Subsignal
Paraíso Tour 2014 - live in Ludwigsburg
Konzertbericht
Offensichtlich stellt die beste Prog-Rock-Band Deutschlands immernoch einen echten Geheimtipp dar – das war schon zu SIEGES-EVEN-Zeiten so und setzt sich beim Nachfolge-Projekt von Gitarrist Markus Steffen und Sänger Arno Menses nahtlos fort. So müssen SUBSIGNAL heute mit dem überschaubaren „Club 2“ der Ludwigsburger Rockfabrik Vorlieb nehmen, ohne diesen wirklich voll zu bekommen.
Ob dies wohl auch damit zusammenhängt, dass sich im nur eine Autostunde entfernten Karlsruhe heute TRANSATLANTIC die Ehre gibt? Völlig egal, denn angesichts dessen, was uns hier bevorsteht, sind die Anwesenden hier definitiv am richtigen Ort und brauchen sich ob der verpassten Bombast-Show der Prog-Supergroup in der Gelbfüßler-Hauptstadt nicht zu grämen. Der Einlass ist mit 20 Uhr eher spät angesetzt, dass die Show dann aber entgegen der Ankündigung bereits eine halbe Stunde später startet, ist eher ärgerlich. Allerdings scheinen Prog-Fans pünktliche Menschen zu sein, so dass nur wenige Besucher hier etwas verpassen. Und was das Publikum an Quantität nicht bieten kann, kompensiert es hingegen umso deutlicher in Puncto Qualität. Die Menge ist gut gelaunt, begeisterungsfähig und gewillt, eifrig mitzuklatschen und zu singen.
Davon profitieren bereits THOUGHT FACTORY, die als Opener ihr progressives Rock/Metal-Gemisch präsentieren und damit stilistisch bestens zu SUBSIGNAL passen. Ihr Debütalbum „Lost“ heimste allerorten hervorragende Kritiken ein, den dadurch geweckten Erwartungen wird das Quintett aber nur teilweise gerecht. Ja, das Songwriting ist ausgeklügelt und geizt nicht mit stimmigen Instrumentalabfahrten und eingängigen Melodien. Gleichzeitig geht die Truppe aber regelrecht konservativ zu Werke und wandelt nahezu ausschließlich auf Pfaden, die andere Prog-Combos schon hinreichend eingeebnet haben. Ein ums andere Mal werden hier überdeutliche Erinnerungen an Vorbilder wie FATES WARNING, AYREON oder die unvermeidlichen DREAM THEATER wach.
Als Herausstellungsmerkmal muss da schon die starke Gewichtung des Gesangs gelten, die Fluch und Segen zugleich ist. Rein technisch braucht sich Frontmann Marcus Becker keine Vorwürfe machen zu lassen und verfügt auch über ein durchwegs ansprechendes Organ. Indes neigt er ausdrucksseitig zum Overacting, das gepaart mit seinen raumgreifenden Gesten die gesammelten Erfahrungen als Musical-Sänger, Sprech-, Stimm- und Atemlehrer erkennen lässt, im Rockmusik-Kontext aber eher deplatziert und gekünstelt wirkt. Das alles trübt gemeinsam mit der ein oder anderen offensichtlichen Unsicherheit auf Seiten der Instrumentalisten das Gesamtbild nicht unwesentlich, Talent besitzen die Jungs aber definitiv und dürften sich mit etwas mehr Spielpraxis noch deutlich steigern können. Sympathisch sind sie uns mit ihrem augenzwinkernden Humor („Die gute Nachricht: Jetzt kommt unser letzter Song. Der ist allerdings auch 16 Minuten lang.“) indes jetzt schon, so dass man sich auf das freuen darf, was man zukünftig von THOUGHTS FACTORY noch hören wird.
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