Emergency Gate
World Infected Tour Teil 4 (Nagoya, Tokyo, Seoul, Sydney, Brisbane)
Special
World Infected Tourblog Teil 1 (Mons, Moskau)
World Infected Tourblog Teil 2 (Beijing, Shanghai, Zhengjiang, Shanghai)
World Infected Tourblog Teil 3 (Shanghai, Peking)
Japan und Korea
Um 3:00 morgens werden wir in Peking aus unserem Schlaf geklingelt und zusammen mit unseren Freunden von MASTERPLAN und LACRIMAS PROFUNDERE zum Flughafen geschleift. Eigentlich geht unser Flug 2 Stunden nach dem Flug von LACRIMAS PROFUNDERE, aber aus Solidarität und fehlendem zweiten Bus fahren wir schon einmal mit. Am Flughafen können wir uns allerdings in die Etihad Premium Lounge verziehen, eine Art Restaurant mit Sofas und Tischen. Wu, unser Techniker, und diesmal auch wieder Kindermädchen, bestellt für alle (naja ich hab mich in der Nacht vorher noch mit Tofu-Reis eingedeckt) per Telefon bei McDonalds. Auch eine lustige Aktion als 20 Minuten später fünf McDonalds Mitarbeiter mit Menüs für zehn Leute in der Warte-Lounge vorbeischauen.
Zusammen mit MASTERPLAN boarden wir die Etihad Maschine. Nach Air China und Southern China eine echte optische und ehrlich gesagt auch geruchliche Wohltat („China und das Deo“, eine sozialkritische Abhandlung von Prof. Dr. E. Gate). Schon beim Einsteigen kommt der Kabinenchef/Teamchef vorbei und stellt sich uns mit Karim vor und fragt, ob wir eine Band sind. Wir sagen: Ja, sogar zwei. Wir werden erstmal in die hinteren freien Reihen gesetzt und die Maschine hebt ab. Nach 2 bis 3 Stunden Schlaf hat sich eigentlich jeder auf ein Nickerchen im Flugzeug gefreut, aber nachdem die Anschnallzeichen ausgehen, drängen uns acht, nicht ganz hässliche, Flugbegleiterinnen dazu, Autogrammkarten zu unterschreiben, Fotos zu machen und Bloody Mary zu trinken. Na gut, wenn’s sein muss. Wir fühlen uns ein bisschen wie im falschen Film und als dann auch noch eine der Flugbegleiterinnen unsere beiden Bands durch die Sprechanlage offiziell im Flugzeug begrüßt, muss ich noch einen Tomatensaft trinken. Mit Tabasco. Und Wodka.
Vor dem Ausstieg bekommen wir noch drei Tüten mit Wasser, Softdrinks und Champagner geschenkt. Champagner ist zwar nach anderthalb Wochen Tsingtao und Tiger Bier in China nicht mehr unser Niveau aber wir nehmen aus Höflichkeit dankend an. Wir schießen noch ein letztes Foto mit der Crew und nachdem uns die Flugbegleiterinnen versprechen, auf das Konzert am selben Abend zu kommen (jajaschonklar…) machen wir uns an den Ausstieg. Am Flughafen werden wir von Dojo, dem Promoter, einem Fahrer (der selber eine recht geile Thrash-Metal-Band in Japan hat: OGRE) und einem quirligen Mädchen (die uns mit ihrer Band ANCIENT MYST auf der 3-Tages-Tour begleitet) abgeholt.
Als wir an der M.I.D. Music Hall ankommen, spielt ETHEREAL SIN schon ihren ersten Song. Wir schauen uns die Band und MASTERPLAN sich das Hotel an. Als die zweite Band ANCIENT MYTH zu spielen beginnt, fällt uns auf, dass unsere Freunde von LACRIMAS PROFUNDERE noch gar nicht an der Venue sind. Naja die haben halt auch einen anderen Flug gehabt. Mit Zwischenlandung in Korea. Während der dritten Band OATHEAN beschließen wir, mit den Jungs den Slot zu tauschen und bauen nach der dritten Band direkt unser Zeug auf. Als wir gerade den ersten Ton zum Line-Check anspielen, geht die Backstage-Tür auf der Bühne auf und unsere gruftigen Freunde aus Waging am See strömen auf die Bühne. Direkt aus dem Flugzeug ins Taxi, direkt aus dem Taxi auf die Bühne. Ziemlich Rock’n’Roll die Jungs.
Den Japanern gefällt es zwar, aber so richtig will noch keine Stimmung aufkommen. Der Vorhang geht wieder zu und wir bauen auf (es gibt tatsächlich einen großen, schweren Samtvorhang, der nach jeder Band geschlossen wird. Recht praktisch zum Umbauen, recht unpraktisch wenn der eigene Soundmann auch den Monitor Sound machen soll). Intro an, auf die Bühne, erster Song gerockt und als wir gerade den zweiten Song antrommeln geht der komplette Strom auf der Bühne aus. Bammm. Feierabend. Matthias, Vlad und ich reagieren, indem wir mit unserem Bier an den Bühnenrand gehen, jedem Japaner einzeln zuprosten und versuchen mit der Crowd bayerische Lieder zu singen. Nach drei Minuten Unterbrechung geht es weiter: Der Grund für den Stromausfall war tatsächlich ein einziger Stecker (ist wegen der europäischen Adapter meistens nicht anders machbar) den Hans, der Mischer von LACRIMAS PROFUNDERE, aus Versehen mit dem Fuß aus der Dose gezogen hatte, als er noch ein Case in den Backstagebereich stellen wollte. Als wir dann wieder Krach machen, ist die Stimmung im Publikum wirklich sehr ausgelassen und die Halle voller Japaner feiert mit uns. Nur Japaner? Nein. Von der Bühne aus sehen wir ein paar Gestalten die uns ohne ihre Kostüme erst nicht so bekannt vorkommen. Auf den zweiten Blick sehen wir aber, dass es vier der Etihad-Flugbegleiterinnen und Karim, der Chef der Crew, sind. Während MASTERPLAN die Halle vollkommen zum Toben bringen, trinken wir noch ein Bier mit den Leuten der Etihad-Crew und versprechen, in Zukunft nur noch mit dieser einen Airline zu fliegen.
Nach dem Gig geht es recht schnell ins Hotel, was mich eigentlich wundert denn die Strecke nach Tokyo sollte mit dem Zug eigentlich in weniger als zwei Stunden erledigt sein, der Shinkansen fährt in Japan nämlich ganz gerne mal 600 Km/h. Nach dem Aufstehen um kurz nach fünf merken wir auch, warum so viel Zeit für unsere Reise eingeplant ist: Der Veranstalter hat immer noch den Bus mit dem er uns vom Flughafen abgeholt hat. Naja kein Luxus aber immerhin. Moment. Vom Flughafen zum Club war es schon recht eng, aber da waren wir eine Band (sechs Leute) weniger. Nachdem jeder einmal durchgezählt hat, fällt uns auf, dass wir nicht nur nicht alles Gepäck in den Bus bekommen, sondern, dass es auch einen Platz zu wenig gibt. MASTERPLAN und LACRIMAS PROFUNDERE lassen sich nach kurzem Überlegen zum Bahnhof fahren und machen sich mit dem Shinkansen auf den Weg nach Tokyo. Wir nutzen die Zeit, um im Hotel zu frühstücken und machen es uns anschließend in dem mittlerweile recht leeren Bus bequem. Na gut, Zug ist schon ein bisschen erholsamer, dafür fahren wir mit dem Bus direkt am Mt. Fuji, dem höchsten Berg Japans, der auch im Sommer eine weiße Schneekuppe hat, vorbei und knipsen ein paar Touri-Fotos. Auch nicht schlecht.
Der Gig in Tokyo verläuft ein gutes Stück entspannter und nach einer kleinen Abschiedsfeier mit unseren japanischen Vorbands und ein paar Stunden Schlaf machen wir uns auf den Weg nach Seoul in Südkorea. Das letzte was wir von Japan sehen, ist die kleine, quirlige Sängerin von ANCIENT MYST, die uns mit zwei Flaschen Champagner in der Hand zuwinkt. Es hatte tatsächlich niemand daran gedacht, die beiden Flaschen zu köpfen und Glasflaschen im Aufgabegepäck gehen einfach nicht. In Seoul gelandet, werden wir von Alex, einem deutschen Freund von Dojo, am Flughafen abgeholt und erst zu unserm Hotel (motherfucking yeah, ich hab eine Waschmaschine und eine fette Küche mit Gasherd im Zimmer, außerdem ist es im 20. Stock) und dann zum Club gefahren. Der Club ist dem Namen nach eher eine Halle denn er heißt „Dim Dim Hall“. Sounds legit.
Als wir vor dem Club stehen sehen wir nur ein kleines Haus, in dessen erstem Stock ein Restaurant ist und vor dessen Eingang ein Din A4 Blatt mit Tesafilm auf den Boden geklebt wurde. Das Din A4 Blatt ist das Poster für das Konzert und der Club tatsächlich im Keller. Naja, waren die beiden Clubs in Japan ja auch, gibt ja auch große Keller. Leider nicht in Korea. Der Club ist etwas kleiner als unser Proberaum und der Backstage Raum ist ein Treppenhaus mit einem kaputten Fahrstuhl, durch das auch die Besucher den Club verlassen können. Dass die Vorband HELL IS HELL, die schon auf der Bühne steht, aus als Clowns verkleideten, wahnsinnigen Koreanern besteht und mehr als die Hälfte der anwesenden Personen im Raum ausmacht, trägt nicht unbedingt zur Entschärfung der etwas surrealen Lage bei. Nachdem wir erfahren haben, dass die zweite Vorband spontan abgesagt hat, stehen wir etwas ratlos in einem mit unseren Instrumenten vollgestopften Hausflur rum. Vielleicht doch ganz gut, dass die anderen beiden Bands noch nicht da sind. Immerhin sind wir in Korea und als wir ein bisschen früher und irgendwie entspannter auf die Bühne gehen, ist der Club doch immerhin halb gefüllt und die Koreaner flippen wirklich gut mit uns aus. Als wir bei unserem letzten Song angekommen sind, stürmen spontan MASTERPLAN unsere Bühne und am Ende steht irgendwie der ganze Club mit uns auf der doch etwas engen Stage.
MASTERPLAN rocken nach uns ab wie Saufen mit 16. Der letzte Gig auf der Tour findet für die Jungs vielleicht nicht unter den besten Voraussetzungen in der besten Halle mit 2000 Leuten statt, aber irgendwie vermitteln unsere Freunde den Grund, warum wir alle unterwegs sind: Zocken. Zocken, egal wie, egal wo. Das Konzert endet mit einer leicht angeschwippsten Jam-Session bei der jeder nochmal zeigt, was er wirklich drauf hat. Und bei den Masterplänern ist das wirklich eine Menge. Nach dem Gig gehen alle drei Bands zusammen noch einmal gemeinsam essen, diesmal „Korean BBQ“ bei dem man sich selber das Essen am Tisch brät und den anderen solange Bier und „Happy Water“ (irgendeinen komischen koreanischen Schnaps) nachschenkt, bis sie aufgeben.
Australien
Als am nächsten Tag MASTERPLAN und LACRIMAS PROFUNDERE schon lange im Flugzeug zurück nach Deutschland sitzen, stehen wir gerade auf und genießen unseren freien Tag in Seoul mit Pancakes zum Frühstück und Pizza zum Abendessen. Endlich normale Leute ääh Essen. Etwas aufgeregt machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Sydney. Australien ist für uns eigentlich der wichtigste Teil der Tour, weil wir nach all den Jahren endlich mal für CHILDREN OF BODOM den Opener machen können. Immer wieder hätten wir mal die Gelegenheit gehabt, die Jungs zu treffen aber irgendwie hatte es bis jetzt nie geklappt. Gefühlt waren also die letzten drei Wochen der Tour auch ein bisschen die Vorbereitung auf das was jetzt noch kommt.
Den freien Tag in Sydney verbringen wir mit durch die Stadt bummeln und an der Oper Bier trinken. Ich kann Max und Vlad davon überzeugen, mit mir in das „Museum of Contemporary Arts“ zu gehen, in dem wir Andreas, einen Exil-Deutschen, kennen lernen, den wir spontan aufs Konzert am nächsten Tag einladen. Nachdem wir uns endlich ein bisschen ausschlafen können, werden wir von Nic dem Promoter, der für unsere beiden Australien Shows zuständig ist, am Hotel abgeholt. Nic fährt uns zum HiFi-Club Sydney, einer sehr coolen Halle in die gut tausend Zuschauer gehen, und stellt uns Brend vor, der uns die nächsten beiden Tage technisch betreut. Alles echt nette Jungs und nachdem CHILDREN OF BODOM mit dem Soundcheck durch sind, bauen wir und die andere Vorband EYE OF THE ENEMY aus Australien unsere Sachen auf. Durch das Meet and Greet, das CHILDREN OF BODOM zu ihren VIP-Tickets anbieten, können wir leider nicht wirklich Souncheck machen, da die Halle eine Stunde vor Einlass plötzlich voller Fans ist, die sich in einer Schlange vor dem Merch-Stand anstellen. Gut, dann nur schnell Line-Check mit Kopfhörern und Rock’n’Roll.
Durch den engen Zeitplan fangen wir schon fünf Minuten früher an und als wir die Bühne betreten, ist noch etwas Platz in der Halle. Die Australische Menge begrüßt uns allerdings mit so viel Energie, dass das Konzert von Anfang an wirklich unfassbar viel Spaß macht. Nach einer halben Stunde tobt die inzwischen gefüllte Halle und recht stolz räumen wir innerhalb von sieben Minuten unsere Sachen von der Stage („Woooah guys that’s a fucking record“). CHILDREN OF BODOM merkt man zwar die ganzen Monate auf Tour schon ein bisschen an, trotzdem genießen wir die Show der wahnsinnigen Finnen voll und ganz und feiern mit der Menge Alexi und seine Hate-Crew ab.
Nach ein paar Stunden Schlaf geht es mit dem Flieger weiter nach Brisbane, sehr schöne Stadt, von der wir aber leider nicht allzu viel sehen, da unser Hotel und die Venue ziemlich am Rand der City sind. Das HiFi in Brisbane ist ähnlich gut ausgestattet wie das in Sydney, aber einen Ticken kleiner. Durch das nächste Meet and Greet haben wir dasselbe Spielchen wie in Sydney. Trotzdem läuft auch das letzte Konzert auf der Tour für uns ganz wundervoll ab und nach der letzten Verbeugung auf der Bühne sind wir dann doch recht stolz auf uns. Wir trinken mit den anderen Bands nach dem Konzert noch ein letztes Bier und holen uns überraschenderweise auch zwei, drei Komplimente von CHILDREN OF BODOM ab. Also vielleicht doch mal zusammen touren?
Das letzte Mal das Club-Hotel-Flieger-Hotel-Spiel spielen und als wir am Nachmittag in Sydney ankommen, ruft uns Andreas der Exil-Deutsche an, ob wir nicht Bock auf BBQ am Strand hätten, sein Freund Carlos hätte da ein Haus. Bock? Bock ist untertrieben und eine Stunde später holt uns ein Freund der beiden mit einem Reisebus am Hotel ab (falscher Film?). Der allerletzte Tag auf Tour endet tatsächlich mit einem Strandspaziergang, einem BBQ, einem Vollmond über Sydney und unfassbar viel Bier, um den Schlafbedarf am nächsten Tag für die 34 Stunden Heimflug aufzufüllen.
Die Tour war uns ein innerliches Oktoberfest und wir sind allen Bands, Veranstaltern, Besuchern, Brauereimeistern und Freunden dankbar, die uns diesen Monat Wahnsinn ermöglicht haben.
Die andere Hälfte der Welt ist schon in Planung. Versprochen!
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Stile | Melodic Death Metal, Modern Metal |
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