FortaRock Festival
Iron Maiden, Dimmu Borgir, Slayer, Carcass, Behemoth u.a. live in Nijmegen
Konzertbericht
Das FortaRock präsentierte sich 2014 einmal mehr als rundum gelungenes Eintagesfestival: Mit einem hochklassigen Line-Up mit zahlreichen Hochkarätern von BEHEMOTH über SLAYER und DIMMU BORGIR bis hin zu IRON MAIDEN, einer angenehmen Atmosphäre sowie der schönen Location im Goffertpark. Dass die Wettergötter ein Einsehen hatten und diesem letzten Samstag im Mai strahlend gutes Wetter bescherten, war dann das Sahnehäubchen für einen gediegenen Trip nach Holland.
Wie jedes Jahr lockt das sympathische Nachbarland im Westen am letzten Maiwochenende mit einem Festival der Extraklasse: Das FortaRock, das seit dem letzten Jahr gleich zwei Nummer größer geworden ist (diesmal sollen es 25.000 Zuschauer sein) und dementsprechend noch größere Bands an den Start bringt: SLAYER waren vor zwei Jahren noch Headliner auf dem Festival und dürfen heuer für IRON MAIDEN anheizen. Dazu DIMMU BORGIR mit einem ihrer seltenen Liveauftritte in letzter Zeit, CARCASS, GOJIRA, SABATON, BEHEMOTH, ANTHRAX, TRIVIUM, GHOST … die Auswahl der Bands ist groß und im Vorfeld genaue Planung erforderlich, welche Bands man sich denn anschaut, da sich die Auftritte zum Teil überschneiden.
Wie jedes Jahr ist der erste Brüller die Abfahrt 4 auf der Autobahn, mit den verheißungsvollen Städtenamen „Beers“ und „Grave“. Anders als letztes Jahr geht es bereits vor der empfohlenen Abfahrt von der Autobahn, durch einige Vororte von Nijmegen und fernab jeglicher Staus in Richtung Goffertpark. Die Veranstalter haben nachgerüstet und nicht nur zahlreiche Verkehrshelfer eingestellt, sondern auch einen großen Parkplatz für die Festivalgänger bereitgestellt – kostenlos! Ein nicht zu verachtender Service, denn ansonsten kann das Festival bei diesem Line-Up natürlich nicht mit Billigpreisen punkten. Tickets liegen bei 75,00 EUR, das Bier kostet 2,60 EUR, Fritten 3,90 EUR, und alles wird über Wertmarken (gibt es am Automaten) bezahlt.
Blood Ceremony
Galerie mit 3 Bildern: Blood Ceremony - FortaRock 2014Am Eingang läuft alles reibungslos und flott, die Sonne scheint, und mit den Openern locken bereits die ersten tollen Bands. In unserem Fall die kanadischen Psychedelic-Occult-Rocker BLOOD CEREMONY. Die spielen noch in einem halbvollen Zelt, können aber mit Songs, wie „Oliver Haddo“, „The Eldritch Dark“ oder „My Demon Brother“ überzeugen. Im Mittelpunkt steht Sängerin und Flötistin Alia O’Brien, die durch die Bedienung ihrer mittig plazierten Orgel einen eingeschränkten Bewegungsradius hat, aber ein guter Teil der Show wird eh über die bereits jetzt gelungene Lichtshow transportiert. Nachts mag die Musik noch magischer wirken, aber als Eintieg war das schon gar nicht schlecht.
Derweil geben sich auf der Hauptbühne VANDENBERG’S MOONKINGS die Ehre – die Band um den ehemaligen WHITESNAKE-Gitarristen Adrian Vandenberg, die selbstverständlich einige Klassiker im Repertoire hat („Here I Go Again“). Sänger Jan Hoving mag zwar kein David Coverdale sein, aber sein Hüftschwung ist geschmeidig, die Musik gefällig, die Gitarrensoli gekonnt – und da die Band dieses Mal den Lokalmatador gibt, fällt der Applaus des Publikums nicht zu knapp aus.
Ghost
Galerie mit 16 Bildern: Ghost - FortaRock 2014Weiter geht es im Zelt mit GHOST, die schwedischen Maskenmänner um Papa Emeritus II.: Die haben eine nicht zu knappe Fanschar mitgebracht; vor allem jüngere Zuschauer finden sich in den ersten Reihen ein, um der Show hautnah beizuwohnen. Diesmal gibt es zwar kein Weihrauch, aber musikalisch bieten die Schweden umso mehr und haben mit „Con Clavi Con Dio“, „Elizabeth“ und „Stand By Him“ gleichfalls ältere als auch jüngere Songs am Start. Nicht fehlen dürfen natürlich der satanische Discostampfer „Year Zero“ als Einstieg sowie das frenetisch bejubelte „Ritual“.
Setlist:
Masked Ball
Year Zero
Con Clavi Con Dio
Elizabeth
Depth Of Satan’s Eyes
Prime Mover
Stand By Him
Ritual
Monstrance Clock
Auf der großen Freilichtbühne locken derweil die Amis TRIVIUM die Massen. Kurz Zeit für ein Grolsch bei herrlichem Sonnenschein und einen Blick von der Aussichtsplattform.
Behemoth
Galerie mit 12 Bildern: Behemoth - FortaRock 2014Schnell wieder zurück zum Zelt, denn dort machen sich BEHEMOTH bereit – und die verfinstern mit ihrem Set alles. Musikalisch massiv und die Show perfekt: Die Accessoires stimmen (beispielsweise der mit Schlangenköpfen verzierte Mikroständer), Pyros und Nebelsäulen werden gezündet, und die Band um Frontmann Nergal ist wie gewohnt engagiert dabei. Dazu gibt es einen düsteren Songpotpurri von „Ov Fire And The Void“ über „Chant For Eschaton 2000“ bis hin zu „Christians To The Lions“.
Setlist:
Blow Your Trumpets Gabriel
Ora Pro Nobis Lucifer
Conquer All
Christians To The Lions
The Satanist
Ov Fire And The Void
At The Left Hand Ov God
Chant For Eschaton 2000
O Father O Satan O Sun!
Welch ein Kontrastprogramm auf der Hauptbühne: Dort sind die schwedischen Metaller SABATON am Start und verbreiten mit ihren Songs gute Laune – was gut ankommt, wenn man nicht gerade geplättet von einem BEHEMOTH-Gig kommt.
Gojira
Galerie mit 12 Bildern: Gojira - FortaRock 2014Im Zelt geben sich anschließend die französischen Progressive-Groove-Metaller GOJIRA die Ehre: Die kommen live traditionell gut an und haben mit ihren gedehnten, fetten Riffs auch die richtigen Mittel, um die Menge anzuheizen. Vor allem ist auf der Bühne ordentlich Bewegung, beispielsweise wenn Frontmann Joe Duplantier und Bassist Jean-Michel Labadie ihre Instrumente durch die Luft bugsieren. Besonders abgefeiert werden „Flying Whales“, „The Heaviest Matter Of The Universe“ und „L’Enfant Sauvage“. In der Nebenkategorie „coolstes Shirt“ geht der Preis übrigens heute an Joe Duplantier: Seine Wahl: Ein Frank Zappa-Shirt mit dem Slogan „There is no hell, there’s only France“ – nuff said!
Carcass
Galerie mit 16 Bildern: Carcass - FortaRock 2014Kleiner Abstecher an die frische Luft, wo der mächtig angesagte CREED-Ableger/-Nachfolger ALTER BRIDGE spielt. Nicht schlecht, aber CARCASS anschließend im Zelt sind besser: Nicht nur, dass die Briten letztes Jahr mit „Surgical Steel“ ein formidables Comebackalbum abgeliefert haben, auch live können sie es immer noch. Nur einmal verkacken sie gleich zweimal hintereinander den Einstieg, aber ansonsten hält der Gig fiese Leckerbissen der Liga „Buried Dreams“, „Captive Bolt Pistol“, „Corporal Jigsore Quandary“ und „Heartwork“ bereit. Saubere Leistung, so wie man das von Chefchirurgen erwarten darf.
Slayer
Galerie mit 16 Bildern: Slayer - FortaRock 2014Was wird nicht über SLAYER anno 2014 gesagt – Bostaph kann Lombardo nicht ersetzen, im Vergleich zu früher ist die Bühnenperformance statisch, und Tom Araya singt nicht mehr ganz so gefährlich wie ehedem. Okay. Fakt ist aber auch, dass die Band sich nicht schlecht aus der Affäre zieht: Klar, der Einstieg mit „World Painted Blood“ und „Hate Worldwide“ ist eher lahm, aber anschließend gibt es genau die Klassiker, die man hören möchte: „War Ensemble“, „Seasons In The Abyss“, „Raining Blood“, „Angel Of Death“.
Einzig die Bühne wirkt ein wenig zu groß (die ist schon für das große Finale mit IRON MAIDEN eingerichtet), und die Backdrops können genauso wenig wie das gitarrespielende Tätowierkunstwerk Kerry King die Räume richtig ausfüllen. Apropos: Zum Abschluss zollt die Band ihrem verstorbenen Gitarrero mit einem eigenen Hanneman-Backdrop im Heineken-Design Tribut. Das ist ehrlich gesagt das, was man von einer Band wie SLAYER erwarten kann. Genauso übrigens, dass Tom Araya einmal einen der Kameraleute ancheckt, als dieser gerade Gary Holt beim Solo filmt. Breites Grinsen! Dem Publikum gefällt’s jedenfalls.
Setlist:
World Painted Blood
Hate Worldwide
Necrophiliac
Mandatory Suicide
Captor Of Sin
War Ensemble
Disciple
Seasons In The Abyss
Hallowed Point
Dead Skin Mask
Raining Blood
Black Magic
—
South Of Heaven
Angel Of Death
Dimmu Borgir
Galerie mit 16 Bildern: Dimmu Borgir - FortaRock 2014Im Zelt gibt es vor dem großen Finale noch eine Portion Black Metal – so wie sich DIMMU BORGIR das heutzutage vorstellen. Erstmal Rätselraten: Wer ist eigentlich der kurzhaarige Schminkartist an den Keyboards (bzw. an den satanischen MacBooks)? Wer bedient den Bass, wer das Schlagzeug? Okay, lange nichts mehr von den Norwegern gehört. Und nach diesem Auftritt kann man auch nicht von einer Rückkehr mit einem Knall reden: Frontmann Shagrath erinnert mit seiner Fransenjacke an Ozzy Osbourne in den Endsiebzigern, fährt sich häufig nervös durchs Haar und wirkt, als wäre er nur halb bei der Sache.
Dann die Setlist, die im ersten Teil aus Songs des „Death Cult Armageddon“-Albums besteht – nett, aber die besten Songs befinden sich halt auf anderen Alben. Insgesamt ein Auftritt, der einige Fragezeichen hinterlässt.
Setlist:
Allegiance
Progenies of the Great Apocalypse
Lepers Among Us
Vredesbyrd
Cataclysm Children
The Serpentine Offering
Gateways
Puritania
Dimmu Borgir
Mourning Palace
Schnell nochmal zur Monster Energy Stage, wo zeitgleich ANTHRAX einheizen, was auch keine schlechte Wahl gewesen wäre. Von weitem schallt uns „T.N.T.“ entgegen, und zum Abschluss spielen Joey Belladonna & Co. noch das TRUST-Cover „Antisocial“. Kennt man, hört man immer wieder gerne, und ANTHRAX sind live immer noch eine Wucht.
Iron Maiden
Um 21:00 Uhr ist dann die Zeit für das Finale gekommen, IRON MAIDEN, die Könige der NWoBHM. Zunächst fällt die Bühnendeko im Antarktis-Design auf – zumindest Geschmackssache, aber dass Nicko McBrain davon verdeckt wird, wenn man etwas seitlich steht, ist natürlich suboptimal. Im Gegensatz zur Band und zur Show: IRON MAIDEN mögen zwar nicht mehr die Jüngsten sein, aber sie spielen sich den Arsch auf, und Bruce Dickinson springt und wirbelt über die Bühne wie ein Teenager. Dazu passt, dass er, wenn er schon mit einer Flagge schwenkt, den Gitarristen damit durchs Gesicht fährt (vor allem Janick Gers muss bei seinem Solo dran glauben).
Musikalisch gibt es eh nichts zu kritteln: „Run To The Hills“ ist ebenso dabei wie „Fear Of The Dark“, „Wasted Years“, „Can I Play With Madness“, „2 Minutes To Midnight“, „The Number Of The Beast“, „The Evil That Men Do“ … wenig Überraschungen vielleicht, aber genau der Stoff, den man hören möchte. Somit erweisen sich IRON MAIDEN als würdiger Headliner, die Show ist eine gelungene Kombination aus Professionalität und Spielfreude und über die knapp zwei Stunden Spielzeit hinweg äußerst kurzweilig.
Setlist:
Doctor Doctor
Rising Mercury
Moonchild
Can I Play With Madness
The Prisoner
2 Minutes To Midnight
Revelations
The Trooper
The Number Of The Beast
Phantom Of The Opera
Run To The Hills
Wasted Years
Seventh Son Of A Seventh Son
Wrathchild
Fear Of The Dark
Iron Maiden
—
Churchill’s Speech
Aces High
The Evil That Men Do
Sanctuary
Always Look On The Bright Side Of Life
Galerie mit 24 Bildern: Impressionen - FortaRock 2014
Insgesamt hat mir das FortaRock 2014 noch einen Ticken besser gefallen als im letzten Jahr, wo es auf dem Gelände von den Zuschauern her deutlich voller war. Diesmal stand aber – nicht zuletzt durch den Headliner IRON MAIDEN – wieder vermehrt der Metal auf der Agenda, und natürlich eine Vielzahl cooler Auftritte: Allen voran IRON MAIDEN, CARCASS und BEHEMOTH, aber auch GHOST, GOJIRA, ANTHRAX und BLOOD CEREMONY haben ihre Sache richtig gut gemacht. Schade nur, dass sich so viele Bands überschneiden, und man sich mehr als einmal entscheiden muss. Trotzdem: Die Stimmung ist entspannt, die Organisation hervorragend, die Secus freundlich und hilfsbereit, und da das Wetter so hervorragend mitgespielt hat, kann das Fazit nur lauten: FortaRock 2015 – wir sind wieder mit dabei! Bis dahin.
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