Hesperia - Fra Li Monti Sibillini (Black Medieval Winter Over The Sibylline Mounts)

Review

Bei HESPERIA handelt es sich nicht nur um eine alte griechische Bezeichnung für Italien, sondern auch um ein auf italienische Geschichte und Kultur fokussiertes Ein-Mann-Projekt eines gewissen Hesperus. Dieser treibt tatsächlich schon seit den späten Neunzigern sein Unwesen in der heimischen Black-Metal-Szene und hat sich auf bereits sieben Alben an der vorrömischen Zeit und zuletzt auch am römischen Imperium abgearbeitet.

HESPERIA führen uns durch winterliche Wälder und verschneite Gebirge

Außerhalb seiner Heimat dürfte HESPERIA trotzdem nur wenigen ein Begriff sein, was an einer Mischung aus dürftiger Vermarktung über obskure Kleinstlabels, einer kaum vorhandenen Online-Präsenz, den fast ausschließlich italienisch gehaltenen Texten und der bisweilen etwas holprigen Herangehensweise derartiger Solo-Eskapaden liegen könnte. Mit seinem neuesten Streich ist Hesperus nun allerdings bei Hammerheart Records gelandet und hat augenscheinlich eine bestimmte Zielgruppe im Visier.

Schon das Cover von „Fra Li Monti Sibillini (Black Medieval Winter Over The Sibylline Mounts)” mit seinem schwarz-weißen „Black-Metal-Krieger-im-verschneiten-Wald“-Motiv schreit ja förmlich zweite Welle. Und auch die Stilbezeichnung Winter Medieval Black Metal lässt kaum Zweifel daran, wohin die musikalische Reise von HESPERIA auf diesem Konzeptalbum über Geschichte und Mythen der Sibillinischen Berge geht.

Geboten wird also atmosphärischer, mit reichlich Keyboards und Kerker-Synthies angereicherter Black Metal im Stile früher SATYRICON, GEHENNA und ANCIENT. Die Songs werden dabei immer wieder von folkigen Zwischenspielen, verhallten Spoken-Word-Passagen sowie von atmosphärischen Ambient-Interludes aufgelockert, wobei es aber schwerfällt, hier einzelne Nummern hervorzuheben.

„Fra Li Monti Sibillini (Black Medieval Winter Over The Sibylline Mounts)” will am Stück erfahren werden

Das liegt nicht nur an den sperrigen Songtiteln, sondern vor allem daran, dass „Fra Li Monti Sibillini (Black Medieval Winter Over The Sibylline Mounts)” ganz klar als zusammenhängendes Gesamtwerk konzipiert ist, welches das Kopfkino aktiviert und am Stück erfahren werden will. Dafür muss man sich allerdings Zeit nehmen, denn mit über 70 Minuten Spielzeit ist das Album ein ziemlicher Brocken geworden, der für ein Soloprojekt erstmal ein wenig überambitioniert wirkt und Befürchtungen weckt, man könne es hier vielleicht mit einer Art italienischem David DeFeis zu tun haben.

Tatsächlich gelingt es HESPERIA aber ausgesprochen gut, uns auf eine stimmungsvolle Reise durch verschneite Wälder, stürmische Täler, düstere Gemäuer und mittelalterliche Tavernen mitzunehmen, die, sofern man sich darauf einlässt, trotz monumentalem Umfang nur wenige Längen aufweist. Auch die Produktion ist angenehm wuchtig doch gleißermaßen natürlich ausgefallen und stellt eine klare Verbesserung im Vergleich zu den kurzen Höreindrücken vergangener Veröffentlichungen dar.

Allenfalls beißen sich die allzu beschwingten Medieval-Folk-Parts manchmal ein wenig mit der mystischen Grundausrichtung, das ist aber Meckern auf hohem Niveau. Für die geneigte Zielgruppe ist „Fra Li Monti Sibillini (Black Medieval Winter Over The Sibylline Mounts)” in jedem Fall ein lohnenswerter Geheimtipp mit Nostalgiebonus und reichlich schwarzmetallischer Wohlfühlatmosphäre für die kalte Jahreszeit.

10.01.2025

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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