Various Artists - Welcome To Our Nightmare

Review

Als Metaller ist man ja schon mal schnell bei ner Party fehl am Platze.
Vor allem dann, wenn die Belegschaft sich aus Leuten zusammensetzt, die BON JOVI für „starken“ Hardrock und METALLICAs „Master Of Puppets“ für n Playstation Game zu „Nothing Else Matters“ halten. Da kommt dann auch meist Kutte und Lederhose als Wahl der leichten Abendgarderobe nicht allzu gut an.

Dass man als derart gepolter Banger auch auf so mancher „Metalparty“ schwer im Abseits stehen kann, ist sicherlich auch hinlänglich bekannt. Da gibt es ja die Typen, die mit grimmiger Miene in der Ecke stehen und kein Wort mit einem wechseln, weil sie zu true sind, diese spindeldürren Kajalstift-geschändeten Tussen, die, sollte denn was laufen, einem den Lümmel beim anschließenden Blowjob schmerzhaft perforieren, weil sie sich für Vampire halten oder sonst irgendwie auf Blut stehen und natürlich die unvermeidlichen pseudointellektuellen Schwarzhemden… kittel, die Rotwein saufen und vornehmlich auf Nietzsche und Konsorten setzen und sich gegenseitig in nihilistischer Lebenseinstellung übertreffen wollen. Auch die Mucke an derartigen Abenden passt ganz gut zu den aufgelaufenen Personen.

Und für genau diese Scheißparties gibt es jetzt auch einen Sampler.
„Welcome To Our Nightmare“ ballert den Festgästen hauptsächlich kräftigen Death Metal um die Lauscher. Das Ganze soll als Vorstellung sechs neuer Thundering Records Acts dienen, die jeweils zwei Songs zum Besten geben dürfen. Die erste Band KRAGENS soll dann die Gäste schon mal durch vermeintlichen Abwechslungsreichtum auf Touren bringen, aber der mit Samples eröffnete Reigen ändert auch nichts daran, dass die Leute immer noch wie die Ölgötzen herumstehen. Natürlich ist die Mucke dabei so laut, dass eine gepflegte Konversation bereits im Keim erstickt wird … aber wer will sich schon mit den Langweilern unterhalten. Da lauscht man doch lieber den Power Metal lastigen Chören, die sich mit derben Todesbleigegurgel/Thrash-Passagen ablösen und die stumpfen, schon eine Quadrillionen mal gehörten Härtnerriffs enorm auflockern. Aber wirkliche Klasse wie bei INTO ETERNITY oder gar NEVERMORE ist da auch nicht zu erkennen. So gerät der zweite Track mit Bruce Dickinson artigen Vocallines auch nicht wesentlich besser, kann aber wenigstens einen eingängigeren Chorus aufweisen. Na super, die Mucke passt tatsächlich zu den Leuten hier. Aufgeblasen und nicht wirklich interessant. Naja, schauen wir mal, wie sich YORBLIND schlagen. Deren furztrockenes Riffing ist so innovativ wie Lochkarten auf der CeBIT, die Breaks, die zu den an anderer Stelle schon besser gehörten Melodic-Refrains führen, sind allesamt mit Ankündigung und wirken x-beliebig. Genau wie der Heini, der auf der Party für die Mucke verantwortlich zeichnet. Kann der nicht mal was anderes auflegen? Denn auch der zweite Song von YORBLIND ist so aussagekräftig wie der erste … also in etwa so sehr wie das belanglose Gelaber, das so ein Kerl von sich gibt, der den Rotwein nicht ganz vertragen hat. Gibt es eigentlich ein Ausbildungslager für diese Schlecht-Gelaunt-Schnell-Besoffen-Metaller?!
Dann kommen SKYWARD an die Reihe … Showtime für die Kajal-Tussen, die bei den beiden Tracks gleich mächtig abgehen. Hinter simpel-rockigen Riffs quäkt ne Holde ins Mikro. Irgendwie hat man da das Bedürfnis zu helfen … denn das Gequieke klingt sehr nach Hilferuf. Dabei ist die Mucke gar nicht so übel, hat einen leichten folkigen Einschlag und wäre somit theoretisch für laute Feiern mächtig prädestiniert. Der zweite Song gewinnt dann eindeutig, da die quietschende Dame ein wenig mehr Volumen aufbaut und schon eher überzeugen kann. Bisher das Highlight der Scheiblette. Ich meine, jetzt wo Tarja NIGHTWISH verlassen wurde, muss man sich vielleicht eher auf SKYWARD einstellen, haha!

Danach wird wieder geprügelt. KRISTENDOM spielen dabei den Soundtrack für die arme Sau am obligatorischen kalten Buffet. Der hat nämlich entdeckt, dass es mit den Kochkünsten der Gastgeber ebenso weit her ist, wie mit ihrem Musikgeschmack. Der Nudelsalat ist pampig und fad wie die Röchelstimme des Franzmannfronters, die Majo im Kartoffelsalat irgendwie geronnen und der Wurstsalat so matschig wie der Sound der beiden KRISTENDOM Songs, die so viel von ihrer gewollten Durchschlagskraft verlieren und eigentlich sowieso recht uninteressanten melodischen Skandinavien-Todesblei darbieten. Die folgenden KRYZALID (Wow! Die dritte Band mit KR… !) machen ihre Sache schon besser. Der Sound ist zwar ein bisschen hölzern, aber das schnellere Leadklampfengefiedel und die unleugbaren Wurzeln im Thrash der alten Schule reißen schon eher mit und lassen das Desaster am Buffet vergessen. Lediglich der eindimensionale, dünnbrüstige Shouter müsste noch an seiner Stimme arbeiten.

Wenigstens ein bisserl Spaß bei dieser Party! Denn auch das folgende über sieben Minuten lange „Freaks“ hat Einiges an melodiösem Gegniedel in ANNIHILATOR Manier zu bieten und kann trotz der stellenweise etwas hektischen Ausführung gefallen. Hier liegt durchaus Potential verborgen!

Den Abschluss bilden ASHURA… hoffentlich ist mit denen dann auch diese Langweiler-Feier beendet. Nun, als Rausschmeißer passt diese Band eigentlich ganz vortrefflich an den Schluss des Samplers. Teils grindiger, hauptsächlich melodischer und stets pfeilschneller Death Metal ballert aus den Boxen und gibt unmissverständlich zu verstehen, dass nun Zapfenstreich ist. Dabei geht die Abwechslung zwar verloren, aber man ist eigentlich nur froh, die Party endlich verlassen zu dürfen.

Mann, wie war das schön, als es früher zu MOTÖRHEADS „Hellraiser“ die schmackhaften Frikadellen von Mutti gab… naja, man muss ja nicht jede Einladung zu ner Feier annehmen!

23.11.2005

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