Kuolemanlaakso
Interview mit KUOLEMANLAAKSO Mastermind Markus Laakso zum neuen Album "Tulijoutsen"
Interview
Anlässlich der anstehenden Veröffentlichung von „Tulijoutsen“, der neuen Scheibe der finnischen Doom-Death Fraktion KUOLEMANLAAKSO, stand uns deren Mastermind und Bandgründer Markus Laakso (Gitarre und Keyboard) Rede und Antwort zu Fragen des neuen Albums, der deutsch-finnischen Sprachbarriere, Melancholie und Arbeitseifer.
Hallo Markus! Wie geht es dir gerade so und wie ist dein Gefühl bezüglich der anstehenden Veröffentlichung von „Tulijoutsen“?
Hey, mir geht es großartig, danke! Ich glaube, wir haben ein exzellentes Album abgeliefert, das bislang sehr positiv aufgenommen wurde, also ist alles gut.
Euer Debüt „Uljas uusi maailma“ ist nur ein knappes Jahr alt, die nachfolgende EP „Musta Aurinko Nousee“ sogar nur ein paar Monate. Du bist ein ziemlicher Workaholic, was?
Der Zeitplan ist schon ein bisschen verrückt, oder? Als ich die Band gestartet habe, wollte ich eine Reise zurück antreten in die goldene Zeit des Vinyls, als Bands wie THE DOORS, KISS und BLACK SABBATH höchstens ein Veröffentlichung pro Jahr geschafft haben – und alles spätere Klassiker. Ich weiß nicht, ob ich mich als Workaholic bezeichnen würde, aber ich bin auf jeden Fall dem Schreiben, Aufnehmen und Veröffentlichen von Musik verfallen. Eigentlich bin ich sogar ein bisschen faul, um ehrlich zu sein. Aber um es genau zu nehmen haben meine Bands zusammengenommen drei Vollveröffentlichungen und eine EP in eineinhalb Jahren geschafft – ich bin ebenfalls ein tragendes Mitglied bei CHAOSWEAVER.
„Tulijoutsen“ bedeutet „Der Feuerschwan“, oder? Was ist das Konzept hinter „Tulijoutsen“ und gibt es eine Verbindung zwischen den Songs?
Ja, die Übersetzung ist richtig. Es ist kein Konzeptalbum, aber jeder Song ist eng mit Feuer oder Wasser verbunden, den gegensätzlichen Elementen. Das Album erforscht diese Gegensätze musikalisch: Die Heavy-Parts sind extrem heavy, die traurigen extrem schmerzhaft, und die Melodien harmonischer als je zuvor. Man kann den Feuer-Wasser-Gegensatz auch als Yin-Yang-Symbolik in dem Coverartwork von Maahy Abdul Muhsin (Maahy’s Art) erkennen.
Wieso hast du finnisch für die Texte gewählt? Also natürlich neben der Tatsache, dass es ja deine Muttersprache ist?
Ich habe zuvor nie ernsthaft auf finnisch geschrieben, da brauchte ich eine Herausforderung! Diese superheavy Tracks mussten einfach auf finnisch gesungen werden, finnisch ist – so ähnlich wie deutsch – eine rauhe Sprache mit starken Konsonanten. Das passte perfekt zu den Texten und der Musik.
Bitte stelle KUOLEMANLAAKSO einmal näher vor. Wer steckt hinter Band? Woher kommen die Bandmitglieder und wie hälst du sie in einem weitläufigen Land wie Finnland zusammen?
KUOLEMANLAAKSO begann als Ein-Mann Soloprojekt, aber als Kouta (Gitarre) zufällig die Demos zu hören bekam bestand er darauf, dass ich eine vollständige Band daraus mache. Der Rest ist Geschichte…
Kouta spielt ebenfalls bei CHAOSWEAVER und ich kenne ihn seit 2006, daher war es keine schwierige Entscheidung in einsteigen zu lassen. Usva (Bass) und Tiera (Drums) sind auch ziemlich coole Typen, die ich schon lange kenne, es war als ein Vergnügen die beiden zum Einstieg zu bewegen. Beide sind sehr talentierte Musiker, entspannte und lockere Zeitgenossen, mit denen man gut klarkommt. Kotamäki war der einzige, den ich nur aufgrund seiner Arbeit kannte, aber er war die erste Wahl für mich. Kouta hat ihn gefragt, ob er mit macht und glücklicherweise hat er zugesagt. Kuota und Kotamäki leben in Helsinki und Usva, Tiera und ich in Kuopio, 400 Kilometer nördlich von Helsinki.
Du beziehst dich auf TRIPTYKON als einen wichtigen musikalischen Einfluss. Welche anderen Bands oder Künstler sind für dich und deine kreative Arbeit wichtig?
Ja, TRIPTYKON waren ein gewichtiger Einfluss für unser Debüt. Ich höre eine Menge verschiedenes Zeug aus verschiedenen Genres und ich nehme, bewusst und unbewusst, Einflüsse aus Filmen, Büchern und natürlich dem Leben an sich, auf. Ich denke nicht an andere existierende Songs, wenn ich schreibe. Aber ich glaube, man kann sagen, dass ich dieses Mal von den Arbeiten von Angelo Badalamenti, MY DYING BRIDE, AMORPHIS, Topi Sorsakoski und TIAMAT besonders inspiriert wurde, genauso wie von David Lynch, Aarni Kouta und H.R. Giger, aber auch von finnischer Folklore und altertümlichem, finnischem Gesang. Und Twin Peaks ist immer eine riesige Inspiration für mich!
Was kannst du über Eino Leino’s (1878–1926), den Autor, auf den du als textliche Inspiration verweist, erzählen? Kannst du ihn dem deutschen Publikum vorstellen?
Er ist womöglich der bekannteste finnische Dichter aller Zeiten. Dieses Mal war es tatsächlich sein Schreibkumpan Aarni Kouta, der die Texte am meisten beeinflusst hat. Beide haben sehr düsteren Kram geschrieben und Natur war ein Hauptthema für sie – das Gleiche gilt auch für meine Texte. Ich habe leider keine Ahnung, ob ihre Arbeiten auch ins Deutsche übersetzt wurden, aber zumindest von Leino sollte es einige englische Übersetzungen geben. Testet das mal an, es ist großartiges Zeug!
Als durchschnittlicher, mitteleuropäischer Metalfan: Gibt es eine Chance, dass man KUOLEMANLAAKSO Konzerte sehen kann, ohne dass man durch halb Europa reisen muss (nicht, dass das nicht lohnenswert wäre…)?
Das hoffen wir, verdammt nochmal! Wir hatten bereits eine Europatour geplant, aber dann musste der Headliner aufgrund von Terminproblemen absagen. Aber es besteht die leichte Hoffnung, dass das später vielleicht klappt. Das würde natürlich auch ein paar Shows in Deutschland einschließen. Lasst uns einfach hoffen, dass “Tulijoutsen” das Verlangen der Fans auf ein derart hohes Level bringt, dass wir gar keine andere Wahl haben, als unsere Sachen zu packen und südwärts zu reisen!
Neben all dem schweren Doom-Death hat „Tulijoutsen“ eine sehr melancholische Seele. Ist das ein Art finnische Spezialität?
Ich weiß nicht, aber vielleicht. Die Seele von „Tulijoutsen“ ist eine Verlängerung unserer eigenen Persönlichkeit und dunklen Seiten. Sie ist sehr „echt“. Einige Texte auf diesem Album sind sehr persönlich und mit einem großen Verlust verbunden. Sogar wenn man kein Finnisch versteht kann man die Melancholie der Melodien und in Kotamäkis Stimme spüren. „Arpeni“ ist womöglich der persönlichste und verzweifelste Song in dieser Hinsicht.
Meiner Meinung nach habt ihr mit “Tulijoutsen” die dunkle und epische Seite der Band weiter geschärft, auch um den Preis der Heavyness. Beabsichtigt ihr euch zukünftig weiter in diese Richtung zu entwickeln oder wohin führt eure musikalische Reise?
Es stimmt, das aktuelle Album ist melodiöser als der Vorgänger, aber ich würde nicht sagen, dass es weniger heavy wäre. Auf jeden Fall gibt es keine richtig schnellen Songs, wie „Ikiuni“ auf “Tulijoutsen”. Dieses Mal kamen Songs heraus, wie sie vorherbestimmt sind: langsam, melancholisch und dennoch heavy. Wir kümmern uns um nichts anderes als darum, gute Musik zu machen so gut wir können und wenn jemand mehr Heavy Metal-Attitüde haben möchte, kann man ja PANTERA hören, oder?
Dennoch ist schwer zu sagen, was wir in der Zukunft so veranstalten. Wir arbeiten bereits an ein paar neuen Songs, diebis zum Äußersten technisch und düster sind. In diesem Moment möchte ich mehr in alptraumhafte Landschaften abtauchen. Es hat mich schon immer gereizt, eine neue Richtungen einzuschlagen, nachdem ich etwas beendet hatte, es wäre unnatürlich für mich, etwas zwei Mal zu machen. Genau darum habe ich auch noch eine Menge unveröffentlichte Sideprojects.
„Glastonbury Iehto“ ist mit seiner folkigen Machart ein herausragender Song auf dem Album. Was kannst du über diesen speziellen Song sagen?
Zwei Worte: Twin Peaks.
Auf dem Label Svart Records seid ihr in guter, kreativer und recht spezieller Gesellschaft: HEXVESSEL, ORANSSI PAZUZU, BEASTMILK. Lebt es sich gut in solch interessanter Gesellschaft?
Ich bin ein Fan der genannten Bands, aber auf dem gleichen Label mit den Jungs zu sein, betrifft mich nicht im täglichen Leben. Wie auch immer, Svart Records hat einen beeindruckenden Katalog und es fühlt sich gut an, Teil von etwas so Wunderbarem zu sein. Im Gegensatz zu vielen Labels nehmen sie die Qualität der Musik und die Aufmachung ihrer Veröffentlichungen sehr ernst, es geht nicht nur darum, wie viele Scheiben sie verkaufen. Sie sind außerdem sehr nette Typen mit großem Ehrgeiz: Sie sind auf einer besonderen Mission.
Danke vielmals für deine Antworten. Zum Abschluss noch die Möglichkeit, ein wenig die Werbetrommel zu rühren. Die letzten Worte gehören dir.
Danke vielmals für die Unterstützung und dass ihr den Undergrounds lebendig haltet! Checkt unseren Track „Tuonen tähtivyö“ auf Soundcloud an. Wenn euch das gefällt, empfehle ich dringend eine Vinylversion (schwarz oder rot) von “Tulijoutsen“, die sicher schnell vergriffen sein wird.
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Stile | Death-Doom Metal |
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