Vor zehn Jahren brachten the mighty MESHUGGAH eine EP unters Volk, bei der es sich nicht einfach um einen Tonträger mit drei bis fünf Songs handelte. Das wäre zu einfach gewesen, 2004 schon und auch 2014. Und Einfachheit war ja bekanntlich noch nie die größte Stärke der visionären Schweden. „I“ ist ein Leviathan von einem Song. Groß, mächtig, ungreifbar und abgrundtief böse. Sein gelbes Auge blickt stechend vom Albumcover des neuveröffentlichten Opus‘, doch lässt es die schiere Urgewalt des 21-Minüters zunächst nicht einmal erahnen.
Dabei ist man von MESHUGGAH eigentlich so Einiges gewohnt. Am besten begegnet man der Musik dieser Band wie anspruchsvoller Klassik oder repetitiven Elektro-Rythmen: Man lässt sich überwältigen, vergisst den dem menschlichen Gehör angeborenen Suchreflex nach musikalischen Anhaltspunkten und genießt die Atmosphäre und die Brillianz der Interpreten.
Bei „I“ fällt diese Herangehensweise schwer, denn der Song ist „zu unstrukturiert“, wie Thomas Haake es ausdrückt, um die eigenen Gedanken schweifen zu lassen. Er bietet zu viel Abwechslung. Wie der namensgebende Paukenschlag in der Sinfonie rütteln die Übergänge von Part zu Part auf. Man kann nicht anders, als 21 Minuten konzentriert dranbleiben.
Grandiose Parts gibt es zuhauf, ja nahezu ausschließlich. Ob der schwer groovende „Mittelteil“ ab Minute 10:30, oder das dreiminütige, mit einer düsteren Leadstimme gespickte Outro; ob eineinhalb Minuten Intro-Wahnsinn oder ein irres Solo ab Minute 5:40, die Highlights sind zahllos. Technisch, dass muss man hoffentlich bei dieser Band nie wieder betonen, ist das alles weg- und zukunftsweisend. Auch die Produktion stimmt.
Als wäre dieses Monument allein den Kaufpreis nicht schon doppelt und dreifach wert, legen MESHUGGAH noch zwei Live-Aufnahmen („Bleed“ und „Dancers To A Discordant System“) und den obskuren und wenig bekannten Track „Pitch Black“ obendrauf. Spendet eure Ice Bucket Challenge-Euros an MESHUGGAH, besser als das hier wird es nicht.
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