Selim Lemouchi And His Enemies
Interview mit ex-The Devil's Blood-Mastermind Selim Lemouchi zu "Earth Air Spirit Water Fire"

Interview

Selim Lemouchi And His Enemies

Mit „Earth Air Spirit Water Fire“ hat Selim Lemouchi, seines Zeichens Ex-Gitarrist der Anfang des Jahres aufgelösten THE DEVIL’S BLOOD gerade das Full Length-Debut seines neuen Projektes SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIES veröffentlicht. Die Klasse des Albums war für uns Grund genug, das Gespräch mit dem niederländischen Musiker zu suchen…

Hallo Selim! Wie geht’s Dir gerade und wie ist dein Gefühl bezüglich der anstehenden Veröffentlichung von „Earth Air Spirit Water Fire“?

Ich bin zunächst einmal sehr froh, es überhaupt fertiggestellt zu haben, die Art und Weise wie es zustande gekommen ist und gespannt auf Rückmeldungen von interessanten Leuten. Ich denke, ich werde Anfang Dezember die finalen Version zum ersten Mal in den Händen halten und bin schon ziemlich aufgeregt. Aktuell laufen die Vorbereitungen für unsere Album-Release Show in Eindhoven am 7. Dezember 2013 und das ist ziemlich anstrengend. Es ist eine komplizierte Produktion und es wird auf jeden Fall etwas Besonderes.

Ich denke, es ist ein tolles Album geworden, sehr intensiv und spannend. Bist du zufrieden mit deinem Ergebnis – und vor allem mit dem Weg dorthin und der Arbeit in deinem neuen Projekt SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIES?

Ich habe mir selbst bestimmte Ziele gesetzt und war in der Lage, diese auch erreichen. Es war alles sehr spontan, sehr frei und ohne viel Planung. Die Songs wurden schnell geschrieben und beinhalten viele spontane Ideen. Wie ein Sommerprojekt eben.

Wie waren die Reaktionen auf die Vorabsingle „Next Stop, Universe B“? Viele Leute haben etwas anderes erwartet und dürften überrascht gewesen sein…

Ich weiß nicht, ich habe halt etwas anderes gemacht. Vielleicht mache ich nächstes Mal wieder etwas anderes und ich hoffe, das kann ich so beibehalten.

Wer steckt eigentlich hinter deinen „Enemies“? Woher stammen deine Mitstreiter und wie hast du sie für deine Arbeit begeistert?

Puh, ich denke, dass wäre hier ein bisschen viel, wenn ich dies alles aufzählen würde. Schaut euch dazu das Material und die Linernotes an, dort steht das alles drin.

Wie kann man sich das Songwriting bei SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIES vorstellen? Bist du alleinverantwortlich oder gibt es Unterstützung?

Ich schreibe die Songs und die Texte. Aber wenn ich Leute bitte, mit mir zu arbeiten, erwarte ich von Ihnen, auch kreativ und offen zu sein. Ich plane ihren Beitrag also nicht mehr, das habe ich in der Vergangenheit gemacht. Nun lasse ich sie mehr selbst ihren Weg finden und gebe ihnen mehr Freiheit, mehr Raum um kreativ zu sein.

Das Konzept deiner früheren Band THE DEVIL’S BLOOD war insbesondere geprägt durch die Inszenierung und eine dichte, einnehmende Düsternis. Mit SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIES scheinst du dich viel mehr auf die Musik zu konzentrieren als früher und diese mehr in den Vordergrund zu rücken. Die Musik wirkt viel gelöster, sehr klischeefrei und vor allem frei von selbst auferlegten Zwängen. Wie bist du zu diesem Prozess gekommen, was waren deine Absichten?

Ich denke, es war die Einsicht, dass, wenn ich etwas anderes als in der Vergangenheit erreichen möchte, ich meine Arbeitsweise verändern muss. Denn wenn du etwas auf die gleiche Art machst, bekommst du mehr oder weniger das gleiche Ergebnis. Ich denke, es ist für einen Künstler notwendig sich zu entwickeln, offen zu sein für neue Einflüsse und neue Arbeitsweisen. Für ein Projekt ist es gut, sehr strukturiert und geplant vorzugehen; für ein anderes ist es besser den Moment zu genießen und so viele gute Momente wie möglich einzufangen. Beide Methoden haben ihre Vorteile, ich genieße beide, aber hier musste es laufen, wie es gelaufen ist.

„Earth Air Spirit Water Fire“ ist sicherlich nicht nebenbei zu hören und muss sich erst erarbeitet werden. Was wünschst du dir als Künstler von deinem Zuhörer?

Ich erwarte gar nichts von meinem Publikum.

Gehen Dir Fragen zu deiner musikalischen Vergangenheit eigentlich auf die Nerven?

Das hängt ganz von der Frage ab.

Na dann: Du hast dich in der Vergangenheit immer klar positioniert, aber auch heftig provoziert und dir nichts gefallen lassen. Wirst du nun ein bisschen ruhiger?

Ich weiß nicht ganz, was du meinst. Wenn ich etwas gefragt werde, gebe ich ehrliche Antworten. Wenn die Fragen sich ändern, ändern sich auch die Antworten. Aber ich denke nicht, dass ich Dinge sage um zu provozieren oder zu schockieren, denn ich glaube die Menschheit kann nicht mehr wirklich schockiert werden. Es gibt keinen Grund das zu versuchen, damit kann man nichts gewinnen. Das einzige was ich tun kann, ist, ehrlich zu sein und zu sagen, was ich denke. Das mag Leute provozieren, aber das ist deren Problem, nicht meins.

Gibt es ein Konzept hinter „Earth Air Spirit Water Fire“? Was zeichnet die Platte deiner Meinung nach besonders aus?

Das Konzept hinter der Platte, wenn es sowas gibt, ist, mich auf fünf verschiedene Aspekte meiner Persönlichkeit zu fokussieren. Ich habe diesen Aspekten erlaubt, kreativ zu sein und Raum gegeben. Und dann habe ich verschiedene Leute genommen und in ein neues Umfeld gepackt und kreativ sein lassen und dies alles umschließt das Konzept der fünf Elemente.

Woher die Beziehung zu der Ziffer Fünf, die auch ansonsten immer wieder auftaucht? Was steckt für dich mehr dahinter als das Konzept der fünf Elemente?

Da steckt definitiv mehr dahinter als die nur die fünf Elemente. Aber das sollten die Leute für sich selbst herausfinden. Darauf sind die Texte und das Artwork ausgelegt.

„Molasses“ stellt aus meiner Sicht so etwas wie das Herzstück des Albums dar. Was kannst du über diesen Song erzählen und wer ist für die unglaubliche Gitarrenarbeit in diesem Track verantwortlich?

Jaja, das war ich. Ich weiß nicht, ob es das Rückgrat des Albums ist. Für mich ist es eine Art Abschlusszeremonie. Es ist Bestandteil eines größeren Prozesses, „Molassus“ war einer der Dinge, die in sehr, sehr kurzen, heftigen Schüben von Kreativität entstanden. Es hat mir viele Möglichkeiten in einer einfachen und klassischen Umgebung gezeigt und es war, musikalisch gesprochen, ein sehr komfortabler Song. Aber ich glaube, das gilt auch für die anderen Songs, denn sie sind auch nur unterschiedliche Aspekte der gleichen Person.

Woher stammen die Sprachsamples am Anfang von „Chiaroscuro“ und warum stellst du diese an den Anfang des Albums?

Die Samples stammen aus einem Film aus den 1970er Jahren. Er heißt „Coonskin“ und ist von Ralph Bakshi, der auch „Fritz The Cat“ gemacht hat.  Es ist ein pseudo-revolutionärer Film über rebellisches Selbstverständnis. Ich fand immer, es ist ein inspirierendes Stück Widersprüchlichkeit, flehend und doch kämpferisch. Es sprach mich an und ich fand, es ist ein guter Weg, das Album zu beginnen.

Wie siehst du die Zukunft von SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIES nach „Earth Air Spirit Water Fire“? Wohin geht die Reise?

Ich habe keine Ahnung! Ich weiß es nicht, seit Kurzem tauchen neue Ideen auf. Vielleicht fange ich bald wieder mit dem Schreiben an, wenn ich Zeit dafür habe und der Kopf wieder frei ist. Ich fange dann mit dem Arbeiten an und habe keine Ahnung, wo mich das hinführt.

Ich konzentriere mich nicht auf die Zukunft, ich versuche in diesem Moment zu leben. Ich arbeite hart und versuche nicht zu viel im Voraus zu planen, einfach um offen zu bleiben für neue Ideen und Perspektiven. Wir werden demnächst einige Festival-Dates bekannt geben, spielen ein paar Konzerte. Aber nicht zu viele und danach sehen wir, was passiert. Es gibt keine Notwendigkeit eine Karriere zu planen, ich möchte nur die Musik machen, die gemacht werden muss. Alles andere muss sich hierin einfügen.

SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIES werden auch auf dem von metal.de präsentierten „Hell over Hammaburg“ auftreten. Wie wird das Konzept bei den vielen unterschiedlichen Beteiligten live umgesetzt?

Ich denke, der einzige Weg dies zu tun ist es nie zweimal gleich zu machen. Ich versuche verschiedene Musiker dabei zu haben, mal mit einem anderem Gitarristen oder einem anderem Drummer. Alle sind Freunde, alle sind „Enemies“, und vor allen habe ich unglaublichen Respekt. Wir finden einfach raus, wie das klappt, manchmal werden wir zu zwölft sein, manchmal zu viert. Den Unterschied macht dann der Moment, es ist nicht gesagt, dass, wenn wir live spielen, wir die Reihenfolge des Albums einhalten oder so. Die Songs sind frei auszuufern oder reduziert zu werden, ganz nach ihrem eigenen Willen.

Es ist also eine gute Idee, mit einem offenen Geist zu den Konzerten zu kommen?

Es ist immer eine gute Idee, einen offenen Geist zu haben.

Selim Lemouchi And His Enemies

Was kannst du mir über die die anstehende Kunstaustellung in Eindhoven erzählen, in deren Rahmen auch eure Album-Release-Show stattfindet? Was hat deine Musik mit anderen Kunstformen, wie Malerei und Videokunst, gemeinsam?

Es gibt ein komisches Verhalten der Menschen. In manchen Aspekten des Lebens nutzen sie ihren gesamten Körper: Beim Sport, wenn man meditiert oder Yoga macht. Was aber die Kunst angeht sind wir faul geworden, nur in Kinofilmen sind wir noch gezwungen nahezu alle unsere Sinne zu benutzen. Ich aber möchte so erfühlbar wie möglich sein, ich möchte, dass Menschen etwas fühlen. Ich möchte, dass sie hören, sehen, vielleicht auch riechen. Wenn man das erreichen möchte, muss man Wände einreißen oder es wenigstens versuchen, und besonders ein Konzert nicht als eine Show oder ein Rock´N´Roll-Ding sehen, sondern als Ritual oder Zeremonie, als etwas, das einen Kern braucht. Jedes Element, jeder Aufwand einer Produktion sollte auf eine emotionale Reaktion der Besucher ausgelegt sein.

Das versuchen wir mit der Album-Release-Show am 7. Dezember in Eindhoven zu erreichen, die im Rahmen der erwähnten Ausstellung stattfindet. Das wird totaler Wahnsinn, schön und schrecklich zur gleichen Zeit. Wir hoffen, dass es möglichst viele Leute dorthin schaffen.

Es ist ja auch nur ein kleiner Sprung von Deutschland nach Eindhoven…

Jaja, absolut machbar, ich habe es auch schon ein paarmal gemacht!

Vielen Dank schon mal für deine Antworten. Und abschließend die Gelegenheit, noch mal die Werbetrommel für dein neues Album zu rühren! Die letzten Worte gehören dir.

Danke für die Zeit, ich hoffe, eine Menge Leute hören sich das neue Album an und mögen es und kaufen es natürlich auch. Haltet die Augen auf nach Neuigkeiten, denn es wird in nächster Zeit einige interessante Mitteilungen und Ankündigungen geben!

07.12.2013

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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