The Arkanes - W.A.R.

Review

THE ARKANES knarzen aus der Anlage und sofort deutet sich an, was beim ersten gesungenen Ton Gewissheit ist. „W.A.R.“ macht zwar richtig Alarm, kommt aber mindestens 15 Jahre zu spät, um die Musikwelt zu revolutionieren. „Onus“ geht direkt ins Ohr, die Kraft geht definitiv von Gesang und Schlagzeug aus, auch wenn Gitarre und Bass natürlich ebenfalls keine schlechte Figur machen. Der Opener, der erste Appetithappen also, drückt auf die Tube, als ob er ein standesgemäßer Rausschmeißer wäre. Die Produktion ist schlichtweg überragend und derart klaren, differenzierten Druck habe ich schon lange nicht mehr gehört. Das ist dem Material auf „W.A.R.“ natürlich absolut zuträglich und für ein erstes Album umso mehr.

THE ARKANES aus Liverpool erinnern stark an TERRORVISION, die in den Neunzigern mit „Alice What’s The Matter“ einen Hit und mit „How To Make Friends And Influence People“ das dazugehörige starke Album veröffentlicht haben. Denn THE ARKANES sind genauso selbstsicher, routiniert und dabei ansteckend spielfreudig und dadurch zwangsläufig kreativ. Dabei orientiert sich die Band ganz klar an klassischen Rock Bands, wie es sie in den Neunzigern eben zuhauf gab. Böse Zungen behaupten ja „da wurden wenigstens noch Songs geschrieben“, die Nostalgiker aus alten Tagen dürfen hier also bedenkenlos zugreifen. Dabei müssen nicht immer die spektakulärsten Riffs herhalten, sondern stellenweise wird wirklich sehr minimal und einfach agiert. Tendenzen zu OASIS, THE VERVE und BLUR werden beim gemütlich-sphärischen „Vampyre“ wach, THE ARKANES katapultieren uns tadellos stilecht zwanzig Jahre zurück und wirken dabei keine Sekunde bemüht oder als hätten sie vorsätzlich ein Ticket für den vielversprechenden Retrozug gelöst.

Bei allen lobenden Vergleichen muss man eben auch zusammenfassen, dass THE ARKANES aber nicht ganz mit den genannten Bands und deren Klassikern auf Augenhöhe sind – für ein erstes Album auch sicherlich keine Pflicht. Das gewisse Quäntchen zum Hit fehlt, auf Dauer schleichen sich Längen ein und 2014 kommen natürlich auch Abzüge im Fach „Eigenständigkeit“ dazu. Letztendlich führt „W.A.R.“ auch dazu, die besagten Klassiker mal wieder rauszukramen und eine Ehrenrunde im CD-Player drehen zu lassen. THE ARKANES werden junge Mitzwanziger wahrscheinlich nicht unbedingt vom Hocker reißen, keine Teenie-Idole werden und auch ganz sicher keine Trends setzen. „W.A.R.“ gehört eigentlich absolut nicht in diese Zeit, wirkt wie ein Alien zwischen all den progressiven Abfahrten, den wütenden Core-Bands und den barschen Irgendwas-Death-Metal-Bands, die heute an jeder Ecke lauern. Unterm Strich bleibt aber richtig gute, abwechslungsreiche und zeitlose Rock Musik.

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20.07.2014

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