Ich finde Buchverfilmungen in der Regel grässlich … zumindest wenn ich die literarische Vorlage im Vorfeld gelesen habe. In den letzten Jahren bessert sich dieser Umstand immerhin, an ein Meisterwerk wie die „Herr der Ringe“-Trilogie ist bislang dennoch nichts herangekommen. Die Lücke, die nach den drei Filmen entstand, war gewaltig und umso schöner ist es, dass Peter Jackson sich auch dem Hobbit angenommen hat. Die Erwartungshaltung enorm, ist das Ergebnis ein Spagat.
„Der Hobbit“ ist nämlich ein Kinderbuch! Das scheint bei einigen im Vorfeld nicht angekommen zu sein, weshalb mir Facebook-Kommentare der Sorte wie kindisch der Film doch sei ein breites Grinsen entlockten. Das gehört mittlerweile der Vergangenheit an. „Smaugs Einöde“ ist immerhin schon der zweite Teil, der als fettes 3D-Blu-Ray-Package erschienen ist.
Zunächst einmal herrscht Verwirrung. Der zweite Teil setzt nicht direkt am Ende von „Eine unerwartete Reise“ an, sondern ein Jahr zuvor. Das gibt dem eifrigen Zuschauer aber die Gelegenheit, ein paar wesentliche Hintergrundinfos zu erfahren. Als man wieder im Hier und Jetzt ankommt, geht es gewohnt bildgewaltig weiter, mit allem was dazu gehört (Orks, großflächige Landschaften und nicht zuletzt der Drache Smaug). Die kleine Reisegruppe um den liebgewonnen, jungen Hobbit Bilbo ist weiter auf dem Weg zur alten Heimat der Zwerge um diese zurückzuerobern. Besonders amüsant: Legolas spielt ebenso wie Tauriel ganz im Gegensatz zur Buchvorlage schon im Hobbit eine nicht unerhebliche Rolle.
Die ganz großen Höhepunkte bleiben in „Smaugs Einöde“ leider aus. Abgesehen von einigen actionreichen Momenten (einmal auch eine bis zum Erbrechen in die Länge gezogene Szene, bei der Legolas seine ganze fantastische Bogenschießkunst ausübt) labt sich der Film daran, Inhalte zu transportieren und eine Vielzahl von Charakteren einzuführen. Darunter leidet der Unterhaltungswert zwar marginal, über die fantastische Leistung der Schauspieler, die Inszenierung des Drachen und nicht zuletzt die zu Fernweh anstachelnden Natur Neuseelands machen das aber locker wieder wett.
„Smaugs Einöde“ mag im Vergleich zu den bisherigen Mittelerde-Filmen von Jackson zwar der schwächste sein, bleibt dennoch ein Pflichtkauf, der in jede Sammlung gehört. Das Package besticht nämlich obendrein durch eine Fülle an Bonusmaterialien, die nahezu alle sehenswert sind. Ob Peter Jackson einen mit seinem ganz eigenen Charme durchs Set und die Kulissen führt, oder Videologs Einblick in die Dreharbeiten gewähren, es macht Spaß.
Von Langeweile keine Spur und das wäre bei einem solch fantastischen Filmerlebnis nahezu undenkbar gewesen. Dennoch bleibt der Spagat zwischen kindischem Witz und düsterer Kulisse nicht jedermanns Geschmack. Ich freue mich jetzt aber schon auf das große Finale – kleiner Tipp am Rande: Unbedingt in Originalton schauen, die deutsche Synchronisation ist alles andere als von schlechten Eltern, verliert im Vergleich zu den Originalstimmen aber hörbar an Witz.
Absolut empfehlenswert!
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