Portrait
Heavy Metal steht über allem anderen - Interview mit Gitarrist Christian Lindell
Interview
PORTRAIT spielen Heavy Metal. Und das ist gut so. Aber lesen Sie doch bitte selbst:
Glückwunsch zu eurem neuen Album! Es klingt für mich wie ein kraftvolles und eigenständiges Porträt des klassischen Heavy Metal. „By the number of the beast, let´s not break the oath: We are the defenders of the faith!“ Würdest du zustimmen?
Danke! Das ist natürlich ein großes Kompliment, dass du diese Alben nennst. Alle sind tatsächlich eine Quelle der Inspiration für uns gewesen, also stimme ich zu! Mit welchen Bands bist du aufgewachsen? METALLICA, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, GUNS ‚N‘ ROSES. Meine Schwester hat diese Bands Anfang der 90er gehört, ich habe mir einige ihrer Alben geliehen (und habe sie zum Teil immer noch…). Und ich höre immer noch so ziemlich das Gleiche. Das erste Album, das ich mir selbst gekauft habe, ist „The X Factor“ und es ist immer noch eines meiner Lieblingsalben aller Zeiten.
Wenn man sich „At The Ghost Gate“ oder den Anfang von „Ageless Rites“ anhört, dann bemerkt man da einen gewissen Touch melodischen Black Metals in den Gitarren, oder?
Ja, ich verstehe, was du meinst, und natürlich mögen wir auch Black Metal, zumindest einige Bands. Und Elemente dieses Stils können natürlich auch gut in unsere Musik eingebaut werden. Auf dem letzten Album war das auch schon zu hören, in „Der Todesking“ zum Beispiel. (Schönen Dank auch für diese Erinnerung. Dieses Filmchen von Jörg Buttgereit hat mich seinerzeit noch mehr verstört als dessen Nekromantik-Abartigkeiten. Aber wer’s mag… – M. P.)
Ich weiß, dass du keine detaillierten Erklärungen zu den Texten abgeben wirst, dennoch: Wer darf niemals euren Weg kreuzen? Und worum geht es PORTRAIT textlich allgemein? Seid ihr hauptsächlich Geschichtenerzähler oder habt ihr eine bestimmte Botschaft?
Wir schreiben über unsere eigenen Erfahrungen und unseren Blick auf die Welt. Die einzige Ausnahme auf dem neuen Album ist „Black Easter“, dessen Text auf der gleichnamigen Erzählung von James Blish beruht. Er wurde von unserem Freund Peter Svensson geschrieben. „Our Roads must Never Cross“ handelt von einem persönlichen Feind, der hier ungenannt bleiben soll.
Was ist deine Definition von Heavy Metal, was bedeutet es für dich? Bist du der Typ, der monatelang nach dem richtigen Backpatch für die Kutte sucht? Oder hat Metal sogar etwas Spirituelles für dich?
Heavy Metal ist so viel größer als alles, was die „Gesellschaft“ anzubieten hat. Und Menschen, die Metal wirklich ernstnehmen, sind von den einengenden Vorstellungen der Gesellschaft nicht berührt. Heavy Metal steht über allem anderen und das wird auch so bleiben bis zum Ende der Welt. Ich würde die Musik bzw. Kultur allerdings nicht mit spirituellen Dingen verwechseln, denn letztere bedeuten etwas vollkommen anderes für mich. Was Backpatches betrifft, habe ich einige, mit denen ich sehr zufrieden bin, also suche ich nicht mehr. Und ich glaube auch nicht, dass ich das in der Zukunft mal wieder tun werde. Aber solche Dinge sind natürlich trotzdem wichtig: Lasst den Metal auch Metal bleiben!
Eure Artworks passen immer ziemlich gut zur Musik. Habt ihr bezüglich eurer Covermotive eine bestimmte Vision, gebt ihr diese gezielt in Auftrag?
Die Covermotive sind immer wichtig für uns gewesen und dasjenige für „Crossraods“ im Besonderen. Wir hatten in der Tat eine genaue Vorstellung und es gibt eine Reihe an Details in der Zeichnung, die mit den Texten des Albums zusammenhängen.
Welches sind deine Lieblings-Cover?
Die von „Don’t Break The Oath“, „Killing Machine“, „Piece Of Mind“, „666“ (von KAT), „Restless And Wild“, „Welcome To Hell“, „Reign In Blood“ gehören zum Beispiel dazu.
Und welche sind deine Lieblingsalben?
Natürlich kann ich jetzt nicht wirklich alle nennen, aber die folgenden fünf werden immer in meinen Top Ten sein: JUDAS PRIEST: „Stained Class“, IRON MAIDEN: „Seventh Son Of A Seventh Son“, BLACK SABBATH: „Heaven And Hell“, MERCYFUL FATE: „Don’t Break The Oath“ und VENOM: „Welcome To Hell“.
Ich komme mehr und mehr zu dem Schluss, dass Schweden das Land des Rock ’n‘ Roll ist. Was ist deine Erklärung hierfür?
Das gilt vielleicht für Rock, aber nicht für Heavy Metal. Schweden hatte schon immer großartige Bands in verschiedenen Genres, aber ebenso eine Menge an bechissenen. Es ist hier halt ziemlich einfach, Proberäume usw. zu bekommen. Aber wenige Bands ziehen ihr Ding auch in harten Zeiten durch. Überleg doch einfach mal, in welchem Zustand der schwedische Heavy Metal in den 90ern war, als ihr in Deutschland Bands hattet wie RUNNING WILD, U.D.O., GRAVE DIGGER, HELLOWEEN und sogar BLIND GUARDIAN, die weiter das gemacht haben, was sie immer gemacht hatten, obwohl die Mainstream Medien sich komplett anders orientiert hatten. DAS ist für mich Metal, vielmehr, als auf jeden Trend aufzuspringen wie viele Bands in Schweden.
Was sollte ich in Schweden auf jeden Fall besucht haben?
In Punkto Metal gibt es einige Festivals mit einem tollen Line-Up, zum Beispiel das Muskelrock oder das Sweden Rock. Ich kann außerdem empfehlen, den Heavy Duty Heavy Metal Club in Göteborg zu besuchen. Noch eher würde ich allerdings empfehlen, nach Dänemark zu fahren, dort mach alles viel mehr Spaß…
Bestimmt seid ihr schonmal auf die deutsche Band ATTIC angesprochen worden. Meinst du nicht, dass eine gemeinsame Tour ein perfektes Package wäre?
Ich habe sie schon ein paar Mal getroffen. Das könnte schon passen… Gibt es Pläne, in Deutschland zu touren? Ja, wir spielen im November drei Shows mit PRIMORDIAL und wir planen weitere für Anfang des nächsten Jahres. Es steht zwar noch nichts fest, aber ich hoffe, dass wir eine Menge an Shows bei euch zustande bekommen!
Metal.de ist ein Online-Zine, aber ich erinnere mich auch noch ziemlich gut an die Zeiten, als noch nicht jeder Internet hatte. Was hältst du vom Netz?
Das Schlechte am Internet kann recht einfach umgangen werden. Ich mag keine Blogs usw., aber die lese ich dann einfach nicht. Ich glaube, insgesamt kann man sagen, dass das Internet eine ziemlich gute Erfindung ist.
Hast du noch irgendwelche letzten Worte für unsere Leserinnen und Leser?
Danke fürs Lesen! Und wenn jemand Interesse an Merchandise hat, nehmt Kontakt mit uns auf: portrait_metal@hotmail.com. Wir hoffen, bald und oft nach Deutschland zu kommen. Take care and beware!
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