Wenn man sich das Cover der zweiten Langrille des Thüringer Quartetts DEMENTI anschaut, erwartet man prolligen Rock à la BÖHSE ONKELZ, aber falsch, es ist prolliger Rock à la IN EXTREMO, jedoch ohne jegliche Mittelalter-Einflüsse. Das Trademark der vier Jungs ist sicherlich die sehr markante Stimme von Frontnase Nico. Ein regelrechtes Potpourri von verschiedenen gesanglichen Vorbildern kann man dem Sänger nachsagen. Mal hört man Micha von IN EXTREMO, dann wieder Herrn Lindeman von RAMMSTEIN oder auch Chris Pohl von TERMINAL CHOICE heraus. Richtig gelesen, den TC-Heini auch, und warum? Weil die Musik dieser vier Autofanatiker aus dem Bundesland der Bratwürste recht Industrial-lastig rüberkommt. Besonders die Elektro-Einsprengsel des Keyboards lassen diesen Schluss zu. Sowohl die gesangliche, als auch die musikalische Nähe zu dem Industrial- bzw. dem Gothic-Genre lässt sich einfacher nachvollziehen, wenn man weiß, dass DEMENTI schon häufiger die Vorband für solche Combos waren, wie IN EXTREMO, DAS ICH, UNHEILIG, UMBRA ET IMAGO. Ich will ja keinem was unterstellen, aber da hat man bestimmt einfach mal was abgekupfert und trotzdem überwiegen die Rockelemente. Besonders die Gitarrenfraktion wird ihren Spaß an „Für Heute Reichts (Nimm Dir das Leben)“, so der zweideutige Album-Titel, haben. Doch nicht nur der Name des Albums ist zweideutig, der lyrische Rahmen umfasst alles von metaphorischen Doppeldeutigkeiten bis hin zu sinnlosem Gebrabbel – je nach Standpunkt. Alle Texte sind übrigens auf deutsch. Teilweise wirken die Songs aber etwas unfertig. Das Songwriting ist zum Teil etwas holprig, als Beispiel wäre da der Song „Vater“ zu nennen. Dieser beschäftigt sich mit dem ernsten Thema Pädophilie/Inzest, doch die eher beschwingten Keyboard-Melodien und der Kehrreim lassen die ganze Sache etwas pietätlos erscheinen. Was man den Jungs aber als sehr gelungen ankreiden muss, ist die ziemlich fette Produktion, obschon die CD in Eigenregie aufgenommen wurde im eigenen Studio – dafür alle Achtung. Viele Songs haben durchaus Ohrwurmcharakter, von denen ich dem interessierten Hörer besonders „Vater“, „Bluttat“ und „Schmerzverzerrt“ ans Herz legen kann. Alles in allem denke ich, dass die Band viel mehr aus sich machen kann und wird. Und denk daran „Du bist Deutschland“.
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