Destrage - Are You Kidding Me? No.

Review

DESTRAGE aus Mailand sind eindeutig ein Haufen sehr begabter aber auch hochgradig geistesgestörter Musiker. Es ist schwer zu kategorisieren was der Fünfer da auf seinem neuen Album mit dem schon reichlich merkwürdigen Titel „Are You Kidding Me? No.“ Auf die Menschheit loslässt. Heavy Metal? Hard Rock? Metalcore? Progressive? Jazz? Von allem etwas. Allerdings verzichtet die Band auf „Are Your Kidding Me? No.“ über weite Strecken auf ADHS-Riffwechsel im Sekundentakt sondern beweist ein Talent für gutes Songwriting und Griffigkeit.

Aber eins nach dem anderen: Der Opener „Destroy Create Transform Sublimate“ fängt an wie ein technisch versiertes Stück Metalcore inklusive Growls, geht dann aber sehr schnell zu einem dissonanten Hard Rock-Verse mit Brian Johnson-Papageiengesang über. Im Refrain klingt Sänger Paolo Colavolpe dann wieder eher wie Dave Draiman von DISTURBED, was dem Song trotz allen Gefrickels eine gewisse Eingängigkeit verleiht. Der Industrial-Beat (mit Kinderglockenspiel!) am Ende verstört mich dann aber doch etwas. Wer sich schon angesichts einer solchen Beschreibung in irgendeiner Ecke verkrochen hat, lese bitte weiter. DESTRAGE können es besser.

Die folgenden „Purania“ und „My Green Neighbour“ wurden beide bereits vollkommen zu Recht als Single ausgekoppelt und mit einem Video versehen. Ersterer überzeugt mit einem groovigen Hard Rock-Riff, jazzigen Spielereien im Vers und einem klasse Refrain. Klingt wie MUSE auf Speed UND Testo. Auch „My Green Neighbour“ ist nicht nur dank der brilliant-debilen Textzeile „We shoot zombies in the face“ ein Riesenspaß. „Hosts, Rifles & Coke“ geht als nächstes metallischer zu Werke und erinnert wiederum etwas an die heutigen MASTODON.

Überhaupt sind die hörbaren Einflüsse so zahlreich wie verschiedenartig. SYSTEM OF A DOWN („Purania“, „Where The Things Have No Colour“) kommen einem ebenso in den Sinn wie  IWRESTLEDABEARONCE („G.O.D.“). Musikalisch ist das Gebotene durch die Bank auf allerhöchstem Niveau. Größtenteils geht der Plan, den überbordenden Ideenreichtum sinnvoll mit guten und packenden Songs zu verknüpfen auf, in einigen selteneren Fällen nicht („Destroy Create Transform Sublimate“). Zu den Highlights der zweiten Albumhälfte gehören „(Obedience)“ und der technisch ausgefeilte, siebenminütige Titeltrack.

Mit „Are You Kidding Me? No.“ ist DESTRAGE aus Italien ein Machwerk voller unkonventioneller Ideen, krankhafter Kreativität, aber auch einiger starker Songs gelungen. Die größten Probleme modernen Metals sind fehlende Alleinstellungsmerkmale und perfektionierte Seelenlosigkeit in der Produktion, beides überwinden DESTRAGE mühelos. „Are You Kidding Me? No.“ Ist deshalb ein wertvoller Beitrag zur italienischen und gesamteuropäischen Metalszene.

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26.02.2014

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