Seether - Isolate And Medicate

Review

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SEETHER waren eigentlich immer die besseren NICKELBACK. Härter, weniger schmalzig und mit einem mindestens ebenbürtigen Gespür für Hits. Bis ganz an die Spitze hat es für die Band um Chad Kroeger-Soundalike Shaun Morgan trotzdem, oder gerade deshalb, nie gereicht. Nachdem in den Nullerjahren mit „Karma and Effect“ und „Finding Beauty in Negative Spaces“ zwei wirklich gute Alben das Haus SEETHER verließen, stammt die letzte Neuveröffentlichung der Truppe mittlerweile aus dem Jahre 2011. Nach einer Best of-Compilation im letzten Jahr, gibt es dieser Tage mit „Isolate And Medicate“ endlich Nachschub.

Waren vor allem die beiden oben genannten Alben noch stark vom Metal beeinflusst, sowohl im Bezug auf Riffs und Drums als auch was Morgans Stimme angeht, betritt „Isolate And Medicate“ nun stellenweise ganz neues Terrain. Zunächst beginnt das Album jedoch in bekannter SEETHER-Manier mit „See You At The Bottom“. Die Gitarren sind bis auf das tiefe C heruntergestimmt, Erinnerungen an „Space Lord“ von MONSTER MAGNET kommen auf. Der Refrain geht sofort ins Ohr und am Ende gibt es sogar noch einen etwas aggressiveren Part. Alles wie gehabt also – auch wenn die orientalisch angehauchte Gesangsmelodie sicher nicht typisch SEETHER ist.

Generell gibt es nicht viele Songs auf „Isolate And Medicate“, die sich in diese Kategorie einordnen lassen. „My Disaster“ gehört dazu, „Nobody Praying For Me“ und „Keep The Dogs At Bay“. Fette Gitarren, Vers-Chorus-Dynamik und Morgans variables Organ sind ein winning team, ganz klar. Ein wirklicher Hit gelingt diesem Team jedoch auf „Isolate And Medicate“ nicht, weshalb ich den Fokus nun auch etwas auf die neuen, ungewöhnlichen Soundelemente und Songs legen möchte, von denen es auf dem neuen Langspieler gar nicht so wenige gibt.

Zunächst einmal wäre da ein Song wie „Same Damn Life“. Klingt irgendwie nach BLINK 182 und der Falsettgesang im Vers ist erstmal ein Schock. Ich empfehle jedoch ein zweites und drittes Hören, denn wieder einmal ist es der klasse Refrain, der dem Song irgendwie eine Logik gibt. Die Hard Rock-Elemente sind eindeutig zu hören, der Indie Rock aber auch. Ratlosigkeit angesichts dieses unheimlich eingängigen Zwitters macht sich breit. Noch so ein Ding ist „Words As Weapons“. Klavier, Streicher und ein wehmütiger Refrain – eine solche Ansammlung von Attributen hat ja normalerweise so gar nichts Verheißungsvolles an sich. Irgendwas machen SEETHER aber richtig, denn der Song nervt nicht und erhält bis zum energetischen Endpart sogar eine unerwartete Spannung aufrecht.

Es gibt noch mehr Indizien dafür, dass sich SEETHER mehr und mehr vom Alternative Metal entfernen. Ob das ein Grund ist, sich von der Band abzuwenden, dass muss jeder für sich selbst entscheiden. Die neuen Elemente auf „Isolate And Medicate“ sind jedoch keineswegs unspannend, wenn auch sicher nicht perfekt. Man darf gespannt sein wie es weitergeht. Die neue Scheibe lässt mich zunächst zwiegespalten zurück.

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02.07.2014

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