Herrschaft - Les 12 Vertiges

Review

Fünf Jahre haben sich die Franzosen von HERRSCHAFT Zeit gelassen, um den Nachfolger zu ihrem Debut „Tesla“ einzuhämmern. Herausgekommen ist ein Werk, das sich irgendwo im Delta von Nu Metal, New Wave und Industrial ansiedeln lässt, wobei auch einzelne Elemente anderer Stilrichtungen, wie z. B. Post Metal oder Thrash, vereinzelt Einfluss finden. Musikalisch ist „Les 12 Vertiges“ eingebettet in das Gesamtkonzept der Band: Die Darstellung einer Zukunft, die sich durch Mechanisierung und Entmenschlichung auszeichnet. Blade Runner und andere cineastische Dystopien der achtziger Jahre lassen, heftig winkend, grüßen.

Damit bietet sich natürlich ein offensichtlicher Vergleich an: DEATHSTARS haben dieses Feld bereits lange und intensiv mit ordentlichen Alben beackert und es damit immerhin in das Vorprogramm von RAMMSTEIN geschafft. Doch handelt es sich hier um eine bloße Kopie oder steckt mehr hinter diesem Machwerk?

Fest steht: Verstecken müssen sich „HERRSCHAFT“ auf jeden Fall nicht vor den Synthetic Metallern aus Schweden. Sowohl die sehr druckvoll geratene Produktion als auch eine Vielfalt an tanzflächengeeigneten Nummern und ordentliche Ohrwurmmelodien führt das Pariser Trio ins Felde.

Wohltuend fällt außerdem ins Gewicht, dass man „Les 12 Vertiges“ gegenüber dem Vorgänger ein ziemlich rohes Gewand verpasst hat: Dem sehr elektronischen und steril gehaltenen Grundthema werden immer wieder schneidende und teilweise recht harte Gitarren hinzugefügt. In Verbindung mit hin und wieder mehrstimmigem Gesang und dominantem Synthie-Einsatz haut „Les 12 Vertiges“ damit sehr brachial und eingängig aus den Boxen.

Dabei liegt die wahre Stärke des Albums eigentlich in den etwas zurückgenommen Songs: Das bereits vorab als Single veröffentlichte „Gates To Dream“ betört mit vielschichtiger und fast Post Metal-ähnlicher Tiefe und „Whispering Clouds“ besticht durch wohltuende, weibliche Gesangsparts und entwickelt eine träumerische, schwer Gothic-lastige Stimmung.

Die „harten“ Nummern wirken dagegen fast wie kompositorische Lückenfüller: „Bloodpulse“ und“Endlessly Revolving“ zünden zwar zunächst recht ordentlich, verpuffen dann aber doch recht schnell im Orkus. Der Spagat zwischen tanzflächenfüllendem Elektro-Metal und stimmungsvoller Endzeitmusik mag also noch nicht hundertprozentig gelingen.

„Les 12 Vertiges“ sollte für Freunde und Freundinnen älterer MARILYN MANSON und den bereits erwähnten DEATHSTARS jedoch einen akustischen Abstecher Wert sein.

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01.10.2013

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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