Dass Prog nicht nur eine Königsdisziplin der älteren Herren mit jahrelanger Fingerübung ist, beweist mit SYNAESTHESIA ein neunzehnjähriger Jungspund aus England. Adam Warne heißt der dunkelhaarige Knabe, der bereits dabei ist, sein Musikstudium abzuschließen und nebenbei kurzerhand eine One-Man-Band konzipierte, mit der er nun sein erstes selftitled Album aufnahm. Alle Instrumente, außer die Gitarre, spielte er selbst ein, für die anstehende Tour hat er jedoch einige Kollegen rekrutiert, um den anspruchsvollen Rock auch live präsentieren zu können.
Sieben Tracks füllen eine fast einstündige Scheibe, wobei der Opener „Time, Tension & Intervention“ das absolute Herzstück ausmacht. Über 23 Minuten nimmt das Epos ein, das zuerst verdächtig nach BUSHs „Greedy Fly“ klingt, jedoch schnell ein geisterhaftes, verträumtes Eigenleben entwickelt und dann sauber losscheppert. Mit dominantem Keyboard baut Adam Warne eine völlig eigene Soundwelt auf, die sowohl durch Abwechslung im Tempo überrascht, als auch mit eingängigen Melodien im Kopf bleibt. Höchstnote beim Bachelor, sollte er das Ding als Abschlussarbeit einreichen!
Leider verlieren gegenüber diesem Highlight die sechs weiteren und wesentlich kürzeren Songs etwas an Farbe, sind aber dennoch auf Grund eines gewissen 80er Jahre Touchs empfehlenswert und enorm knackig. Lediglich bei „Life’s What You Make Of It“ kommt die Kitschkeule und vermiest den Song zu einer bittersüßen Teenie-Hymne. Schade. Denn der Rest des Album lässt auf ein phänomenales Songwriter-Talent schließen, das mit seinem Können erst am Anfang aller Möglichkeiten steht. Der schwebend virtuose Rock dürfte für nicht jeden Metalfan das Richtige sein, wer jedoch mit MUSE oder PORCUPINE TREE leben kann, sollte für SYNAESTHESIA unbedingt die Öhrchen ölen, denn es lohnt sich.
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