FIT FOR AN AUTOPSY locken uns mit heftigem Deathcore, der uns auf ihrem Album „Hellbound“ erwarten soll. Zuerst fällt mir die grandiose Schlagzeugarbeit von Josean Orta auf, kein stetiges Gedresche sondern ein angenehmes Stop-and-Go mit ordentlich Druck und auffallender Kreativität. Der wütende und rohe Gesang von Nate Johnson klingt eindringlich, setzt Höhepunkte und reißt die Aufmerksamkeit des Hörer mit purer Gewalt an sich. Wenn uns in „Thank You Budd Dwyer“ extrem angepisst „Do you feel save?“ entgegen dröhnt, dann fühlt man sich entsprechend aufgekratzt und herausgefordert. Wer sich bis eben „save“ gefühlt hat, fängt spätestens jetzt an zu zweifeln…
FIT FOR AN AUTOPSY sind auf dem richtigen Weg
Es gibt sehr viele Veränderungen in den einzelnen Songs, kein eingefahrenes Songarrangement und FIT FOR AN AUTOPSY sind meilenweit entfernt von Eintönigkeit. Allerdings kommt leider der Groove in manchen Stücken zu kurz. „Dead In The Dirt“ zeigt dann, wie es richtig geht und überzeugt mit einem mörderischen Drive, die verstörenden Sounds im Hintergrund klingen schon fast als seien sie unabsichtlich aufgenommen. Die Bitte „…vergrabt mich tief im Wald, damit ich endlich meinen Frieden finde…“ hat durch das emotionale schmerzverzerrte Schreien eine enorme Intensität und das folgende Riff walzt den Hörer schlicht und ergreifend platt.
Gleiches gilt für „Mother Of The Year“, denn auch hier wurde die Waage zwischen Dreck und Emotionalität perfekt gehalten. Wie die Kombination Genre und Songtitel vermuten lässt, geht es hier natürlich nicht um die Vorzeigemutti, sondern eher um das enttäuschende Gegenstück. Die Tatsache, dass sich FIT FOR AN AUTOPSY nicht scheuen ihre Wunden zu zeigen und kein übergeordnete Klischees zum Thema Tod besingen, ist ein großes Plus für die Band und gibt „Hellbound“ die nötige Ernsthaftigkeit und spricht den Hörer wirklich direkt an.
Leider ist die Produktion stellenweise zu flach geraten, der Gegensatz von hellen, drohendem Synthiesound und dominanten Riffs oder Breakdowns kommt nicht immer vollends zur Geltung, da wäre natürlich mehr Wucht machbar und nötig gewesen („Still We Destroy“). Dafür klingt „Hellbound“ auf eine angenehme Art sehr entrückt, schließt den Hörer in manchem Momenten sogar etwas aus, um in dann in den wichtigen Momenten wieder ins Boot zu holen und direkt über die Texte anzusprechen oder einfach mal mit einem unerwarteten Fressbrett zur Bewegung zu zwingen.
Die aktuelle Situation? Dunkeldüster.
FIT FOR AN AUTOPSY lassen dem Hörer aber auch Zeit um die Hetzjagden zu verdauen, fahren das Tempo runter ohne das vehemente Gebrülle einzustellen und klingen in manchen Momenten schon fast nach einer Art Post Death Metal. Da die Band hauptsächlich sehr brachial und derb agiert, wirken manche unerwartete Melodiebögen schon fast störend und deplatziert im kalten, hasserfüllten Tenor von „Hellbound“. Einige Stücke entwickeln eine beeindruckende Dramatik, die dann letztendlich im groß angelegten „The Travelers“endet und dem Hörer durch die starken Gangshouts nochmals alles abverlangt. Lasst euch anstecken von der kanalisierten Wut, die letztendlich in Trost mündet und gönnt „Hellbound“ einige Anläufe, die es braucht um sich richtig zu entfalten. FIT FOR AN AUTOPSY liefern ihre ganz eigene Analyse des Ist-Zustandes und die fällt nicht positiv, dafür aber schonungslos aus.
Deathcore die Tausendste. Nicht direkt schlecht, aber ungefähr so spannend wie ein Kirchenbesuch…