Marduk
"Panzer Division Marduk – Europe 2013"-Tour in Berlin
Konzertbericht
Martialisch, ultraschnell, blasphemisch. 1999 fielen acht musikalische Bomben, die noch heute bestens zünden – auf Platte wie auch live. So lang ist es gar nicht her, da haben MARDUK ihr wohl bekanntestes Album „Panzer Division Marduk“ auf dem Party.San Metal Open Air komplett durchgespielt. 2013 folgt eine Clubtour, bei der das Werk ebenfalls im Fokus steht – oder im Visier, um bei der Kriegsthematik zu bleiben.
Schon 1993 wurde „Those Of The Unlight“ veröffentlicht, das zweite Studioalbum. Passend zum 20-Jahre-Jubiläum soll auch das Zweitwerk vom ersten bis zum letzten Song durchgezockt werden. MARDUK kommen also mit doppeltem Special-Set nach Europa, im Gepäck drei weitere Bands aus Schweden. Gut, dass heute Freitag ist!
Was die Truppe um Morgan Steinmeyer Håkansson vor dem Auftritt noch nicht weiß: Gleich zu Beginn soll die Technik einer Friedensbitte gleich dafür sorgen, dass das instrumentale Sperrfeuer für Minuten unterbrochen wird. Was ich wiederum nicht wusste: Als fünfte Band ging irgendein unangekündigter Support an den Start, den ich leider verpasst habe, weil … nun ja, unangekündigt.
Valkyrja
Bevor es mit VALKYRJA losgeht, säuseln WATAIN aus der Konserve ihr gegenwärtiges Verständnis von Black Metal mit cleaner Stimme in den bestenfalls halbvollen Club. Witzig, dass Fronter A.L. von den Schwarzheimern aus Stockholm an Erik Danielsson von eben genannter Konservenband in Gestik und Vocals erinnert. VALKYRJA hüllen sich in überwiegend rasende Schwärze und integrieren feine Melodien und mitunter etwas Groove in die Knüppelei. Das höchste der Kommunikationsgefühle sind ein vereinzeltes „Ok“ und die Nennung der Songtitel – und auch das in der Regel nur mit dem Rücken zum Publikum. Das stört die Leute aber herzlich wenig, und so ist die abgehende Menge trotz früher Stunde gar nicht so übersichtlich. Liegt wohl daran, dass Freitag ist. Songs und Sound tun ihr Übriges und hinterlassen einen tadellosen Eindruck einer Band, die auch weiter oben im Billing einen verdienten Platz gefunden hätte.
Death Wolf
Bei DEATH WOLF liegt der Sound zunächst maximal im Durchschnittsbereich. Das bessert sich zwar im Laufe des Sets und pendelt sich irgendwann auf „ganz ordentlich“ ein, verdeutlicht aber umso mehr, dass DEATH WOLF durch Midtempoverwurzelung und meist cleanen Vocals heute einfach nicht so gut reinpassen. Engagement und Spielfreude sind da, aber das vorhandene Liedgut zündet nur schwerlich. „Wolfs Pallid Sister“ groovt ganz nett und lässt ein wenig nicken. Der vorletzte Song („Black Armoured Death“) drückt indes aufs Pedal und punktet durch Geschwindigkeit. In der Summe sind die Reaktionen aber sichtlich zurückhaltender als bei VALKYRJA und auch die Reihen lichten sich mehr und mehr. Und mit Licht kann heute Abend nun wirklich niemand etwas anfangen.
Grave
Selbst eine der bekanntesten Schwedentod-Bands hisst kein eigenes Backdrop und agiert vorm Logo des Headliners. Auf den Boxen hat man aber kleine Totenköpfe platziert und eine Schwedenflagge hängt als umgedrehtes Kreuz auf der rechten Seite. Die Stimmung ist schon vor dem ersten Ton richtig gut und steigert sich noch, als „Disembodied Steps“ den Gig eröffnet. Untermalt von grünem und rotem Licht liefern GRAVE in der Folge – wie gewohnt – eine hervorragende Leistung ab: energisch, versiert, mit einem guten Händchen in Sachen Songauswahl. So wird „Christi(ns)anity“ ebenso abgefeiert wie „For Your God“, (selbstredend) „Into The Grave“ und auch „When You Will See“ kommt trotz Übersteuerung bestens an. „What are you doing tonight?“, fragt uns Ola Lindgren und schlägt dann vor: „drinking, fucking“. Ansonsten überlässt der charismatische Sänger und Gitarrist die Interaktion mit dem Publikum eher seinem Bassisten. GRAVE haben sensationelles Material, um reihenweise gestandene Elche auf der Stelle tot umkippen zu lassen, und wissen zu jeder Minute, die Songs entsprechend ihrer Qualität zu präsentieren. Wie immer ein ganz starker Auftritt!
Marduk
Auf allzu viel Black-Metal-Deko in Form von Schweineköpfen, Gedärmen oder gar nackten Menschen an Kreuzen setzen MARDUK in der Regel nicht, und so genügt es auch heute, den vorderen Bühnenbereich lediglich mit etwas Tarnnetz zu überdecken. Den Rest übernehmen die Songs, denn „Panzer Division Marduk“ ist ein vertontes Kriegsgefecht. Beim Umbau fällt auf, dass die Mucke vom Band ausbleibt. Stattdessen rauscht bereits atmosphärisches Dröhnen durch den Club. Die Spannung steigt – und dann hat der Panzer plötzlich Startschwierigkeiten. Live muss auch die technische Seite mitspielen, und vom ersten Anspielen der Saite ist klar, dass die Maschinerie nicht optimal geölt ist. Morgans Klampfe klingt wie ein krächzendes Tier, das in seinen Armen verendet. Auf die Schnelle lässt sich das nicht beheben, also verlässt die Mannschaft während „Baptism By Fire“ das Schlachtfeld, um backstage die Waffen zu polieren. Es vergehen etliche Minuten, doch das Warten lohnt sich: MARDUK kehren zurück, Morgans Gitarre macht jetzt, was der Hüne will, die misslungene Nummer wird noch mal neu angespielt, und in der Folge kracht die Schwarzmetall-Salve par excellence.
An der Front finden heute überraschend viele „Gespräche“ statt, denn Mortuus versucht immer wieder, die Meute zu animieren. Das klingt zwar nicht besonders freundlich, sondern eher nach „Los, macht mit, ihr Penner“, doch immerhin. Nachdem man die Bühne im Anschluss an „Fistfucking God’s Planet“ kurz verlassen hat, stehen jetzt also die acht Songs von „Those Of The Unlight“ auf der Liste. Zwei Dinge hört man sofort: die Schwedenschlagseite und den großen Unterschied zum Panzer-Division-Material. Mehr Midtempo, mehr Breaks und Fills. Allein das Startduo aus „Darkness Breeds Immortality“ und dem Titelsong geht so dermaßen in den Nacken, dass es eine infernalische Freude ist. Morgan liefert an der Gitarre hervorragend ab, und das Publikum singt mit, geht mit, macht mit – das sollte dann auch Mortuus zufriedenstellen. Schade natürlich, dass Hochkaräter und zugleich übliche Verdächtige wie „Azrael“ und „Throne Of Rats“ fehlen, andererseits wird man ein solches Set auch nicht allzu schnell wieder hören. Insgesamt, technischer Fauxpas hin oder her, ein sehr gelungenes, ausgewogenes Konzert mit großartiger Musik.
Setlist MARDUK
„Panzer Division Marduk“:
- Panzer Division Marduk
- Baptism By Fire
- Christraping Black Metal
- Scorched Earth
- Beast Of Prey
- Blooddawn
- 502
- Fistfucking God’s Planet
„Those Of The Unlight“:
- Darkness Breeds Immortality
- Those Of The Unlight
- Wolves
- On Darkened Wings
- Burn My Coffin
- A Sculpture Of The Night
- Echoes From The Past
- Stone Stands Its Silent Vigil
Bericht: André Gabriel
Fotos vom Konzert in Essen (07.12.13): Eckart Maronde
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