Die alten Herren von ELDRITCH hauen nach gut 20 Jahren mit dem Geschmack der Tränen auf der Zunge ihr neuntes Album in die Menge. Schön druckvoll haut man in die Saiten, die Vocals gestalten sich leider zu oft beinahe schon jammernd dramatisch. Wenn es darum geht, zackig nach vorn zu galoppieren und auf ausgedehnten Autofahrten seinen Frust über die letzte Uschi/die letzte Pfeife zu lassen, ist das sicher das richtige Album. Es mag durchaus sein, dass es bei folgendem Vergleich dem einen oder anderen Leser die Zehennägel nach oben zieht, aber was mir bei einigen Songs am Anfang bereits auffällt: Hier könnten wir genauso KILLSWITCH ENGAGE zu Zeiten der „The End Of Heartache“ hören – mit dem Unterschied, dass massig Gitarrensoli, Keyboards, dafür aber keine Growls oder Metalcore-Anteile vorhanden sind. Nein, so unselbstständig ist „Tasting The Tears“ keines Falls, aber es fällt nun mal die Anleihe genannter Band auf.
Besonders bemerkbar macht sich dieser Eindruck beim Opener „Inside You“, „Seeds Of Love“ und „Don’t Listen“. Dennoch haben wir im großen und ganzen sehr unterhaltsame Songs. Und hat man nicht gerade eine musikalische Elefantenhaut, bekommt man mit der Ballade „Waiting For Something“ ein wenig Gänsehaut spendiert. Der wohl größte Mangel an diesem Album ist der Fakt, dass es dem Sangesknaben Terrence Holler nicht so wirklich gelingen mag, mehr auf die Riffings einzugehen. Es wird immer die „Drama…-Tod…-Herzschmerz…“-Schiene durchgezogen, was ich besonders bei „Something Strong“ bedauerlich finde. Dieser wäre eigentlich mein persönlicher Favorit auf „Tasting The Tears“, aber dieser unpassende Kontrast macht diesen Song, wie ich finde, „kinda weak“ Zusätzlich sehr schade sind die Soloeinlagen, die dem Song jegliche Kraft aus dem Gemächt saugen. Mit „Iris“ bekommen wir eine Ballade spendiert, in welcher das ganze Selbstmitleid gescheiterter Lieben mündet. Immerhin, ELDRITCH haben den stimmigsten Song auf ihrem neuen Album mit „Love From A Stone“ geliefert, da hier der Gesang am schönsten mit den Instrumenten harmoniert und die Soli die Songs bereichern, statt sie zu zerpflücken.
ELDRITCH bescheren uns mit „Tasting The Tears“ ein unterhaltsames Album, das man sich beinahe immer anhören kann, in der man sich melancholisch fühlt, aber dennoch offen für eine ordentliche Portion Headbangen ist.
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