20 Years Of New Evil Music 2024
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Man kann es so zusammenfassen: Vieles, was im Rhein-Main-Gebiet in irgendeiner Form mit Live-Konzerten im Metalbereich über die Bühne geht, läuft über den Schreibtisch von New Evil Music. Und das seit dem Jahr 2004. Das ist Anlass genug, um in der Heidelberger Halle 02 diese 20 Jahre, gemeinsam mit wertvollen Weggefährten, zu feiern. Ein Glück für alle Beteiligten, dass ebendiese vorwiegend namhafte Bands aus der deutschsprachigen Black- und Death-Metal-Szene sind, die sich an diesem vollgepackten Samstag die Klinke in die Hand geben.
Mit von der Partie ist auch Ernie Fleetenkieker, unter anderem bekannt durch seine ehemalige Aktivität bei FÄULNIS, als Autor des „Metal-Manifest“ oder eben als Youtuber bei Krachmucker TV. Jedenfalls betritt der 44-Jährige vor jedem Bandbeitrag die Bühne, stellt die Künstler vor und lässt ein paar lockere Sprüche vom Stapel. Das wandelt sich mit steigendem Alkoholkonsum von etwas befremdlicher Metal-Fernsehgarten-Atmosphäre hin zu inhaltlich immer weniger wertvollen, dafür aber umso amüsanteren Beiträgen. Das reicht von der direkten Interaktion mit einem den Mittelfinger hebenden Zuschauer, bis hin zu Statements wie „Disney hat Star Wars erst richtig groß gemacht“. In jedem Fall sorgen die witzigen Intermezzi nicht dafür, dass die Atmosphäre der musikalischen Auftritte leidet, und das dürfte die Hauptsache sein.
Mit Letztgenannter hat die Auftaktgruppierung ENTGEIST allerdings dennoch leichtere Startschwierigkeiten. Die Baden-Württemberger sind mehr oder weniger Lokalmatadoren und im gesamten Billing die einzige Band, die aktuell weder gesignt ist, noch sich in der deutschen Extrem-Metal-Szene derzeit wirklich im Gespräch befindet. Soll heißen, das Quintett kann hauptsächlich aus seinem einzigen Album „Res Gestae“ befreit aufspielen, und tut das auch. Nur schade, dass der Sound noch nicht so richtig mitspielen will, die Gitarren ziemlich untergehen und das Schlagzeug überrepräsentiert erscheint. Somit sorgt der angeschwärzte Death Metal zwar für einen gefälligen Einstand, kann aber nicht mehr auslösen.
Ganz anders sieht es da nachfolgend bei PERCHTA aus. Die Tiroler haben mit „D‘Muata“ ein neues Album im Gepäck und verwandeln die Halle 02 am frühen Nachmittag in einen melancholisch anmutenden Märchenkeller. Eingenommen wird der Raum natürlich von der Bühnenpräsenz von Lady Percht, die das Publikum mit ihrem ersten markerschütternden Schrei tief in die eigene Kulisse zieht. Bemerkenswert ist aber auch Christian Höll am Hackbrett, der durch die mystisch feinen Klänge seines Instrumentes wichtige Impulse für die Wirkung PERCHTAs liefert. Dennoch ist die Show kein Black-Metal-Auftritt im herkömmlichen Sinne, sondern hat eine rituelle Kraft, die durch gesprochene, lyrisch wertvolle, theatralische Beiträge von seinen musikalischen Wurzeln entfremdet, aber auch aufgewertet wird.
Nach diesem Ritt haben es GROZA aus Bayern schwer, obwohl sie mit ihrer neuen Scheibe „Nadir“ unseren September-Soundcheck geknackt haben. Gutes Material im Fahrwasser von MGLA oder UADA ist also da, doch, trotz sich langsam aufbauenden Spannungsbögen mit schließlich fesselnden Melodien und treibendem Drumming, fehlt dem Kapuzen-Black-Metal die letzte Zündung. Auch als Michael Kogler (HARAKIRI FOR THE SKY, KARG) für „Daffodils“ auf die Bühne kommt, erhält die Show zwar etwas Schwung von außen, doch die düstere Magie von PERCHTA verdunkelt den Raum noch immer.
Diesen schmerzhaft schönen Krampf vermögen erst CHAPEL OF DISEASE mit musikalischer Feingeistigkeit zu lösen. Die Band um das einzig verbliebene Hauptmitglied Laurent Teubl hat sich mit „Echoes Of Light“ weiter vom ursprünglichen Mix aus Black- und Death Metal emanzipiert und bringt diese Musikalität zwischen historischem Fundament und vielen Eindrücken aus 70s- und Prog-Rock auch im Live-Korsett herausragend zusammen. Teubl hat sich dazu ein Kollektiv für die Shows zusammengesucht, das so musiziert, als spiele man inzwischen im Schlaf miteinander, was für die letztlich doch komplexen Songs extrem zuträglich ist. Schade, dass die clean gesungenen Stücke „Shallow Nights“ und „Gold / Dust“ in der Setlist noch (?) keine Verwendung finden, doch auch an den herrlichen Arrangements der verbleibenden Songs kann man sich kaum satthören.
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