Secret Sight - Day.Night.Life

Review

SECRET SIGHT aus Italien spannen mit ihrer Platte „Day.Night.Life“ den Bogen von 80er Jahre New Wave zu Post Punk. Die eingesetzten Stilmittel sind traditionell, und so befindet sich der Bass an vorderster Front, während der leicht kehlige Gesang im Hintergrund agiert. Die Gitarren bieten Fläche, und um den melancholischen Grundsound einen Gegenpol zu bieten, werden die Arrangements hier und da mit hohen Melodien aufgeflockt.

Beim ersten Durchlauf macht sich die halbe Stunde von „Day.Night.Life“ auch noch ganz ordentlich, eine warme und dichte Atmosphäre erfüllt den Raum. Sänger Matteo Schipsi agiert nicht zu theatralisch, auch wenn seine Bandbreite relativ schmal abgesteckt ist und sich gerade im abschließend „If Your Turn“ einige unschöne Froschquaker einschmuggeln. Nach einigen Durchläufen stellt sich schnell ein Sättigungsgefühl und der Bedarf nach mehr Substanz ein. Die acht Lieder auseinanderzuhalten fällt schwer, und die Vorgehensweise entpuppt sich als vorhersehbar und Schema F. Die Stimmung kippt also und SECRET SIGHT beginnen mächtig zu nerven, die hohen Leads können rasch als immer gleich und unpassend empfunden werden.

Zum Ende hin versucht sich das Quartett an Veränderungen, stoppt die Stücke auch mal ab, integriert verschiedene Stufen in die Songs und kann damit mit „Need“, „Long Line“ und „If You Turn“ doch noch punkten. Wobei hier einige Emotionen aufgrund der dumpfen Produktion untergehen, hier hätte man mit Hall deutlich mehr herausholen können und auch beim kleinen Finale von „Needs“ noch mehr auf Authentizität setzen müssen. „Long Line“ überzeugt dann mit minimalem Beat und zieht sich die Kraft aus dem Refrain ab, ein entspannender Song, der sich zwar deutlich vom Gesamtmaterial abhebt, im Vergleich mit ähnlichen Bands aber nicht sonderlich auffallen würde.

SECRET SIGHT haben mit „Day. Night.Life“ also eine nette Platte gemacht, die sicher Abnehmer finden wird, aber aufgrund von fehlenden Spitzen nicht sonderlich heraussticht. Die Spitzen hätten auch gerne dunkler Natur sein können und den Song in den Abgrund ziehen dürfen. Und wer sich in einem Genre tummeln will, in dem die Kronen schon verteilt sind, der muss zumindest eine gute Kopie mit Langzeitwert abliefern.

26.10.2014

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