Downfall Of Gaia
Interview mit den Gitarristen Dominik und Peter zum neuen Album "Aeon Unveils The Thrones Of Decay"
Interview
Sechs Jahre, drei Alben, alle super. Noch Fragen? DOWNFALL OF GAIA stehen seit ihrem 2010er-Debüt „Epos“ mit an der Spitze des deutschen Post-Metal-Umfelds, wenige andere Bands aus dem Bereich haben in so flottem Takt so viele so gute Alben herausgebracht. Mit „Aeon Unveils The Thrones Of Decay“ liegt nun Full-Length-Album Numero drei vor. Natürlich haben wir die Jungs im Zuge der Veröffentlichung vor’s Mikro gebeten – die beiden Gitarristen Dominik und Peter stehen Rede und Antwort zu DOWNFALL OF GAIAs neuem Album „Aeon Unveils The Thrones Of Decay“:
„Aeon Unveils The Thrones Of Decay“ ist ein unheimlich facettenreiches Album, in dessen Verlauf der Hörer mehrere verschiedene Emotionen und Stimmungen durchmacht, das aber nicht nur im Bauch, sondern auch im Kopf funktioniert. Wie schreibt man so ein facettenreiches Werk, sprich: Was macht ihr anders als andere Bands, wenn es um das Ausbalancieren von Emotionalität, Atmosphäre und Kopflastigkeit geht?
Dominik:
Erstmal vielen Dank für das Interview!
In der Regel bereiten Peter und ich, jeder für sich, Songs/Demos vor und wenn alles steht, setzen wir uns alle zusammen an die neuen Ideen und jeder bringt seinen Input mit ein. Da wir mittlerweile über zwei Kontinente verteilt leben, würde das ganze ohne gute Vorbereitung gar nicht laufen. Meistens stehen also schon komplette Songideen, wenn wir aufeinander treffen.
Ich würde jetzt nicht behaupten wollen, wir folgen dann immer dem ultimativen Geheimrezept, aber ab diesem Punkt spielt das sogenannte „Bauchgefühl“ schon eine verdammt wichtige Rolle. Wir haben zwar vor Augen, was wir in einem Song unterbringen wollen und was uns wichtig ist, aber das ganze muss sich in dem Moment auch richtig anfühlen und wenn es das nicht tut, wird die Songidee meist verworfen. Es dauert ziemlich lange, bis jeder von uns mit einem Song zufrieden ist. Das kann schon etwas dauern. Vielleicht ist das ja genau unser „Rezept“ … wer weiß.
Auf dem Album sind von Wut und Hass über Verzweiflung hin zu Trauer und erlösenden Momenten verschiedenste Emotionen abgedeckt. Inwiefern plant ihr sowas (bzw. ist das überhaupt planbar) und wie sieht die Ausführung aus? Versetzt ihr euch in die Stimmung, die ihr haben wollt, oder kommt das von alleine? Sprich, bestimmt die Idee eure Stimmung oder eure Stimmung die der Musik?
Peter:
Unsere Alben bauen immer auf einem bestimmten Konzept, bzw. Thema auf. So auch bei „Aeon Unveils The Thrones Of Decay“. Wir packen also Emotionen in die Songs, die wir mit diesem Konzept verbinden und die zu den jeweiligen Ideen stimmig erscheinen. Wir möchten beim Hörer mehr ansprechen, als nur eine einzige Emotion, um die Ideen hinter unseren Songs und unserem Album auch musikalisch und nicht nur textlich zu verdeutlichen. Man kann also schon sagen, dass es in gewisser Weise geplant ist und wir uns darüber Gedanken machen, welcher Moment bzw. welche Stimmung eine gute Antwort auf die vorhergehende ist.
Auch der Aufbau der Songs spielt für die Wirkung des Albums eine große Rolle. Immer wieder werden Ideen auf einen Höhepunkt hin gesteigert, bis es eine Art „Ausbruch“ gibt. Welchen Stellenwert nimmt der Aufbau eines Liedes bei euch im Songwriting ein, und wann im Laufe eines Songwriting-Prozesses macht ihr euch darüber Gedanken, in welcher Form eine Idee/ein Riff/eine Emotion präsentiert wird? Oder unterscheidet ihr gar nicht so krass zwischen den Einzelelementen und der Struktur eurer Musik?
Dominik:
Ich glaube, so verkopft gehen wir die Sache gar nicht an. Im Laufe der Jahre hat sich ein gewisser Automatismus eingestellt und wir machen halt einfach. Wirklich wichtig ist uns allerdings, dass alles fließend und stimmig wirkt. Hier sind wir dann wohl wieder beim „Bauchgefühl“.
In meiner Review habe ich einige der Genres genannt, deren Einfluss ich auf „Aeon Unveils The Thrones Of Decay“ herauszuhören meine, konkret: Post-Metal, Sludge, Crust und Black Metal. Ich weiß, dass das jenes Schubladendenken ist, das Musiker meist eher weniger mögen, aber in eurem konkreten Fall interessiert es mich wirklich: Welche (dieser) Genres würdet ihr auch selber als Einfluss auf eure Musik ansehen? Und gibt es darunter eines, das ihr selber gar nicht heraushört?
Dominik:
Unsere Haupteinflüsse kommen ganz klar aus Doom, Sludge und Black Metal.
„Groß geworden“ sind wir mit Crust, was für uns mittlerweile aber keine wirklich große Rolle mehr spielt, auch wenn irgendwas davon bei unserem Songwriting wohl hängen geblieben sein muss, ansonsten würden wir nicht immer wieder darauf angesprochen werden.
Ganz generell: Laut Internetquellen kommt ihr aus drei verschiedenen Städten, nämlich Hannover, Hamburg und Berlin. Verkompliziert das das Schreiben und die Aufnahmen eines Albums, aber auch z.B. die Proben vor Liveauftritten nicht ungemein? Wie kam es dazu, und wie geht ihr im (Musiker-)Alltag damit um?
Dominik:
Wie anfangs schon erwähnt, sind es mittlerweile sogar zwei Kontinente.
Johannes hat sich im Dezember 2013 dazu entschlossen, die Band zu verlassen. Das ganze wurde einfach zu viel und er wollte den Fokus lieber auf andere Dinge legen. Seinen Platz hat unser Freund Michael aus New York eingenommen. Ihn haben wir auf unserer letzten US-Tour kennengelernt, sind einen Monat zusammen durch’s Land gereist und haben uns direkt gut verstanden. Als die Suche nach einem Drummer in Deutschland nicht sonderlich erfolgreich war (es gab leider immer etwas auszusetzen, sei es nun die mögliche Zeit für die Geschichte, die „Skills“ oder andere Dinge), fing Mike an rumzuscherzen, er würde es machen. Ein paar Tage später haben wir uns gedacht: „Warum eigentlich nicht?!“ Wir kommen nun zwar immer noch aus drei unterschiedlichen Städten, allerdings sind es Hamburg, Berlin und New York.
Das ganze bedarf auf jeden Fall gründlicher Planung und die Prioritäten müssen für alle ganz klar gesetzt sein. Andernfalls würde das alles nicht funktionieren. Wir machen alle definitiv eine Menge Abstriche in anderen Bereichen, um das Ding am Laufen zu halten.
Ursprünglich gestartet ist alles in Hannover und Hamburg (was ja ziemlich um’s Eck ist), bis ich dann nach Berlin gezogen bin. Wir haben uns dann in unregelmäßigen Abständen, „je nach Bedarf“, getroffen. Jetzt ist alles natürlich noch mehr verkompliziert worden.
Etwas wie regelmäßige Proben gibt es bei uns nicht. Geprobt wird in der Regel ein paar Tage vor einer Tour, einzelne Wochenendshows fallen weg. Das Songwriting für eine neue Platte war dieses mal etwas straffer geplant als üblich. Wir hatten jeweils zwei Wochen im März und im April. Flüge wurden gebucht, alle haben sich in Hamburg getroffen, jeder Tag wurde im Proberaum verbracht und es wurde nichts anderes getan, als die neue Platte fertigzustellen. Das Studio war bereits gebucht und nach April gab es für uns keine weitere Option zu proben. Wir wussten also, wir müssen fertig werden. Wie aber auch schon erwähnt, waren die Songs zum großen Teil zu Hause schon vorbereitet worden. Das ganze ist also realisierbar. Bedarf aber auch einer Menge Energie und Willen.
Noch ein paar Worte zum lyrischen Inhalt: Gibt es ein Textkonzept hinter „Aeon Unveils The Thrones Of Decay“? Und wenn ja, mögt ihr das ein bisschen ausführen? Was sind die „Throne des Zerfalls“, und inwiefern werden sie enthüllt?
Dominik:
„Aeon Unveils The Thrones Of Decay“ ist als Konzeptalbum zu verstehen. Jeder Song setzt sich mit dem Thema „Zeit“ auseinander und erzählt eine andere Geschichte. Es geht um (persönlichen) Zerfall und Verlusterfahrungen, Veränderungen und unausweichliche Situationen, die jeder von uns in seinem Leben erfahren wird oder schon erfahren hat. Die Zeit schreitet unaufhaltsam voran und enthüllt damit besagte „Throne des Zerfalls“. Es mag sich eventuell ein wenig pathetisch anhören, aber im Endeffekt kann man die Zeit zwar totschlagen und meinetwegen auch füllen, ablaufen tut sie uns allen aber trotzdem und jeder muss mit Zerfall und Verlust zurechtkommen. So unterschiedlich Geschichten des einzelnen auch ausfallen mögen, eines verbindet uns dann doch alle. Jeder arbeitet auf den Tod hinzu.
Zu guter Letzt: Laut der Bands-in-Town-Einbindung auf eurer Facebook-Seite stehen in nächster Zeit keine Konzerte an. Plant ihr denn noch, das „Aeon Unveils The Thrones Of Decay“-Material auch live vorzustellen? Und wenn ja, gibt es schon Aussichten, wann das ungefähr sein wird?
Peter:
Wir planen zur Zeit fest an drei Touren. Alle nehmen immer mehr Form an und ich denke, dass wir in den nächsten wenigen Wochen auch mehr Informationen dazu veröffentlichen können.
Und noch eine Bonusfrage: Da wir ja mit großen Schritten dem Jahresabschluss entgegengehen, was waren eure (bisherigen) Top-Alben 2014?
Dominik:
Ich vergesse bei sowas immer die Hälfte. Ganz sicher mit dabei sind aber
AGALLOCH – „The Serpent & The Sphere“
YOB – „Clearing The Path To Ascend“
ELECTRIC WIZARD – „Time To Die“
EYEHATEGOD – „Eyehategod“
PALLBEARER – „Foundations Of Burden“
Peter:
Ganz klar PALLBEARER – „Foundations Of Burden“
TRAP THEM – „Blissfucker“
PUNCH – „They Don’t Have To Believe“
WOMAN IS THE EARTH – „Depths“
MASTODON – „Once More Round To The Sun“
THE GREAT OLD ONES – „Tekeli–Li“
ELECTRIC WIZARD – „Time To Die“
Das war’s soweit von meiner Seite. Ich danke euch für eure Zeit und Antworten. Die berüchtigten letzten Worte gehören wie immer dem Interviewten …
Dominik:
Nochmals danke für das Interview! Wir sind ab 2015 wieder ausgiebig unterwegs und ein paar nette Sachen sind in der Mache. Wer mag, hält Augen und Ohren offen.
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Band | |
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Stile | Crust, Doom Metal, Doomcore, Post-Metal, Sludge |
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