Obscure Infinity - Perpetual Descending Into Nothingness

Review

Galerie mit 15 Bildern: Obscure Infinity auf dem Summer Breeze Open Air 2016

„Perpetual Descending Into Nothingness“, das dritte Epos der Westerwälder OBSCURE INFINITY, ist eine von genau diesen. Eine von diesen Platten, bei denen du schon nach zwei Takten weißt: Hier brennt nichts an. Obwohl natürlich das Höllenfeuer nah ist. Während das geile Retro-Melo-Intro dich noch in seinen Bann zieht, musterst du das Cover und eine innere Stimme zischt dir jovial in die sofort routiniert geschwärzte Seele: Join the Testimony Of The Ancient Everflowing Stream! Jump into Your Clandestine Seagrave!

Du drehst mit zitternden Fingern das Booklet um, erfreust dich an den perfekten Songtiteln aus dem Setzkasten der tonalen Todeskunst – und schon bricht der Opener mit einem Killerriff, einem „Uhg“ und einem „Yearrggh“ über dich herein. Du bist elektrisiert und bestätigt: Dein Instinkt hatte dich nicht getrogen, deine Seele bereits auf den Pfad zur Linken zu schicken: „Sorcery Of The Black Souls“ macht sofort und kompromisslos klar: Hier bist du zu Hause. Hier in der uralten Dämonen-Kathedrale am Rande der schwedischen Schnee-Wüste. Und hier bleibst du für die nächste Dreiviertelstunde. „Perpetual Descending Into Nothingness“ lässt das Kopfkino weiterlaufen; lediglich ein paar faulige Schwaden ziehen durch die erhabene Dunkelheit, mit besten Grüßen diverser unter der Sonne Floridas verroteter Kadaver.

OBSCURE INFINITY zelebrieren pechschwarzen, im besten Sinne erwachsenen Death Metal mit DISSECTION in der Leadgitarre, klassischem Schweden-DM im Riff, einer Atmosphäre, die zum Teil den frühen PESTILENCE nicht unähnlich, dann wieder schwarzmetallisch angehaucht ist, und einem ordentlichen Batzen Morrisound-Aggression. Garniert wird das alles mit kleineren Bonmots – „Expiration Of The Lost“ jubelt dir zum Beispiel nach einer Minute ein runtergezogenes KREATOR-Riff im „Renewal“-Style unter, „A Forlorn Wanderer“ lässt mit phasenweise epischem Klargesang aufhorchen und „From Odium And Disease“ hat zwischendurch ein grooviges S.O.D.-Riff im DM-Pelz anzubieten.

Und so ist „Perpetual Descending Into Nothingness“ so etwas wie ein anspruchsvoll und elegant komponiertes Mosaik der bösen Kunst im allgemeinen und des Todesmetall im Speziellen, bei dem jedem Detail anzumerken ist, dass es genau so und nicht anders geplant war. Und dass es hier von Melodien nur so wimmelt, rückt das Werk keinen Millimeter in Richtung all dessen, was heute so als Melo-Death verkauft, diesem Label aber zu keiner Sekunde gerecht wird.

Ich erinnere mich, dass der Metal Hammer vor hundert Jahren zum Erscheinen von MORGOTHs Magnum Opus „Cursed“ sinngemäß feststellte, wenn jemand Außenstehendem des Thema DM erklärt werden solle, dann ginge das repräsentativ und formidabel mit dieser Scheibe. Für den Moment jedenfalls spreche ich dies „Perpetual Descending Into Nothingness“ auch zu. Und wenn du dann auch noch das geile Seagrave-Cover von Juanjo Castellano großformatig ums schwarze Gold gefaltet mitlieferst, dann ist eben auch die Optik des DM gleich mal verdeutlicht.

Ziemlich cool. Und mit eigener Note in bester Gesellschaft bei all den anderen tollen neuen DM-Kapellen hierzulande.

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09.01.2015

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