In ihrer Heimat sind die russisch-ukrainischen Black/Death Metaller LYCANTHROPY längst keine Unbekannten mehr – kein Wunder, haben sie doch seit ihrer Gründung 2007 immerhin schon sieben Alben und diverse EPs und Splitbeiträge veröffentlicht. Nur hierzulande und im restlichen Westeuropa hat es noch nicht so wirklich zum großen Wurf gereicht – was sich mit dem siebten Album „Totenkränze“ nun ändern soll: Mit dem Schweizer Label Nocebo Records hat man einen schlagkräftigen Partner gefunden, der letztes Jahr bereits eine Vinylversion des Albums herausgebracht hat, eine CD-Version soll im Frühjahr 2014 via Metallic Media/Black Plague folgen. Man befindet sich also zumindest partnertechnisch auf Vormarsch – ob sich LYCANTHROPY auch musikalisch werden durchsetzen können, das bleibt abzuwarten.
Denn auch wenn die überwiegend kurzen und knackigen Songs auf „Totenkränze“ durch ihr auf den Punkt gebrachtes Songwriting positiv auffallen können, so wirklich rund ist noch nicht alles auf dem Album. So pendeln LYCANTHROPY oft zwischen brachialer Gewalt und den Versuchen, eine morbide Atmosphäre aufzubauen, hin und her, was zwar Abwechslung bringt, aber auch dafür sorgt, dass das Album ein wenig inhomogen wirkt. (Ganz zu schweigen davon, dass so weder das Getrümmer noch die atmosphärischen Parts ihre volle Wirkung entfalten können.) Um es auf den Punkt zu bringen: LYCANTHROPY machen im sinistren „The Howling“ einiges richtig, aber indem sie „Sickliest Humanity“ mit seinem flotten Brutalo-Einstieg folgen lassen, machen sie sich die soeben aufgebaute Stimmung wieder kaputt. Schade.
Auch ansonsten gibt es ein paar Stellen, die dafür sorgen, dass „Totenkränze“ zumindest keinen überwältigenden Eindruck macht: Die Riffs oft nichts Neues, der Sound – vor allem das Schlagzeug – ein wenig plastikartig, der Gesang teilweise zwar mit wirklich durchdringenden Höhepunkten, aber über weite Strecken unspektakulär bleibend. Das ist alles ein wenig schade, denn dass LYCANTHROPY was auf dem Kasten haben, lassen sie immer wieder durchschimmern. Damit legen sie ein Album vor, für das wie so viele andere auch gilt: nicht schlecht, geht aber besser. Ob sich das in Westeuropa durchsetzen kann, bleibt abzuwarten, aber ich fürchte, sowas hat man hier schon zu oft gehört – auf dem nächsten Werk ein wenig mehr Konsequenz und Einfallsreichtum, dann kann’s klappen.
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