Arch Enemy
Michael Amott und Alissa White-Gluz stehen Rede und Antwort zu "War Eternal"
Interview
ARCH ENEMY haben mit „War Eternal“ ihr wohl bisher bestes Album abgefeuert. Darauf versammeln sie schiere Hundertschaften an guten Gründen, die ein Interview zu diesem Album rechtfertigen. Und so haben wir uns bereits im April mit dem Bandkopf Michael Amott und seiner neuen Frontlärche Alissa White-Gluz getroffen, um den Geheimnissen dieser Platte auf den Grund zu gehen.
Alissa, kannst du das Gefühl beschreiben, wenn das Telefon klingelt und an der anderen Seite sind Arch Enemy und fragen mal eben, ob du nicht für sie trällern kannst?
Alissa: Haha, das ist leider nicht ganz so gewesen, aber ich bin jetzt natürlich unglaublich glücklich darüber. Angela und ich kannten uns schon seit einer Weile und eines Tages schrieb sie mir, dass wir unbedingt Sykpen müssten. Es wurde dann ein sehr langes Gespräch, in dem ich erstmal einen kleinen Schock davon trug, als ich erfuhr, dass Angela nicht mehr weiter machen würde. Bei mir selbst kam zunächst das Gefühl der Unsicherheit auf, da ich selbst zu diesem Zeitpunkt mit KAMELOT auf Tour war und nicht wusste, wie sich nun alles fügen würde.
Was haben eigentlich deine alten Kollegen von THE AGONIST dazu gesagt?
Alissa: „Tschüssi! Bis bald!“ (lacht)
Gab es da irgendwelche Probleme mit deiner alten Truppe?
Alissa: Leider ja. Sie schmissen mich raus, als sie erfuhren, dass ich mit einer anderen Band noch zusammenarbeiten würde. Ich hatte echt gehofft, dass wir auch mit THE AGONIST weitermachen könnten, da ich diese Musik echt liebe, die wir zusammen geschaffen haben. Die Fans waren auch unglaublich. Aber ich wusste leider nicht, dass sie die Idee, dass ich noch in einer anderen Band mitsingen könnte, nicht gut fanden… Du weist, ich bin seit Jahren auch mit anderen Gruppen, wie zum Beispiel KAMELOT unterwegs… Es war also für mich jetzt nicht dramatisch eben auch für ARCH ENEMY zu singen. Doch meine alten Weggefährten fanden es nicht besonders prickelnd und schmissen mich kurzerhand raus. Leider finde ich keine Worte, um dies netter auszudrücken… Es ist eine blöde Sache, aber ich hoffe, dass sie mit ihrer neuen Sängerin zufrieden sind, so wie ich hoffe, mit ARCH ENEMY glücklich zu werden.
Ihr habt ja nun ein neues Album am Start und vor einigen Tagen durfte ich zum ersten Mal reinhören und ich muss sagen, dass nach meinem Geschmack es die bisher beste Scheibe aus eurem Hause ist. Michael, kannst du verraten, wie du diese Songs zustande bekommen hast?
Michael: Es startet wie eigentlich immer mit kleinen Ideen und Fragmenten, die ich so im Laufe der Zeit sammle. Darunter sind Melodien, Riffs und dergleichen. Vieles ist auch einfach eine ganze Zeit nur in meinem Kopf, bis es irgendwann einmal festgehalten wird. Bis die Songs aber dann fertig sind, ist es ein langer Weg, der nur Schritt für Schritt begangen werden kann. Manche Lieder werden dabei sehr schnell fertig gestellt, wie etwa „Stolen Life“, den ich in ca. 20 Minuten zu einem Ende gebracht habe. Da herrschte einfach ein Flow, eine dermaßen tolle Energie vor, dass man ganz schnell sagen konnte, dass es das wirklich ist!
Die meiste Zeit habe ich aber mit unserem anderen Gitarristen Nick und unserem Schlagzeuger Daniel verbracht, die diese Musik auch abgöttisch lieben. Mit ihnen zusammen entstanden dann auch noch etliche Sachen.
Also sind auf dem Album auch Melodien von eurem neuen Gitarrero (Nick Cordle – Anm. d. Red.) zu hören?
Michael: Ja, einige! Er gab mit ein Demoband mit etwa 40 Ideen und daraus konnten wir dann frei schöpfen. Ein Beispiel ist „Avalange“: Ich schrieb den größten Teil, aber der Chorus stamm von Nick.
„Avalange“ war dieser Song mit den massiven Orchestersounds oder?
Michael: Japps. Da haben wir mit einem Orchester zusammen gearbeitet.
Tatsächlich? Ein echtes Orchester? Als ich es gehört hatte, dachte ich nur bei mir: „Oh, was für tolle Samples!“ Wie ist der Name dieser Musikusse?
Michael: Öhm… ich glaube „Stockholm Session Strings“ oder so ähnlich… Sie sind ein Teil des schwedischen symphonischen Radioorchesters.
Zu Beginn hat mich dieser Song sogar ein wenig am diverse Symphonic-Metal-Barden erinnert – bis dann natürlich diese Stimme einsetzte. Verdammt episch!
Michael: Ja, es ist verdammt kraftvoll. Ihr Stimme ist einfach unglaublich! Den Song haben wir drüben in Amerika bei Nick geschrieben. Er lebt da. Fünf Stück sind dort entstanden. Den Rest habe ich mit Daniel hier fertig gemacht. Am Schluss kam dann Alissa dazu und hat die Gesangslinien beigesteuert.
Als ich ja hörte, dass Alissa einsteigt, hatte ich ja schon die Befürchtung, dass ARCH ENEMY nun auch cleane Gesangspassagen bekommen würden. Ich hab nichts gegen solche… aber ARCH ENEMY mit Cleangesang erscheint doch etwas merkwürdig.
Alissa: Da kamen tatsächlich einige Leute und sagten: „Hey Alissa, endlich cleaner Gesang bei ARCH ENEMY!“ und wiederum andere meinten: „Bitte Alissa, singe nicht clean! Nicht bei denen!“ Ich bin ja selbst ein großer ARCH ENEMY-Fan seit über zehn Jahren oder so und ich verstand, dass diese Band einen Sound hat, der sie ausgezeichnet charakterisiert. Sie sind in ihrem Stil einfach die beste Band der Welt! Und um da etwas beitragen zu können, habe ich einfach die ganze Stärke meiner Stimme mit eingebracht. Es passt einfach!
Und wie! Immerhin sind neun von zehn richtigen Liedern auf der Scheibe eine echt große Nummer.
Michael: Welcher gefällt dir denn nicht?
Der Letzte.
Michael: „Down To Nothing“.
Alissa, was sind deine Favoriten auf der Scheibe?
Alissa: Oh, ich finde sie alle toll!
Zwei Favoriten!
Alissa: Mensch das ändert sich doch jeden Tag. Aber heute sind es wohl „Avalange“ und „As The Pages Burn“.
Auf „As The Pages Burn“ freue ich mich unglaublich, wenn es live gespielt wird. Der Chorus ist verdammt fett!
Michael: Der ist echt krank!
Michael, was sind deine Lieblingsstücke?
Michael: Ähm…
Du darfst auch Drei nennen.
Michael: Als Musiker, der das alles zusammengeschustert hat, ist es echt schwer… Aber „War Eternal“ ist ein unglaubliches Brett. Ich liebe diesen Song! Aber es ist ein Stil, der bekannt ist und den wir beherrschen. „Time Is Black“ ist da ganz anders. Er war eine ganze neue Erfahrung. Die Entstehung war daher auch unglaublich interessant. Er ist auch eines der Stücke, die mit als erstes für das Album entstanden sind.
„Time Is Black“ ist ein gutes Stichwort. Auf dem letzten CARCASS-Album befindet sich ein Lied, welches „Black As Time“ heißt. Im Refrain wird dort auch „Time is black“ geträllert. Alissa, hat dich dieser Song irgendwie mit seinem Text beeinflusst?
Alissa: Nein!
Naja, aber es ist ja schon ein interessanter Zufall. Immerhin ist ja CARCASS eine deiner alten Bands, Michael.
Michael: Aber wir würden so etwas niemals tun!
Alissa: Ich habe das letzte CARCASS-Album bis heute nicht gehört. Zu meiner Schande muss ich ja gestehen, dass ich bin heute kein CARCASS-Album jemals gehört habe, außer hie und da mal die eine oder andere Single. Ursprünglich waren die Vocals für diesen Song ein etwas ausuferndes Gedicht von meiner Seite aus. Ich habe es ganz schön beschneiden müssen und hatte auch andere Titel dafür im Kopf. Am Schluss klang „Time Is Black“ einfach am tollsten.
Der Titel ist gut, keine Frage. Es ist ja auch kein Problem. Ich fand es nur irgendwie belustigend, als mir die Parallelen aufgefallen waren.
Ihr habt jetzt mit Jens Borgren zusammen gearbeitet…
Michael: Er war für das Mixing und Mastering zuständig.
Seid ihr auch der Meinung, dass dieser Sound jetzt, der bisher beste auf einer eurer Scheiben ist?
Alissa: Ja, man kann jedes Instrument als das heraushören, was es letztendlich auch ist. Es klingt wunderbar!
Michael: Der Drumsound ist auch sehr natürlich. Ich bin begeistert!
Das war ja auf beispielsweise „Rise Of The Tyrant“ nicht so geglückt…
Michael: Stimmt. Aber die Songs waren klasse!
Eines meiner aktuellen Lieblingsalben ist ja auch „Phantom Antichrist“ von KREATOR, bei dem auch Jens Borgren fleißig mitgewerkelt hat, und als ich dann hörte, dass ihr…
Michael: Das Album hat letztendlich auch den Ausschlag für uns dazu gegeben, dass wir den Kollegen mit ins Boot holten. Vorher waren mir nur Produktionen von ihm für so getragene Sachen wie OPETH oder PARADISE LOST zu Ohren gekommen, die zwar gut klangen, aber irgendwie ja doch recht unterschiedlich zu unserer Musik sind. Und als ich dann die letzte KREATOR mit Daniel gehört hatte, stand unser Entschluss fest.
Das Arbeiten mit ihm war auch sehr angenehm. Als er mir den ersten Testmix zugeschickt hatte und ich dasaß mit einem Stift vor einem weißen Blatt Papier, da musste plötzlich das Papier leer bleiben, da mir einfach keine Kritikpunkte eingefallen sind, was man an diesem Mix noch besser machen könnte. Ich habe diesen Mix dann gleich ein zweites Mal durchlaufen lassen und als ich dann immer noch nichts gefunden hatte, bin ich zu den Anderen gegangen und habe es ihnen vorgespielt. Aber auch sie hatten nichts zu meckern.
Verstehst du, es ist einfach ein unglaublich spannender Moment, wenn man den ersten Mix hört, für den man vorher soviel Zeit, Arbeit und Muse investiert hat. Jeden Tag. Ein ganzes Jahr. Und wenn dann der Mix kommt, der dann final feststehen soll… Das ist schon eine enorm kritische Zeit. Das Ding kann ja auch total verhunzt sein. Am Schluss hat sich aber alles richtig angefühlt. Jens hat fantastische Arbeit geleistet! Ich würde sofort mit ihm auch wieder zusammenarbeiten.
Das wäre wünschenswert. Wann startet eigentlich eure Tour?
Michael: Nächsten Monat.
Beide: Am 23. Mai!
Und wo?
Michael: In Bukarest.
Alissa, das wird ja dann dein erstes Mal mit ARCH ENEMY auf der Bühne sein. Ist dein Herz schon kräftig am Schlagen vor Aufregung?
Alissa: Haha, nein – noch nicht… denke ich…
Michael: Es schlägt für Metal!
Alissa: Genau! Haha!
Michael: Nach Bukarest geht es auf jeden Fall in den Tourbus und den Rest des Jahres sind wir dann fast durchgängig unterwegs.
Und danach mal wieder Ferien?
Michael: Oh nein! Danach geht es weiter. Schau dir unsere Tour zum letzten Album an – da waren wir 18 Monate unterwegs. Es wird also sicherlich gleich weitergehen. So hart es auch ist – die Fans geben einem einfach eine unglaubliche Energie, um das alles durchzuziehen.
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Stile | Melodic Death Metal |
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Der Song Black as Time war aber auf dem letzten Candlemass Album und nicht auf dem letzten Carcass-Album. Ansonsten interessantes Interview