The Animen - Hi!

Review

THE ANIMEN sind mit „Hi!“ nicht nur heißer Anwärter für das dümmste Cover des Jahres, sondern auch Lieferant eines interessanten Gebräu aus Soul-Blues-Indie-Rock. Abgeschreckte lasst euch sagen – was man sieht ist nicht, was man kriegt! Nach dem sperrigen, kratzigen Opener „Harder Than Stone“, geht es schon direkt weiter mit schmissigem tanzbarem Rock, wie ihn MANDO DIAO schon lange nicht mehr machen (und irgendwie auch nie gemacht haben…).

Besonders bezaubernd ist, dass THE ANIMEN komplett nach Bauchgefühl spielen und alles sehr locker und unaffektiert klingt. Noch dazu wurde „Hi!“ ein uriger Sound verpasst, sodass man das Werk auch gerne einige Jahrzehnte früher einordnen könnte. Stellenweise haben wir es auch mit der aufgeweckten, cleanen Version von BABYSHAMBLES zu tun, THE ANIMEN sind ansteckend gut gelaunt und der Einsatz von Mundharmonika kommt (wenn sie gut gespielt ist, wie in diesem Fall) immer mit einem Hauch von Freiheit und Ungezwungenheit daher. Szenekenner werden enttäuscht sein, klingt doch jeder Ton auf „Hi!“ nach gold old Britain, aber weit gefehlt. THE ANIMEN stammen aus der Schweiz und haben Country-Twang genauso stilecht drauf, wie lässige Soulrhythmen. „The French Letter“ oder das minimale „Portrait Of An Artist“ berühren auch die Herzen, mit warmem Chören und ungewöhnlichen Songverläufen, Kopfkino aktiviert. Textlich erinnern mich THE ANIMEN an den guten alten ADAM GREEN („My Pretty Ballerina“), immer mit einer gewissen Ironie ausgestattet kurven sie durch alle erdenklichen Gefühlswelten und bedienen die komplette Gefühlspalette. Kleine Details wie Xylophon, Orgeltöne oder spontaner Doppelgesang tragen wesentlich dazu bei.

THE ANIMEN sind ein Fall für „die einen sagen so, die anderen so“, denn viele werden der Band Plagiarismus vorwerfen, aber diesem Genre kann man andererseits auch nicht viel Neues hinzufügen. So richtig entscheiden kann ich mich selbst noch nicht, mehr als Durchschnitt ist das aber auf jeden Fall und auch mit Tendenz nach oben. Ist mal wieder typisch, große Labels penetrieren und mit massig Billo-Bands, die so tun als ob sie den Retro-Sound mit Löffeln gefressen hätten und im Untergrund tummeln sich die wahren unbekannten Schätzchen. „Hi!“ sprüht vor Witz und ist trotz retrospektiver Ausrichtung keine Sekunde langweilig oder gar konstruiert. THE ANIMEN haben es zwar nicht erfunden, aber ziemlich gut drauf. Ein vielversprechendes erstes Lebenszeichen!

22.12.2013

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