Artillery - Legions

Review

Galerie mit 26 Bildern: Artillery - Rock Hard Festival 2022

Ihr 30-jähriges Bandjubiläum liegt mittlerweile hinter ihnen, aber von Altersmilde ist weit und breit keine Spur. Mit ihrem siebten Album „Legions“ machen die Dänen ARTILLERY im Grunde genommen das, was sie am besten können: Thrashen, bis der Hausarzt kapituliert.

Allerdings gab es letztes Jahr noch Wechsel auf dem Drumschemel und hinterm Mikro, und gerade durch letzteren sind die Fünf mittlerweile zu den traditionellsten Vertretern im Thrash-Metal-Genre geworden: Selbst der bisherige Frontmann Nico Søren Adamsen war ja kein Shouter mit durchgehend tiefergelegtem Sangesorgan, aber Michael Bastholm Dahl bringt eine Klarheit in der Stimme mit, mit der er bei jeder Power-Metal-Band einsteigen könnte.

Somit gibt es eben zwei Seiten auf „Legions“: Die eine heißt Thrash Metal, wenn die beiden Gitarreros, das Brüderpaar Michael und Morten Stützer, derart rabiat auf ihre Saiten eindreschen, dass es eigentlich keinen Zweifel geben sollte. „Legions“ schließt in dieser Hinsicht nahtlos an die Vorgängerwerke an und legt gleichermaßen Wert auf flottes Riffing, einprägsame Hooks und flinke Gitarrensoli. Der Opener „Chill My Bones“ ist so ein Track, der alle Trademarks geschickt verbindet, inklusive eines beschwörenden Chorus. Auch „God Feather“ funktioniert mit dieser Mischung, genauso wie der stampfende Titeltrack „Legions Of Artillery“.

Die andere Seite liegt markant auf eingängigen und hymnischen Refrains („Wardrum Heartbeat“, „Anno Requiem“, „Doctor Evil“). Passenderweise sind die Stützer-Brüder ziemlich weit nach hinten gemischt worden, auch wenn sie nach wie vor fiese Riffs auf Lager haben – der Gitarrensound hätte aber deutlich brachialer ausfallen können. Vielleicht war es einfach das Mittel der Wahl, um diese Hymnenhaftigkeit zu unterstreichen. Als Kontrast wünscht man sich mehr als einmal die Überdrehtheit in der Stimme eines Flemming Rønsdorf zurück, aber Dahl klingt einfach nur nett, perfekt, melodiös. Passenderweise fühlt man sich gleich an zwei ruhigeren Stellen an Klaus Meine erinnert („Global Flatline“ und „Enslaved To The Neither“) – sicherlich eine Hausnummer, aber bei einer Thrash-Metal-Band kein natürlicher Gradmesser.

So gesehen ist die Mischung auf „Legions“ ein wenig Geschmackssache: Das Album ist gut, und es hat eine Reihe starker Songs am Start. Für mich ist allerdings ein Ticken zu viel Power und ein Ticken zu wenig Prügel mit im Spiel.

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30.11.2013

- Dreaming in Red -

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