Negative Voice - Infinite Dissonance

Review

Passend zu den steigenden Temperaturen sorgen NEGATIVE VOICE mit ihrem eindringlichen Trauerspiel „Infinite Dissonance“ für musikalische Abkühlung, ohne eine klirrende Black-Metal-Eiszeit einzuläuten. Vielmehr verdunkeln sie die Sonnenflut durch schwarz-melancholische Gewitterwolken, die vereinzelt Regentränen vergießen. Verzweiflung, Trauer, Hoffnungslosigkeit – negative Emotionen eben, getragen von einer ebenso negativen Stimme. Rein musikalisch sind die Russen damit so nah an einer Band wie FORGOTTEN TOMB, dass beinahe Verwechslungsgefahr besteht.

Das Hauptaugenmerk liegt hier deutlich auf flirrenden Black-Metal-Riffs, die an eine Kerzenflamme erinnern, die sich in einem kaum wahrnehmbaren Wind bewegt und Gefahr läuft, jeden Moment zu erlöschen. Die Gitarren setzen auf Melodien und senken sich nur vereinzelt, um dem Song ein wenig doomige Schwere zu verpassen. Gerade die tieferen Riffs wirken allerdings recht befremdlich, da der Sound zu modern stampft (zum Beispiel das dumpfe Stakkato-Riffing im hinteren Drittel von „Grey Pools Heaven“). In Sachen Geschwindigkeit ist meistens Ebbe angesagt, nur selten trauen sich die Kompositionen, ein Stück weit nach vorne zu preschen. Es ist vor allem das Schlagzeugspiel, das das Tempo reguliert, wobei NEGATIVE VOICE zu keiner Sekunde Blast-Gefilde erreichen. Beim Klargesang kommt leichte Post-Black-Metal-Stimmung auf.

„Infinite Dissonance“ ist das Album-Debüt aus dem Hause NEGATIVE VOICE, die anfangs – 1999 bis 2000 – als VALHALLA unterwegs waren, bis 2004 dann unter dem aktuellen Namen und nach einer etwa sechsjährigen Pause seit 2010 erneut. Natürlich erhofft man sich, mit dem Erstling auch einige positive Stimmen einzufangen. Grundsätzlich kann ich dem auch gerecht werden, die Songs hauen nur eben nicht vom Hocker; oder lassen vor Verzweiflung vom Stuhl kippen. Klar, wer Bands wie PARADISE LOST oder INSOMNIUM, aber auch mehr im Black Metal verwurzelte Combos der Marke WALDGEFLÜSTER mag, kann und sollte hier mal reinhören, denn es macht schon Laune (oder depressiv), wie die harmonisch abgestimmten Gitarrenläufe als melancholischer Teppich unter Doublebass-Rattern und ein paar fixere Riffs gelegt werden. Trotzdem: Ein besserer Klang bei den harscheren Stellen und prinzipiell mehr forschere Momente wie der Ausbruch in „Into Oblivion“ wären wünschenswert gewesen. So haben NEGATIVE VOICE nach zwei Demos mit den Titeln „Unearthed From Oblivion“ (2010) und „Dissonance“ (2012) ein feines Down- und Midtempo-Album in der Schnittmenge von Black, Doom und Death Metal geschaffen – „fein“, mehr aber noch nicht.

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05.06.2014

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