Dool & Hangman’s Chair
Currents Colliding European Tour 2024
Konzertbericht
Bericht: Louisa Esch (Hamburg, Bahnhof Pauli)
Bilder: Andrea Friedrich (Berlin, Hole44)
Die Reeperbahn in Hamburg ist nie leer, nicht einmal an einem Montagabend. Der an der Reeperbahn gelegene Bahnhof Pauli, in dem heute Abend HANGMAN’S CHAIR und DOOL auf Ihrer Currents Colliding Tour Halt machen, ist allerdings eine andere Geschichte. Bis wenige Minuten vor Konzertbeginn herrscht in der Location sowohl Gähnen als auch gähnende Leere. Die Montagserschöpfung hat sicher einige davon abgehalten, sich dieses Package anzuschauen.
Das Hamburger Publikum bleibt “Cold & Distant“
Davon lassen sich HANGMAN’S CHAIR aber nicht irritieren und legen direkt mit 100% Energie in Form von “Cold & Distant“ los. Das Publikum verdichtet sich zwar langsam, ist aber insgesamt noch spärlich gesät und schüchtern. Trotzdem kommt die starke Performance der Franzosen an, die Vocals sind on point und das ungewöhnliche Bühnen-Set-Up, bei dem Gitarrist Julien Rour Chanut in der Mitte wilde Kreise zieht und Clément Hanvic am Außenrand der Bühne singt, bietet nicht nur was fürs Ohr, sondern auch fürs Auge.
Dabei konzentrieren HANGMAN’S CHAIR sich mit Songs wie “An Ode To Breakdown“ und “A Thousand Miles Away“ von “A Loner“ und “Naïve“ und “04.09.16“ von “Banlieue Triste“ eher auf neueres Material. Die Tempowechsel der verschiedenen Songs sorgen dabei für angenehme Abwechslung. Am Ende ihres letzten Songs verlassen die Franzosen die Bühne, ohne ein einziges Wort ans Publikum gerichtet zu haben und gehen direkt über zu Rap als Pausenmusik.
Galerie mit 28 Bildern: Hangman's Chair - Currents Colliding European Tour 2024DOOL tauen nicht nur die Venus auf
Im Anschluss daran DOOL zu sehen, rundet den musikalisch abwechslungsreichen Abend perfekt ab. Zu fünft haben die Niederländer es ziemlich eng auf der kleinen Bühne des Bahnhof Pauli, schaffen es aber trotzdem, mit der ihnen eigenen Energie und Bühnenpräsenz zu glänzen. Mit “Venus In Flames“ eröffnen sie das Set und scheuen sich auch nicht, zwischen den Songs immer mal wieder Anekdoten und Hintergrundgeschichten ins immer noch kühl-schüchterne Hamburger Publikum zu streuen.
Das lässt sich gerne auf diese Art umgarnen und taut im Laufe des Abends immer mehr auf. Zugegeben – bei Songs wie “Wolf Moon“ und “Love Like Blood“ kühl zu bleiben, ist sogar für Norddeutsche eine Spur zu frostig. Raven gibt nicht nur sichtlich alles, was die musikalische Performance angeht, sondern ist auch dazwischen nahbar und sympathisch und bedankt sich dafür, dass am Montagabend überhaupt jemand den Weg auf sich genommen hat.
Der letzte Song des Abends ist “Oweynagat“, bei dem im Publikum endlich wahlweise getanzt oder geheadbangt wird, je nachdem, was mit Weinschorle in der Hand besser funktioniert. Am Ende ist das Hamburger Publikum so wach und begeistert, dass eine Zugabe sicherlich noch dankend angenommen worden wäre.
Galerie mit 30 Bildern: Dool - Currents Colliding European Tour 2024Trotz allem ein erfolgreicher Abend
So oder so ein großartiger Auftritt von beiden Bands und schade, dass der Stopp im Bahnhof Pauli an einem Montag stattgefunden hat. An einem anderen Wochentag hätten sich sicher noch mehr Wanderer zu DOOL & HANGMAN’S CHAIR verirrt – und das hätten beide Bands definitiv verdient.
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