Gigan - Anomalous Abstractigate Infinitessimus

Review

Schon eine Weile her, dass uns GIGAN damals mit ihrem Full-Length-Debüt „The Order Of The False Eye“ über den Weg gelaufen sind. Damals hatte der Vorredner die Band als einen HATE ETERNAL-Ableger etabliert, da Fronter Eric Hersemann und der damals noch im Lineup befindliche Randy Piro beide schon mal bei der Florida Death Metal-Legende gespielt haben. Seit der Besprechung des Debüts sind nun 15 Jahre ins Land gezogen, Piro rotierte aus dem Lineup heraus und Hersemanns Rasselbande veröffentlichte seither drei weitere Platten, deren Titel allesamt nach typischem Prog Death-Wortsalat klingen. Die neue, fünfte Vollzeitplatte „Anomalous Abstractigate Infinitessimus“ macht da keine Ausnahme.

GIGAN bedienen die Prog Death-Gaumen, die es etwas außerirdischer bevorzugen

Hersemann und Co. halten auf „Anomalous Abstractigate Infinitessimus“ weiterhin die Flagge des monströsen Progressive Death Metal empor, der seine Hörer in ein brutales Labyrinth aus technischen Riffs, krummen Rhythmen, abrupten Breaks und zum Teil echt käsigen Space-Effekten hinein führt. Das nimmt im schlimmsten Fall dahingehend überhand, dass eine derartige Geräuschkulisse bei „Emerging Sects of Dagonic Acolytes“ (auch bei den Songtiteln hatte man offenbar einen Riesenspaß gehabt) den Song regelrecht ausbremsen und man sich fragt, wann der Unsinn endlich aufhört und der eigentliche Death Metal der Floridianer weiter geht. Der ist nämlich echt großartig, wenn sich Hersemann und Co. vollends darauf konzentrieren.

Angeführt von den monströsen Growls von Jerry Kavouriaris schlagen GIGAN einen todesbleiernen Haken nach dem anderen und kneten die Hirnmasse ihrer Hörerschaft so auf ziemlich eindrucksvolle Weise durch. Dass der Sound dabei manchmal etwas matscht, ist bedauerlich, passt irgendwie aber auch in die andersweltlichen Vibes der Platte hinein. Man merkt das deutlich im eröffnenden „Trans-Dimensional Crossing Of The Alta-Tenuis“, wo die Gitarren zwischenzeitlich gar keine Texturen zu haben scheinen. Wo die bizarren Alien-Vibes jedoch so richtig zur Geltung kommen, ist im folgenden „Ultra-Violet Shimmer And Permeating Infra-Sound“, bei dem man das Gefühl hat, dass GIGAN ein Portal in die Twilight Zone geöffnet haben.

„Anomalous Abstractigate Infinitessimus“ ist nicht perfekt, aber doch ziemlich einzigartig

Eigentlich möchte unsereins hierauf eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen, aber die angesprochenen Probleme einmal mit dem Sound – ob beabsichtigt oder nicht, hässlich bleibt hässlich – und einmal mit dem durch Effekte-Overkill künstlich und sinnlos aufgeblasenen Zehnminüter „Emerging Sects of Dagonic Acolytes“ dämpfen die Euphorie ein bisschen sehr ab. Aber davon sollte man sich nicht aufhalten lassen. Es bedeutet lediglich, dass die Imperfektionen „Anomalous Abstractigate Infinitessimus“ nicht zu einem Instant-Klassiker machen werden, Tech-Death-Brüder und -Schwestern damit aber sicher trotzdem voll auf ihre Kosten kommen werden. Denn GIGAN klingen halt auch einfach so richtig schön abartig und außerirdisch.

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26.10.2024

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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