Ævangelist - Omen Ex Simulacra

Review

Es ist ein Blick in die hässliche Fratze der musikalischen Möglichkeiten. ÆVANGELIST aus den Arlington Heights werden wohl niemals als großes Highlight in die Metalgeschichte eingehen. Nicht weil deren Outputs keinen Taug haben, sondern viel mehr weil die angesprochene Hörergemeinschaft wohl einen derart kleinen Teil einer Musik-Subkultur ausmacht, das der Erfolg in diesem Mini-Kreis beinahe schon vernachlässigbar ist. Und das sicherlich zu Unrecht. Wer in der heutigen Zeit das Raster sprengen möchte, der kann im Grunde bloß so agieren wie das amerikanische Duo. Fernab von jeglichen Konventionen, gratwandernd zwischen starken musikalischen Ansätzen und blankem Horror – ein Gefühlskabinett der makaberen Absurdität. Wer Bock auf klammernde Death-Hooks hat, der klickt am besten direkt schon auf das kleine X rechts oben, denn “Omen Ex Simulacra“ ist nichts anderes als eine Reise in dunkel verborgenen Winkel des menschlichen Seins.

Eine verstörende Geräuschkulisse läutet den über 12 Minuten langen Opener “Veils“ ein – es tut schon ein bisschen weh. Was ist das bloß für ein Geschepper? Doch die Aura, die von den Nordamerikanern ausgeht, ist vom Start hinweg bestechend. Ich will wissen wie es weitergeht, warte auf den großen Schockmoment, doch auch beim Einsatz der metallischen Instrumentierung bleibt dieser aus. Im heutigen Kontext beinahe schon am Existenzminimum produziert, preschen ÆVANGELIST nach vorne. Man muss sich konzentrierten, um die unheimliche beladene Soundgewalt für sich aufzusaugen, umringt von nihilistischer Düsternis.

Auch die von Sänger Ascaris eingeröhrten Gesangesbrocken lassen den Hörer erzittern. Einerseits vor Erschrecken, andererseits vor Hochachtung, wie authentisch die Amerikaner doch einen auditiven Horrorfilm kreieren. Um den sich bietenden Surrealismus dann weiter zu vervollkommnen, arbeiten ÆVANGELIST schließlich mit anspruchsvoller Sperrigkeit. Der unter anderem bei BENIGHTED IN SODOM werkelnde Instrumentalist Matron Thorn lädt dem Ganzen eine gewisse Portion Technik auf – das Bild bleibt dunkel, nichtssagend, ja einzigartig minimalistisch. Schwarz.

Immer wieder vermögen ÆVANGELIST zu überraschen, wirken doch einige Passagen fast schon zu Death-Metal-typisch, um auf “Omen Ex Simulacra“ zu stehen. Doch der die Platte stets umhüllende Nebel unendlicher Schwärze gibt diesem Projekt Recht. Auch wenn es musikalisch nur an wenigen Stellen stimmig erscheint, so erinnert die atmosphärische Schwere auf dem zweiten Album der Truppe am ehesten an mächtigen Funeral Doom. Mit “Omen Ex Simulacra“ werfen ÆVANGELIST vermutlich sogar mehr Fragen auf, als sie beantworten können, doch im gleichen Atemzug liefern sie ein letztlich beeindruckendes Machwerk.

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26.11.2013

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