System Of A Down - Hypnotize

Review

Galerie mit 12 Bildern: System Of A Down Rock am Ring 2017

Warum veröffentlicht eine Band innerhalb von sechs Monaten zwei Alben? Der Grund, dass der überforderte Rezipient sich zeitversetzt mit dem Material auseinandersetzen sollte, um das Schaffen von SYSTEM OF A DOWN in seiner Gesamtheit zu verstehen, scheint nach der Erscheinung von „Hypnotize“ sowohl in qualitativer als auch quantitativer Hinsicht blanker Hohn für den Zuhörer zu sein. Dieser darf als Dankeschön für jedes nicht länger als 40 Minuten dauernde Album den vollen Preis hinblättern.

Gemäß der Zeilen „that if we fall, we all fall, and we fall alone“ aus dem wie eine Testosteron-getränkte Büffelherde lospreschenden Opener „Attack“ treten mit „Hypnotize“ bereits erste Abnutzungserscheinungen einer Band auf, die seit ihrem Debüt Maßstäbe für dynamischen, aggressiven, innovativen und ausdrucksstarken Sound gesetzt hat. Dass ein SYSTEM OF A DOWN Album für seine Verhältnisse, ich betone noch einmal: für seine Verhältnisse mit solch einer Belanglosigkeit an einem vorbeizieht, hätte vor einiger Zeit noch als undenkbar gegolten. Genau da setzen die ersten Songs an, die alleine durch hyperaktives Blastbeat-Geballer den Versuch unternehmen, Härte zu erzeugen, um dann wieder in die typischen Tranqillo-Momente abzutauchen („Dreaming“), aber nicht entscheidend zupacken.

In dieses Schema passt die unerträglich langweilige erste Single. Der Titelsong behelligt durch apathisches Wiederholen der immer gleichen Textstellen, gewürzt durch lethargisch dargebotene Melodien – steht aber auch dafür, dass ein Song sich im Kontext des Albums besser anhören kann, als isoliert betrachtet. Dem Lied in nichts nachstehen wollen die lustigen, aber musikalisch wenig gehaltvollen Stücke „Vicinity Of Obscenity“ und „She’s Like Heroin“ ebenso wie das schnelle aber doch schleppende „Stealing Society“, das neben den schweren Gitarren teilweise ein Rock’n’roll Feeling versprüht. Auch hier fällt auf, dass Daron es im Vergleich zu seinem „Duettpartner“ stimmlich immer noch nicht wirklich bringt. Er sollte sich eher als eine gute Ergänzung sehen…aber das muss nicht weiter erwähnt werden.

Auch wenn „Holy Mountains“ etwas zu lang geraten ist und man Ähnlichkeiten zu „Aerials“ nicht verleugnen kann, so entwickelt es zum Ende hin eine schöne Eigendynamik und ist das bis dato zweitlängste Lied SYSTEM OF A DOWNs. Doch letztendlich muss der Dank dem genialen „Soldier Side“ gelten, das durch eine packende Melodie und einer todtraurigen Stimmung seine eindringliche Botschaft verbreitet, um zur Mitte hin in das Intro von „Mezmerize“ zu münden. Ein versöhnliches Ende eines wenig (be)greifbaren Albums, das zwar in der selben Session wie sein Vorgänger geschrieben wurde, doch eine ganz andere, weniger eingängige Stimmung verbreitet…und weniger überzeugt, da gute Ideen vorhanden sind, doch selten durchgängig über Songlänge überzeugen.

„They were crying when their sons left, god is wearing black, he’s gone so far to find no hope, he’s never coming back…”. Schwache sieben Punkte.

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9 Kommentare zu System Of A Down - Hypnotize

  1. David sagt:

    Abgesehen von der Meinung über den Titelsong, der das brauchbarste Stück auf dieser Platte markiert, vollste Zustimmung und 1 1/2 Punkte weniger, weil "Hypnotize" gemessen an den beiden genialen Vorgängern ("Steal This Album" ausgeklammert) einen rigorosen Niveauabfall darstellt. Bin mir über den Sinn dieser Platte auch nach über 15 Hördurchgängen absolut nicht im Klaren, weil ich einfach nichts finde, was wächst! Falls mir jemand helfen kann und will, meine Mail-Adresse ist bekannt!

    5/10
  2. racer sagt:

    Nach erstmaligen hören war ich auch etwas enttäuscht, inzwischen bin ich aber richtig warm mit der Platte! Im Vergleich mit Mesmerize fällt sie zwar etwas ab, trotzdem ist es aber immer noch eine starkes Ding!

    9/10
  3. Anonymous sagt:

    Das Review trifft meine Meinung nun mal gar nicht.Eigentlich sollte ich jetzt ausfallend werden,was da für ein Sch**** geschrieben wird.Aber gut.Auch mir als beinhartem System Of A Down-Fan kam diese CD etwas merkwürdig vor..Abzocke?Vielleicht.Na und?Dann freut man sich eben gleich zweimal im Jahr wie ein kleines Kind auf eine CD.Aber zur Musik:
    Wie immer sehr speziell und doch diesesmal so eingängig wie selten zu vor.Nicht unbedingt das schlechteste.Als "Attack" das erste Mal lief dachte ich mir echt:ach du,wasn jetzt kaputt gegangen.Sehr aggressiv und dabei wieder mal typisch abwechslungsreich bis zum geht nicht mehr.Dieser Song zeigt auch warum es zwei Alben sind:sie sind Gegensätze,von der Optik passen sie zusammen.Vom Klang her nicht.Daron hält sich hier mehr zurück,es ist aggressiver als "Mezmerize" und dabei mindestens genauso innovativ."Dreaming" enthält eine wunderbare Melodie und gerade den Mittelteil finde ich genial."Kill Rock N Roll" ist in meinen Ohren einfach nur fett.Durchgeknallt wie eh und je mit gutem Text,zu dem man allerdings die Vorgeschichte kennen sollte.
    "Hypnotize" ist allerdings als Single ungünstig gewählt.Ohne Frage der Hammer aber weniger musikalisch,der Text macht es wieder mal.Politisch,wie früher."Stealing Society" hat mich wieder mal überrascht,textlich klasse und auch musikalisch ein Gedicht."Tentative"=klasse,den Rest spar ich mir."U-Fig"(komischer Name),nochmal eine der Perlen dieses Albums,ganz groß."Holy Mountains" hat eine Atmosphäre wie die früheren Balladen ist dabei aber keine wie "Spiders" oder gar "Aerials",allein deshalb schon sehr stark.
    "Vicinity Of Obscenity" hat mich echt zum lachen gebracht.Eines der verrücktesten Stücke das sie wohl je geschrieben haben,plötzliche Breaks,verrückter Text,coole Musik."She´s Like Heroin",geniale Melodie,geiler Text,klasse Musik dazu,was will man mehr,Darons Teile sind hierbei besonders gut,finde ich."Lonely Day",ist dann wohl eher die Ballade,Musik für graue Regentage,klasse."Soldier Side" beendet das Album sehr gut,womit der kleine Bruder anfing wird hier geendet.Der Text ist vor allem der Hammer schlechthin,Atmosphäre die kaum zu toppen ist und einfach perfekt.Insgesamt wirkt das ganze Album jedoch dann etwas komisch,ich kann nicht genau sagen was es ist,aber es ist da.Aber selbst wenn,9.5 Punkte wären mindestens drin+die geile Idee mit dem Artwork das mit dem anderen zusammen ein Bild ergibt und der restlichen Aufmachung+die DVD-Seite der Dual-Disc=einfach perfekt.
    Ganz großes Kino,für die großen Momente im Leben….

    10/10
  4. audaron sagt:

    Die Momente will dann aber keiner mit Qualitätsbewusstsein erleben …

    4/10
  5. horowitz sagt:

    Mich hat Mezmerize über weite Strecken enttäuscht. Hypnotize aber, WHOWWW!! Was für ein geiler Brocken. Kaum ein Durchfall, pure Agression, pure Romantik, keine Schranken, keine Fesseln, voll in der Fresse. Meiner Meinung nach System of a Downs bisher absolutes Glanzstück das man schwer toppen kann.

    9/10
  6. Anonymous sagt:

    Ich hab vergessen meine CD des Jahres neben "Mezmerize" und "The Code Is Red…Long Live The Code" von "Napalm Death".
    Was vielleicht auch ein Umstand ist,SOAD knüppeln hier mehr,im Gegensatz zu "Mezmerize".
    Aber etwas anderes:wisst ihr,neulich ist mir was komisches passiert.Eine Party und Leute die sonst Reagge hören verlangen nach SOAD…
    Das war beängistigend.Und da hab ich dann gemerkt,hey sogar Metaler haben eine Seele.Das tat mir nämlich in der Seele weh.
    Ich hab NIE an System Of A Down gezweifelt,egal was sie gemacht haben und wenn es Volksmusik gewesen wäre.NIE.Aber das hat mich doch zum grübeln gebracht ob ich da die richtige Lieblingsband habe??!!
    Nichts gegen solche Leute die Reagge hören,tolerant ja gerne aber das hat mich echt aus der Bahn geworfen.Warum?Können die uns Metaler nicht einfach lassen und andere Bands so hypen?Linkin Park und den anderen Schrott gibts doch immer noch,warum nicht die?Ach Leute…

    10/10
  7. doktor von pain sagt:

    Manchmal lese ich aus Spaß alte Kommentare bei metal.de. Der über meinem hier ist zum Beispiel echt lustig. Da jammert jemand, dass Leute, die Reggae mögen, auf System of a Down stehen. Jau, das ist natürlich ein riesiges Problem. 😀

  8. Watu sagt:

    Kulturelle Aneignung next Level. :))

  9. nili68 sagt:

    Ach komm, es gab‘ Zeiten in früher Jugend, da hat mich das auch gestört, wenn die „falschen“ Leute MEINE Musik mochten.. und vieles mehr, was man heutzutage, aus abgeklärter, erwachsener Sicht mit langem grauen Bart à la Gandalf höchst peinlich finden würde. Wenn ich an meine elitäre TRVE BM-Phase denke.. weia! Ein nicht abwertendes „Teenager halt.“