Crawling Chaos - Repellent Gastronomy

Review

Italien, das (Power-)Metal-Land der Symphonien und Gothic-Anleihen. Denken viele, hören dann eventuell CRAWLING CHAOS und fallen vom Stuhl. Nach der 2008er-EP „Goatsuckers“ kicken die Italiener mit kräftigem Stiefeltritt nun ihr erstes Studioalbum in die Metal-Gemeinde. Die Geschichten von H. P. Lovecraft sind ein gern gesehener Gast in metallischen Texten und so folgt auch „Repellent Gastronomy“ inhaltlich dem Weg des amerikanischen Schriftstellers. Der Bandname sagt es ja eigentlich schon. Ebenso die selbst gewählte Bezeichnung „Miskatonic Death Metal“. Zum Hintergrund: In einem von Lovecraft erdachten Landstrich in Massachusetts befindet sich die fiktive Stadt Arkham, deren älterer Kern am südlichen Ufer des Miskatonic-Flusses lag. Mal ganz von der gleichfalls fiktiven Miskatonic-Universität abgesehen.

CRAWLING CHAOS wollen es wissen. Dass sich Bands gern stilistisch verzweigen, ist nicht neu, auf „Repellent Gastronomy“ geht das alles aber einen Schritt weiter. Da wirkt der dramatische Streicherpart im Intro, bei anderen Combos ein progressiver Ausbruch, wie der Gegenentwurf zur sonstigen Verspieltheit. Als Basis dient technischer Death Metal. Die zweite musikalische Ebene verläuft von Traditionellem in Form von klassischen Soli und eines an Heavy Metal erinnernden Riffs zu Beginn von „Promised UnHeaven“ über jede Menge Thrash Metal („From The Unsafe Shrines Cometh The Abyss“) bis hin zu – in der Kürze liegt die brachiale Würze – zwei Grind-Nummern („Encephalitic Cyst“ und „Visceral Breeding Army“). Experimentierfreudig ist eine Sache, aber was zur Mitte von „Closing The Gates“ abgeht (die dritte Ebene), wird vielen nicht nur ein Dorn im Auge sein. Sobald es elektronisch wird, muss man inzwischen ja an MORBID ANGEL denken, und auch der hier gemeinte Abschnitt klingt eher nach Disco als nach Metal – könnte auch von ROB ZOMBIE stammen.

Wer Vergleichsbands zur Orientierung benötigt: DIABOLICAL können hier getrost genannt werden, aber auch NILE und späte BEHEMOTH. „Repellent Gastronomy“ ist umfangreich strukturiert, knüppelt häufig und setzt auf reichlich Breaks und Tempowechsel. Die Growls sind nach hinten raus, also auf Dauer, recht eintönig, auch wenn ein paar moderne Shouts verwurstet werden. Glücklicherweise übertreibt man es an der Stelle aber nicht. Insbesondere als Erstlingswerk phasenweise ziemlich mutig, allerdings immer mit der Tendenz, übers Ziel hinauszuschießen. Trotzdem ein gutes und vor allem interessantes Album.

27.01.2014

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