETY FIRE patentieren würden (wenn sie könnten); der Gesang ist variabler, gerade in den geschrienen Passagen um ein Vielfaches authentischer als zuvor…

Vor Allem sind PERIPHERY anno 2015 tiefer. Damit meine ich gar nicht so sehr die Achtsaiter, die zugegebenermaßen ordentlich Wumms mitbringen (was als Kompliment an die Produktion zu verstehen ist) – sondern die Tiefe des Klangbildes: So entfalten sich „The Event“ und „Four Lights“, beides Instrumental-Stücke auf Teil „Alpha“, in einer klanglichen Tiefe, wie sie zum Beispiel TEXTURES auf „Drawing Circles“ gelungen ist. Es ist einfach mehr Substanz, die PERIPHERY auf „Juggernaut“ in Klang gegossen haben. Habe ich mich bei „Periphery II“ noch darüber beschwert, dass besagtes Album etwa 15 Minuten zu lang ist, treffen PERIPHERY im Hinblick auf die Spielzeit „Juggernaut“s genau ins Schwarze: Jede Sekunde trägt zur atmosphärischen Dichte des Doppel-Albums bei.

So bleibt eigentlich nur eine Frage: Wo ist der Unterschied zwischen „Alpha“ und „Omega“? Zunächst soll erwähnt werden, dass es natürlich Berührungspunkte gibt: Die Textzeilen aus dem „Alpha“-Opener „A Black Minute“ werden in „Reprise“ aufgegriffen; einige weitere Textzeilen werden mehrfach aufgegriffen; in der Tat findet sich sogar eine Gesangslinie, die in beiden Titeltracks verwendet wird – auch wenn, und da liegt nun der Unterschied, „Omega“ einige Facetten dunkler ist als „Alpha“. Allein „Graveless“ und „Hell Below“ sind derart bösartig, dass ich mich dabei ertappe, dass ich an PERIPHERY als Urheber dieser Monster zweifle…

…und das ist auch so etwas, das ich PERIPHERY im Angesicht von „Periphery II“ nicht zugetraut hätte. Schön, dass der Sechser mich mit „Juggernaut“ so angenehm überraschen kann – vielleicht bemerken auch weitere zukünftige Ex-Kritiker, dass PERIPHERY eine Menge dazugelernt haben: Authentizität, Integrität, Vision, Fokus auf das Wesentliche. All das macht „Juggernaut“ zu einem der ersten progressiven Highlights des noch jungen Jahres.

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18.01.2015

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