Keep It True Rising IV 2024
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Rückblende: Das Keep It True 2020 ist eines der ersten Festivals, das von Covid erwischt wird. Ein Jahr später sieht die Situation im Frühjahr nicht besser aus. Im Herbst gehen kleine Konzerte und Festivals. Die Macher des Keep It True entscheiden sich für eine Ersatzveranstaltung in der Würzburger Posthalle unter dem Namen Keep It True Rising. Ein Grund für die Verlegung nach Bayern sind die unterschiedlichen Coronaregelungen in den Bundesländern. Headliner sind BLIND GUARDIAN und CANDLEMASS. Insgesamt 18 Bands sind auf der Bühne zu erleben.
2022 ist das Frühjahr zu früh für eine stabile Planung bezüglich Festivals und Konzerte. Folglich wird das Keep It True in Lauda-Königshofen auf 2023 verschoben. Als Ersatz geht Anfang Oktober erneut das Keep It True Rising in Würzburg über die Bühne. Headliner sind SAXON und VENOM. 2023 gibt es vier Tage Keep It True in Lauda-Königshofen und zwei Tage Keep It True Rising in Würzburg mit DIRKSCHNEIDER plays ACCEPT und DORO als Headliner. 2024 geht das klassische Keep It True auf das zweitägige Format plus Warm-Up zurück. Dazu kommt am ersten Oktoberwochenende das Keep It True Rising. Allerdings kündigen die Veranstalter das Ende der Keep It True Rising Konzertreihe an. Warum die gut besuchte Konzertreihe vom Veranstaltungskalender verschwindet, erscheint zunächst nur bedingt nachvollziehbar. Fakt ist, dass die Posthalle in Würzburg Ende 2025 der Abrissbirne zum Opfer fällt und der gesamte Betrieb dort eingestellt wird.
Das erste Oktoberwochenende liegt kalendarisch günstig mit einem Feiertag am Donnerstag. Das sorgt für einen Warm-Up-Day, der in der gleichen Lokation über die Bühne geht, wie das eigentliche Festival. Insgesamt stehen 25 Bands an drei Tagen auf dem Speiseplan. Waren bei den bisherigen Ausgaben vom Keep It True Rising eher die großen Namen Headliner, so sind 2024 mit CIRITH UNGOL und CRIMSON GLORY typische Keep-It-True-Bands die Hauptacts. Dazu kommt Hard Rock der Marke Y&T und VICTORY oder diverse Thrash-Metal-Bands wie NASTY SAVAGE und FASTKILL. Eine Death-Metal-Band wie beim Keep It True 2024 ist nicht im Billing zu finden.
Zunächst gilt es die Karte gegen das Bändchen zu tauschen und die Lokation zu begutachten. Um circa 17 Uhr öffnen sich die Türen und der Einlass funktioniert ohne größere Probleme. Auf den ersten Blick sieht alles aus wie immer. Die Fressbuden vor der Halle wurden anscheinend etwas aufgestockt und auch von der Auswahl (fleischig, vegetarisch, vegan) angepasst. Die Posthalle ist wie vergangenes Jahr in drei Bereiche unterteilt. Im hinteren Segment ist die Händlermeile zu finden. In der Mitte gibt es einen Chill-Out-Bereich, der wie ein Biergarten angelegt ist. Es folgt der Festival-Merch und das Infield vor der Bühne. Die Posthalle in Würzburg hat einen großen Vorteil bezüglich der Lage. Vom Hauptbahnhof Würzburg sind es kaum mehr als eine Gehminute bis zur Lokation. Wer mit dem Catering beim Festival nicht zufrieden ist, findet in wenigen Gehminuten mehr als ausreichende Alternativen.
Noch eine Anmerkung zu den Getränkepreisen. Das Bier liegt in der Posthalle bei 5,20 € und damit im hochpreisigen Segment der Festivallandschaft. Das hält die Besucherschaft aber nicht davon ab, reichlich dem Gestensaft zuzusprechen. Bereits vor dem Warmup gibt es den ersten alkoholbedingten Ausfall, der aber nicht auf den Genuss der Getränke in der Posthalle zurückzuführen ist. Wer Kaffee oder ähnliches konsumieren möchte, wird in oder vor der Posthalle nicht fündig. Die Lokationen im und um den Würzburger Hauptbahnhof sind für derartige Wünsche die richtige Adresse.
Um 18 Uhr ist es so weit. Als erste Band des Festivals gehen TYRAN auf die Bühne.
TYRAN
Galerie mit 17 Bildern: Tyran – Keep It True Rising IV 2024Wenn der Bandname selbst absoluten Insidern kein Begriff ist, dann handelt es sich um mehr als ein Geheimtipp. TYRAN haben sich 2020, also während Covid, gegründet. Hier darf die Frage erlaubt sein, ob es sich beim Start um eine Online-Band handelte. Zumindest haben die Herren 2024 mit „Tyran’s Oath“ ihren ersten Longplayer veröffentlicht. Wie sich das Set zusammenstellt, versteht sich von selbst. Neun Nummern gibt es auf die Ohren, acht davon sind vom bisherigen Release plus „Heavy Metal Outlaw“.
Was viel erstaunlicher ist, mit welchem Selbstverständnis die Herren zu Werke gehen. Schnörkellos, ohne großes Brimborium spielt der Fünfer sein Set und sorgt für kopfnickende Menschen vor der Bühne. Das ist das Schöne an Festivals wie Keep It True, Storm Crusher oder Headbangers Open Air. Eine nahezu unbekannte Band spielt sich in die Herzen der Fans und erhält eine entsprechende Aufmerksamkeit. Viel besser als mit TYRAN heute kann ein Festival wie das Keep It True Rising nicht starten.
HELL FIRE
Galerie mit 15 Bildern: Hell Fire – Keep It True Rising IV 2024Wer in den vergangenen Wochen die englischen Altmeister SATAN auf Tour verfolgt hat, ist klar im Vorteil. HELL FIRE, HAUNT und SATAN waren als Paket zu erleben. Allen voran HELL FIRE sorgten mit ihrem explosiven Auftritt für Furore. Das hat sich unter den Deaf-Forever-Maniacs rumgesprochen und der Andrang ist entsprechend.
Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied. In einer Lokation wie zum Beispiel dem Hamburger Bambi Galore stehen den Bands kaum mehr als acht Quadratmeter zur Verfügung. Die Bühne der Posthalle bietet dagegen fast schon unendliche Weiten. US-Bands erweisen sich einmal mehr als Rampensäue. Was HELL FIRE hier abziehen sorgt für große Augen und ein abgehendes Publikum. Die bereits 2010 gegründete Truppe liefert einen energetischen Auftritt zwischen Speed- und Heavy Metal, wo vor allem Gitarrist und Sänger Jake Nunn und Tony Campos mit der zweiten Gitarre ständig in Bewegung sind. Fast stoisch ruhig agiert Bassist Kai Sunn. Das 2019er Werk „Mania“ und die 2022er LP „Reckoning“ bilden das Gerüst des Sets mit sechs der neun Stücke. Die beiden Scheiben sind nach der Show ein Verkaufsschlager und bei der anschließenden Signing Session hat das Quartett reichlich zu tun. Schon früh am Abend räumt eine Band kräftig die Bühne ab.
HAUNT
Galerie mit 22 Bildern: Haunt – Keep It True Rising IV 2024Der dritte Act des Tages sind die bereits erwähnten HAUNT. Die kalifornische Truppe ist seit circa sieben Jahren aktiv und hat in der Zeit 10 Longplayer plus diverse EPs rausgehauen. Anscheinend agieren die Herren nach dem Motto Hauptsache etwas Neues. Auf dem 2024er Werk befindet sich unter anderem eine Coverversion von „Send Me An Angel“ (REAL LIFE) aus den 80ern, die nur bedingt den Geschmack der europäischen Metalheads trifft. Auch auf der Bühne haben HELL FIRE bei der bereits erwähnten Tour HAUNT die Show gestohlen.
So ähnlich ist es auch heute, wobei HAUNT auf der großen Bühne deutlich besser rüberkommen als in kleinen Clubs. Sänger Trevor William Church fühlt sich anscheinend wohler, wenn er nicht den Atem der Fans in seinem Mikro spürt. Der Gig ist alles andere als schwach, strahlt aber nicht die Energie und Dynamik der Vorgängerband aus. Es gibt sieben Songs in circa 45 Minuten auf die Ohren, wobei das aktuelle Werk „Dreamers“ nur „Steel Mountains“ beisteuert.
MARTA GABRIEL
Galerie mit 34 Bildern: Marta Gabriel – Keep It True Rising IV 2024Eine Band MARTA GABRIEL gibt es nicht. Das sind CRYSTAL VIPER mit der Frontdame Marta Gabriel. Die hat unter ihrem eigenen Namen das Coveralbum „Metal Queens“ veröffentlicht. Gabriel versucht sich an zum Beispiel LEE AARON („Metal Queen“), BLACKLAZE („Call Of The Wild“) oder WARLOCK („Mr. Gold“). Die Show ist nette Unterhaltung, wo CRYSTAL VIPER Coversongs spielen.
Bewegung kommt in die Sache mit der Grand Dame des deutschen Heavy Metal. Jutta Weinhold kommt auf die Bühne und legt eine blitzsaubere Version von „Rebel Ladies“ (ZED YAGO) auf die Bretter. Gabriel konzentriert sich auf die Saiten und den Backgroundgesang und die 77 Jahre junge Weinhold heizt die Meute vor der Bühne an. Dafür gibt es von der gesamten Halle mehr als nur allergrößten Respekt.
Nachschlag: „Max Overload“ von ACID übernimmt Kate de Lombaert. Die Nummer funktionierte auf dem richtigen KIT 2023 bereits perfekt, genauso ist es heute. Es folgt Enid Williams mit „Emergency“ von GIRLSCHOOL. Auch Williams zeigt sich bestens bei Stimme und mit den Gastsängerinnen bekommt die Show einen ganz anderen Spirit. Eventuell hätte Gabriel bereits früher die drei Damen mit einbinden sollen.
Zum Finale kommen die Gastsängerinnen plus NIGHT-DEMON-Fronter Jarvis Leatherby auf die Bühne und zelebrieren „Please Don’t Touch“. Leatherby übernimmt die Lemmy-Rolle und ein Hauch von MOTÖRHEAD fliegt durch die Posthalle und sorgt für zufriedene Gesichter im Publikum.
NIGHT DEMON
Galerie mit 13 Bildern: Night Demon – Keep It True Rising IV 2024Der Tagesabschluss obliegt dem Power Trio aus Kalifornien und der aktuellen musikalischen Hälfte von CIRITH UNGOL. NIGHT DEMON sind nach dem Finale mit CIRITH UNGOL noch auf Outsider-Tour. Das neue Album wollen die Herren entsprechend promoten und auch auf dem Keep It True Rising IV steht der neue Dreher im Fokus.
Das auch die Fotografenschar Fans sind, zeigt sich beim Intro zur NIGHT-DEMON-Show. Traditionell erklingt „Night Of The Demon“ von DEMON und der Fotograben sowie die ersten Zuschauerreihen singen geschlossen den Refrain mit. Dann stürmen die Herren die Bühne und die Saitenarbeiter Armand John Anthony und Jarvis Leatherby legen kräftig Kilometer zurück. Der erste Teil der Show steht vollkommen im Zeichen von „Outsider“. Das Album wird vollständig und in der entsprechenden Reihenfolge auf die Bühne gezaubert. Im Vergleich zu den frühen Werken wie „Curse Of The Damned“ oder „Darkness Remains“ ist „Outsider“ langatmiger. Die Nummern bauen aufeinander auf, da es sich um ein Konzeptwerk handelt.
Richtig in Fahrt kommt das Publikum mit „Welcome To The Night“, „Full Speed Ahead“ oder „Screams In The Night“. Nach dem kurzen Break folgen mit „Heavy Metal Heat“ und „The Chalice“ zwei absolute Must-Play-Tracks von NIGHT DEMON. Der Schlusspunkt ist der Namensgeber der Band und stammt wie „The Chalice“ von der ersten EP, die mittlerweile 12 Jahre alt ist. Gegen kurz vor Mitternacht räumen die Protagonisten die Bühne und der livemusikalische Teil des Keep It True Rising IV Warm-Up-Days ist Geschichte.
Wer noch nicht genug hat, genießt Musik aus der Konserve in der Halle bei einem finalen Kaltgetränk. Die Masse der Besucherschaft strömt ins Freie. Wahlweise geht auch ein Absacker in der nahen Innenstadt oder im Hotel Ibis, wo viele Metalheads für die kommenden Tage ihre Unterkunft haben.
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