Grotesque Studios
Hinter den Kulissen

Interview

Grotesque Studios

Oft genug erzählen Musiker von ihren Aufnahmeprozessen und allem, was damit einhergeht. Immer wieder gibt es aber auch lustige Anekdoten aus dem Studio, die den Fans einen interessanten Einblick in die Produktion eines Albums geben. Aber es existiert auch eine andere Seite, weshalb wir uns Sebastian Moser von den GROTESQUE STUDIOS vorgenommen haben, um uns diese mal näher zu bringen.

Hallo Sebastian! Bitte stell doch erstmal dich und die GROTESQUE STUDIOS kurz vor.

Meine Wenigkeit ist zum einen seit über 15 Jahren aktiver Musiker. Als Bassist und Songwriter bin ich dazu aktuell bei der Band GLOOMBALL aktiv. Auf der anderen Seite hab ich auch vor gut 13 Jahren bereits meine ersten Recording-Versuche für meine damaligen Bands / Projekte angegangen. Und nachdem ich gemerkt habe, dass mir das ganze Sound-Thema nicht nur Spaß macht, sondern ich anscheinend auch ein wenig Gefühl dafür habe, wurde das immer weiter ausgebaut, bis ich das dann 2010 auf „offizielle“ Beine mit den GROTESQUE STUDIOS gestellt habe, um mich damit Stück für Stück in die Selbständigkeit begeben zu können.
Die GROTESQUE STUDIOS sind meine Vorstellung eines „One-Stop-Shops“ für Künstler. Durch ein großes Netzwerk aus Kreativen aller Bereiche kann ich einem Künstler bzw. einer Band nicht nur die tontechnische Produktion anbieten, sondern auch bei Bedarf Dienstleistungen für Design-Themen, beim Songwriting, und speziell auch bei der künstlerischen Vermarktung anbieten.

Ich habe selbst viele Jahre als Projektmanager und Kundenberater in der Werbebranche gearbeitet und schnell gemerkt, dass meine Marketingerfahrungen super auch in die Musikbranche übertragbar sind. Und da ich auch schon so lange als Musiker aktiv bin, kann ich natürlich auch hier aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen. Ich helfe auch mehr als nur gern, wenn es um Punkte wie die Optimierung des Live-Setups oder–Sounds geht.

Mit welchen Bands hast du denn bisher schon so zusammengearbeitet?

Am Anfang waren das vorrangig meine eigenen Bands, die „herhalten“ mussten. Zu nennen wären dabei die Progressive Metaller SHAPESHIFT (mit Hannes Großmann von OBSCURA an den Drums) und mein Solo-Projekt CYNICISIM. Schnell kamen aber Aufnahmen für befreundete Bands und Musiker dazu. So wie auch für die leider aufgelösten AGE OF CARNAGE aus Kelheim. Und aus jedem Projekt ergab sich dann ganz natürlich irgendwann der nächste Job. So haben bis heute Bands wie die Metal Coreler BURN THE WEAK, die Death Metaller DEAD ALONE, die Münchner Glam Rocker RUSTINAL oder auch die Nürnberg Thrasher ENTERA meine Dienste in Anspruch genommen. Und noch einige mehr, welche man sich auf meiner Website anhören kann.

Neben dem Studio bist du ja auch als Musiker in diversen Bands unterwegs.

Genau, wie oben schon erwähnt, ist das momentan die Band GLOOMBALL, bei der ich die dicken Saiten bediene. Mit GLOOMBALL sind wir bei SPV/Steamhammer unter Vertrag, haben dort vor kurzem unser erstes Album „The Distance“ herausgebracht und arbeiten momentan am Songwriting für das zweite Album. Daneben ist noch die Death Metal-Band ARSIRIUS zu nennen, bei der ich wiederum als Gitarrist tätig bin. Das bietet mir mehr Feinarbeit als am Bass und ist definitiv nen fetten Tacken schneller. Auf Facebook kann man in unsere erste Promo-EP reinhören, die – wer hätte es gedacht – ebenfalls von mir produziert wurde. Das Full Length Album ist momentan noch in Arbeit, sollte aber bis Mitte des Jahres fertiggestellt sein.

Da du ja schon bei drei Projekten neben deinem Job involviert bist, wie kriegst du das bitte zeitlich auf die Reihe?

Naja, wenn man es ganz genau nehmen will, sind es ja nur zwei Bands. Was oben herausfiel, war mein Solo-Projekt CYNICISM. Das liegt momentan auf Eis – oder ist vielleicht auch tot. Das entscheide ich immer ganz spontan, wie es mir gerade passt und falls mir wieder neue Songs einfallen oder eben nicht. 🙂
Aber um auf die Frage zu antworten: Grundsätzlich ist das mit einem Fulltime-Job natürlich nicht zu vereinen. Darum bin ich nun auch nach vielen Jahren als Projektmanager in Werbeagenturen auf Teilzeit und Freelancing umgestiegen. Das reicht für die Grundsicherung, damit ich meinen Traum von der Musik so leben kann. Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf den GROTESQUE STUDIOS und deren konstanter Ausbau zu einer allumfassenden Anlaufstelle für Musiker.

Grotesque Studios

Gibt es irgendwelche lustigen Anekdoten aus dem Studioalltag?

Ach, da gibt es unzählige Anekdoten! Wenn man ein paar rauspicken muss, wird es immer schwierig. Grandios sind sicherlich immer die Momente, wenn etwas nicht so läuft wie geplant. Da hilft meist nur Improvisation und viel Humor. Wenn sich beispielsweise der Raum einer Band, in welchem man das Drumset aufnehmen soll als so klein und vollgepackt herausstellt, dass man Mikros fast nur schwebend wie Tom Cruise in „Mission Impossible“ aufstellen und justieren kann. Stürze ins Drumset inklusive. Herrlich! Besonders in Erinnerung ist mir aber eine lange Aufnahmesession mit einer befreundeten Band geblieben. Bedingt durch die Räumlichkeiten musste ich mein Setup in deren Raum direkt gegenüber des Drumsets aufbauen. Und die übergroße Bassdrum hat mich dann knapp zehn Stunden lang so weichgeknetet, dass ich mich danach wie von einem Boxer durchgeprügelt gefühlt hatte.

Nachdem du ja beide Seiten im Business kennst: Wie siehst du denn die Entwicklung, dass die Produktionen im Großen und Ganzen immer lauter und teilweise sogar „übersteuerter“ werden?

Hierzu habe ich inzwischen eine ziemlich klare Meinung: Ich finde es unsinnig und nutzlos. Ich habe selbst eine Weile gedacht, ich muss diesem Trend hinterherhecheln. Aber man verliert völlig den Blick für einen guten Mix und macht eigentlich am Ende alles kaputt. Meine Meinung rührt zudem auch von einem ganz pragmatischen Grund her: Musik wird heute auf so vielen unterschiedlichen Geräten und Quellen gehört, die wiederum mit verschiedenen Algorithmen den Sound „bearbeiten“, um dem Hörer ein gleichmäßiges Hörvergnügen zu erlauben. Beispielsweise klingt eine hochgepushte Mischung auf Spotify nur furchtbar, weil dort wiederum alles auf ein Level gebracht wird. Und was auf der Anlage oder YouTube saugeil klang, klingt plötzlich total sch…
Insofern tendiere ich inzwischen dazu, einfach zu mischen und beim Mastering keine Lautstärke-Rekorde aufzustellen. Sondern einen angemessenen Pegel und Sound herzustellen. Fertig und aus.

Welches Album hat denn für dich persönlich den perfekten Sound?

Ein solches Album hab ich nicht. Vor zwei Jahren hätte ich auf diese Frage sicherlich noch anders geantwortet, aber heutzutage interessiert mich vorrangig, ob eine Produktion die Songs richtig transportiert. Und perfekt gibt es für mich nie. Kaum denke ich so etwas, kommt schon wieder eine Platte, die mich soundtechnisch umhaut. Okay, ich muss aber zugeben, dass für mich bis heute die „Dangerous“ von MICHAEL JACKSON – speziell die Vinyl-Mischung – eine meiner unangefochtenen Top-Produktionen darstellt. Die ist so herrlich knackig-trocken und der Bass drückt dich einfach an die Wand.

Welches Instrument nimmst du denn persönlich am liebsten auf?

Das ist wohl sicherlich der Gesang. Ich liebe es, wie der Gesang einem Song plötzlich das Gesicht gibt und ihn in einem ganz neuen Licht erstrahlen lässt. Erst durch den Gesang wird aus einem guten Song manchmal ein echter Hit. Definitiv das mein Lieblings-„Instrument“.

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Und was würdest du neben Metal gern mal produzieren? Gibt es irgendein bestimmtes Genre, das es dir angetan hat?

Haha, ja – Dubstep! Wenn ich auch nur annähernd einen Plan hätte, wie man diese Sounds erzeugt, ich würde mich sofort dranmachen.

Hast Du vielleicht zum Abschluss noch ein paar Tipps für junge Bands, was sie bei einem Studiotermin beachten sollen?

Der wichtigste Tipp: Seid einfach top vorbereitet und übt das Material bis zum Erbrechen. Mit moderner Technik kann man viel machen, aber Zeit und damit Geld kostet es trotzdem – die Rechnung tut spätestens beim Bezahlen weh.
Speziell eine anständige Vorproduktion gehört für mich als Vorbereitung essentiell dazu. Und wenn es nur Aufnahmen aus dem Proberaum sind. All das hilft, um Songmaterial von 80% zu 100% zu bringen. Übrigens ein Part, bei dem ich gerne schon vor einer finalen Produktion einspringe und je nach Umfang auch kostenfrei.

Vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören natürlich dir!

Ich danke dem Team von metal.de für die Möglichkeit, mich eurer Leserschaft etwas näher vorstellen zu dürfen. Und vielleicht sieht man sich ja bald mal auf einem Konzert oder sogar bei einer Aufnahme. Ich freue mich über jeden Direktkontakt.

25.01.2014

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