Sahg
Live in Stuttgart im Longhorn
Konzertbericht
Seit über zwei Jahrzehnten sind das US-amerikanische Quartett CLUTCH unterwegs, um den Stoner Rock mit dem Blues zu mischen. Die Band aus Germantown/Maryland ist vor allem Live eine Granate, Garant dafür ist die letztjährige restlos ausverkaufte Deutschland-Tournee. Nun machen sie wieder in Deutschland Halt, und an diesem Tag in LKA Longhorn in Stuttgart. Mit dabei, meine persönlichen Favoriten des Jahres 2013, SAHG aus Norwegen.
SAHG
Das Longhorn ist an diesem heißen Sonntag schon ordentlich gefüllt, als SAHG gegen 20 Uhr die Bühne betreten und gleich fulminant mit „Slip Off The Edge Of The Universe“ vom grandiosen letztjährigen Album „Delusions Of Grandeur“ loslegen. Mit unglaublicher Spielfreude und mächtig viel Spaß in den Backen präsentieren sich die perfekt aufeinander eingespielten Norweger und beweisen, dass sie die hohe Musikalität ihres aktuellen Albums auch Live mit spielerischer Leichtigkeit darbieten können. Vor allem Schlagzeuger Thomas Lønnheim besticht nicht nur mit seinem wuchtigen und dabei auch sehr vielseitigem Spiel, das Energiebündel von SAHG schneidet eine Grimasse nach der anderen, post sich einen ab, freut sich einen Ast und geht augenscheinlich vollends in der eigenen Musik auf. Diesem Mann könnte man stundenlang beim Schlagzeugspielen zusehen, ohne dass es langweilig wird, er lebt jeden Schlag, jede Note, jedes gesungene Wort. Keine Frage, Thomas würde einen guten Frontmann abgeben, wozu auch beiträgt, dass sein Schlagzeug fast ganz vorne aufgebaut ist, vor dem Schlagwerk von CLUTCH. Wo wir gerade dabei sind, Fronter Olav Iversen begeistert mit seinem kristallklaren, harmonischen Gesang, der wie auf CD klingt. Ansonsten konzentriert sich der Herr vornehmlich auf sein fehlerfreies Gitarrespiel, während die beiden Sidekicks an Bass und Gitarre nach anfänglicher Hüftsteifheit im Laufe des Sets immer mehr die Lust am Bangen bekommen. SAHG verbreiten richtig gute Laune, und das kommt auch beim zuerst etwas reservierten Publikum an, das aber schon ab dem zweiten Song richtig gut mitgeht und die Norweger immer mehr abfeiert. Mit ihren intensiven Melodien entführen SAHG 45 Minuten lang in ferne Galaxien – ganz stark!
Setliste SAHG:
Slip Off The Edge Of The Universe
Firechild
Godless Faith
The Executioner Undead
Ether
Pyromancer
Echoes Ring Forever
CLUTCH
Nach einer Umbaupause geht es mit den Maryland-Grooverockern weiter. Und wie! Hier stiehlt kein Drummer dem Frontmann die Show – Sänger Neil Fallon beherrscht unangefochten das Geschehen auf der Bühne und zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Der gute Vollbart-Mann wirbelt energiegeladen wie ein Derwisch über die Bretter, gestikuliert seine mit viel Pathos und Ironie vorgetragenen Texte und markiert dabei auf äußerst sympathische Art und Weise den netten Psychopathen von nebenan, der immerzu auf einzelne Fans eingeht. Damit stachelt er immer wieder das Publikum von neuem an, also ob die hervorragende Musik nicht genügen würde. Seine Mitstreiter wirken dagegen etwas hüftlahm, grooven eher gelassen mit dem Aktionsradius einer faulenzenden Robbe vor sich hin, und konzentrieren sich dabei auf die perfekte musikalische Darbietung. Dabei gehen die mitreißenden, enorm druckvollen und mörderisch-tighten Groove-Attacken wie „Crucial Velocity“, das entspannte „Gone Cold“ und „Earth Rocker“ durch den ganzen Körper, der einfach nicht mehr ruhig stehen will. So geht es wohl vielen, und CLUTCH verwandeln das Longhorn in ein regelrechtes Tollhaus. Vorne in der Mitte tobt der Pit, wie soll es nach dem Opener „The Mob Goes Wild“ vom „Blast Tyrant“ Album auch anders sein, jedes Stück wird wie ein Hitsong abgefeiert, und das Backdrop wird in wunderbar psychedelische Lichtsalven getaucht. Gut eingebaut auch das Schlagzeugsolo in der vom „Earth Rocker“ Album dominierten Setlist. Neben den bereits erwähnten Songs stechen vor allem noch die ruhigere fast-schon-Country-Nummer „The Regulator“, „Spacegrass“ vom legendären Debüt, sowie das wild abgefeierte, bluesige „Electric Worry“ mit den charakteristischen Refrainzeilen „Bang, bang, bang, bang! Vamanos, vamanos“. CLUTCH merkt man zwar einerseits ihre Routine nach über 20 Jahren an, aber auch ihre Leidenschaft, sie brennen für diese Musik, das ist authentisch. Ein Konzerthighlight des Jahres, das Publikum ist „clutchnass“ und glücklich, fein!
Setliste CLUTCH:
The Mob Goes Wild
Earth Rocker
Unto The Breach
Power Player
Cyborg Bette
Crucial Velocity
The Regulator
Mice And Gods
Pure Rock Fury
Spacegrass
Gone Cold
The Face
Gravel Road
Burning Beard
Cypress Grove
The Wolf Man Kindly Requests…
D.C. Sound Attack!
Electric Worry
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