Clan Of Xymox
Engel 07 Hannover
Konzertbericht
Alle Achtung, Herr Moorings und CLAN OF XYMOX. Seit geschlagenen 30 Jahren ist die niederländische Kult-Band mittlerweile nun im Geschäft und wirft noch immer in regelmäßigen Abständen szenerelevante Alben auf den Markt. Nach dem letzten regulären Album “Darkest Hour“ aus dem Jahr 2011 und der ein Jahr später erschienen Cover-Veröffentlichung “Kindred Spirits“ gibt es in diesem Jahr mit “Matters Of Mind, Body & Soul“ nun wieder ein neues Studioalbum, welches natürlich auch live präsentiert werden möchte. Ganz nach dem Motto “Qualität statt Quantität“ waren CLAN OF XYMOX jedoch noch nie eine Band, die auf eine möglichst große Anzahl an Konzerten in möglichst wenigen Tagen gesetzt hat, sondern sich vielmehr auf ausgewählte Konzerte konzentrierte. Dies zeigt sich auch bei den Abständen zwischen den einzelnen Daten der aktuellen Tour, sowie den Namen der besuchten Städte bzw. bereisten Ländern. Von Los Angeles nach Paris, über Frankfurt nach London und Athen in rund einem Monat. Neben diesen namhaften Metropolen taucht auch das nicht weniger beschauliche Hannover mit seinem kultigen Engel 07 auf der Agenda auf.
Zu Beginn des Abends herrscht jedoch direkt Verwirrung. Sollten ursprünglich DIE SCHATTEN DES DORIAN GRAY den Abend als Local-Support eröffnen, heißt es erst einmal warten und das nicht zu knapp. Obwohl der Konzertreigen laut Club-Homepage um 19Uhr (18Uhr Einlass) beginnen sollte, wurden die anwesenden Gäste rund eineinhalb Stunden auf die Folter gespannt. Die offizielle Meldung, dass DIE SCHATTEN DES DORIAN GRAY aufgrund eines zu straffen Zeitplans nicht hätten auftreten können, darf im Hinblick auf die lange Wartezeit kritisch beäugt werden, da wäre doch sicherlich etwas drin gewesen.
Auf der anderen Seite dürfte aber auch klar sein, dass alle Gäste einzig und allein anlässlich einer Gruppierung den Weg ins Engel 07 gefunden haben. Pünktlich zum Start von CLAN OF XYMOX hat die Nebelmaschine dann auch schon beste Dienste erwiesen: Es dampft und qualmt in allen Ecken als Ronny und seine beiden Mitstreiter unter freudigem Applaus die Bühne betreten.
Richtig gelesen, auf dieser Tour tritt der Klan lediglich als Trio in Erscheinung, was den Songs aber keinen Abbruch tut. Nach kurzem Intro gibt es direkt einen dreifachen Einblick in das neue Album, wobei insbesondere das psychedelisch anmutende “The Climate Changed“ und das in klassischer CLAN OF XYMOX-Manier daherkommende “Love’s On Diet“ auf Anhieb im Live-Kostüm zu überzeugen wissen. Mit “Emily“ und “Hail Mary“ von der 2009er Veröffentlichung “In Love We Trust“ folgt der elektronische Gegenschlag postwendend. Insbesondere die Titel des aktuellen Albums spannen dabei gekonnt den Bogen zu älteren (“Jasmine And Rose“, “Farewell“), sowie ganz alten Großtaten (“A Day“, “Muscoviet Musquito“).
Insgesamt fällt jedoch auf, dass alle Titel, ob neu oder alt, live deutlich beat-lastiger aus der Anlage schallen als zu Hause auf Platte, was den etwas verschleierten Songs bisweilen ein Stück weit die Atmosphäre raubt. Bis auf wenige Ausnahmen setzt sich die Setlist konstant aus mehreren aneinandergereihten Songs einer der musikalisch leicht verschieden geprägten Schaffensphasen der Band zusammen. Trotz ihrer immensen Diskographie wissen die Niederländer eine in sich stimmige Setlist zu stricken, Überraschungen gibt es nahezu keine. Wie auch bei einem neuen Album, dass vorgestellt werden möchte und live unerlässlichen Titeln wie “Louise“?! Grundsätzlich scheint dies am heutigen Abend keinen groß zu stören, die Belegschaft im gut gefüllten Engel 07 ist bestens gelaunt und bevölkert die Tanzfläche mit rhythmisch wogenden Bewegungen.
Ronny, gewohnt wortkarg und verhalten, dabei aber immer herzlich, nimmt dies wohlwollend auf und hält das Publikum nicht zuletzt durch einige rar gesäte semi-deutsche Ansagen bei Laune, ehe nach einer guten Stunde vorerst Schicht im Schacht ist. Das Publikum lässt aber nicht lange auf sich warten und zieht die Band förmlich auf die Bühne zurück. Obwohl potentiell noch genügend eigene Hits in petto setzt es von der eingangs erwähnten Cover-Platte “Venus“ (SHOCKING BLUE) und “Heroes“ (DAVID BOWIE), bevor sich die Herrschaften zum zweiten Mal verabschieden – und zum zweiten Mal auf die Bühne zurückgeholt werden, nun aber mit eigenen Songs im Anschlag.
Nach „She Did Not Answer“ folgt ein nostalgischer Doppelschlag: Wollte Ronny das Publikum schon zum wavigen “Back Door“ aus eben dieser rauskicken, gibt es mit “Obsession“ die letzte umjubelte Zugabe. Anschließend heißt es dann ranhalten, denn das Engel 07 wird kurze Zeit später als Location für eine Techno-Party benötigt. Sichtlich zufrieden kuscht das schwarze Volk und entschwindet in die Geborgenheit der Nacht.
Text & Fotos: Richard Mertens
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