Fürwahr, leicht machen es einem die US-Prog-Metaller LEVIATHAN nicht. Ihr neues Album „Beholden To Nothing, Braver Since Then“ schüttelt filigrane Luftschloss-Kompositionen scheinbar mühelos aus dem Handgelenk und bleibt doch vergleichsweise unnahbar.
Neue Zutaten verwenden LEVIATHAN in ihrem Prog-Metal-Gebräu nicht. Tatsächlich fühlt man sich an die großen Prog-Momente der späten Achtziger und frühen Neunziger erinnert, unweigerlich kommen einem FATES WARNING und QUEENSRŸCHE in den Sinn. Lehnen sich die Jungs aus Colorado gar an die Frühphase von DREAM THEATER an, wirkt das im hier vertretenen Gesamtkontext geradezu modern.
Doch wie bei jedem guten Eintopf kann auch im Prog-Bereich aus den gewöhnlichsten Zutaten ein schmackhaftes Mahl entstehen. So haben es LEVIATHAN geschafft, ihre Kompositionen in nahezu perfekter Weise auf Hochglanz zu polieren und nur da Ecken und Kanten stehen zu lassen, wo sie dem Gesamtprodukt dienlich sind. So wirkt „Beholden To Nothing, Braver Since Then“ wesentlich runder als es sein bewusst sperrig gewählter Titel vermuten ließe.
Das Album bietete eine Mischung aus einigen kurzen Instrumentalstücken, verspielten Prog-Kompositionen und einem siebenteiligen Monumental-Epos als zentralem Albumstück. „Religious Superstition, Imposed Tradition & Spiritual Crutch Of Human Crux“ (Leute, ihr wollt wohl nicht, dass sich irgendjemand eure Titel merken kann, oder?) stellt eine rund 37-minütige kritische Auseinandersetzung mit organisierter Religion dar und zeigt die Band mit all ihren unterschiedlichen Facetten von ihrer Schokoladenseite.
Restlos überzeugen kann mich „Beholden To Nothing, Braver Since Then“ dennoch nicht. Dazu trägt der zu ausdrucksarm und schwachbrüstig daherkommende Gesang von Jeff Ward ebenso bei wie die flache Produktion, die es nicht schafft, den eigenen Charakter der einzelnen Instrumente zu unterstreichen, und ein vergleichsweise höhepunktarmes Klangbild zur Folge hat.
Dabei ist das spiel- und kompositionstechnische Potential von LEVIATHAN durchaus erkennbar und macht „Beholden To Nothing, Braver Since Then“ zu einem lohnenswerten Kauf für alle Prog-Metal-Fans. Dezent eingesetzte Orchester-Parts und einige wenige elektronische Momente setzen Akzente, insbesondere der Rückgriff auf echte Geigen-, Bratschen- und Piano-Parts zahlt sich aus und sorgt für genau das richtige Maß an Hooklines, die aus den ansonsten arg verkopft anmutenden Kompositionen herausragen.
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