Dream Theater - Dream Theater

Review

Galerie mit 30 Bildern: Dream Theater - An Evening With Dream Theater - 40th Anniversary Tour 2024 in München

Programmatisch und schlicht wurde bei Studio-Langeisen Nummer Zwölf von der amerikanischen Prog Metal-Ikone auf einen Titel verzichtet und dennoch hat dieser Umstand keineswegs etwas mit Einfallslosigkeit oder dergleichen zu tun. Viel eher wird man schon nach wenigen Durchläufen erkennen, dass die Herrschaften ihren Bandnamen offenbar als Essenz ihres Schaffens betrachten und eben diese auch das aktuelle Album prägt.

Auf diesem, dem zweiten seit dem Abgang von Mike Portnoy, konnte sich „Neuzugang“ Mike Mangini erstmals am Songwriting beteiligen und der Eindruck des wiedererstarkten Zusammengehörigkeitsgefühls, den die Formation seit dem Einstieg des sympathischen Fellverdreschers bereits auf den Bühnen dieser Erde hinterlassen hatte, ist nun auch auf Tonkonserve absolut nachzuvollziehen.

In erster Linie merkt man „Dream Theater“ nämlich an, dass es sich um ein „Bandalbum“ handelt und der dadurch entstandene „Flow“ sehr viel mit zur Wirkung beigetragen hat. Im direkten Vergleich zu den letzten Werken mit Portnoy’scher Beteiligung ist zwar auch ein eindeutiger Ruck in Richtung gemäßigterer Klänge zu erkennen, doch das tut weder dem Genuss einen Abbruch, noch sind jene Elemente, für die das Quintett seit jeher von den Fans geliebt wird, außen vor geblieben. Dabei lassen die Mannen aber auch nichts anbrennen und besinnen sich auf ihre Stärken und das ohne jegliches Kalkül. Ebenso wenig haben sich DREAM THEATER auch dazu hinreißen lassen, der Erwartungshaltung ihrer Fans gerecht werden zu müssen.

In Zeiten, in denen sich unzählige Bands nur noch mit Orchesterbegleitung an Klassik heranwagen, um ja nur allen Ansprüche gerecht werden zu können, erscheint der instrumentale Dreiteiler „False Awakening Suite“ fast schon dreist, haben sich die Herren doch auf vergleichsweise billige Keyboard-Streichinstrumente beschränkt, um diese Idee auch umzusetzen. An der Intensität dieses Einstiegs ändert das aber nichts, der Zuhörer wird förmlich zur anschließenden ersten Single-Auskoppelung „Enemy Inside“ getragen und speziell diese dürfte der Band erneut auch Radio-Einsätze bringen, schließlich hat die Nummer trotz sehr heftiger Riffs und einem verhältnismäßig hoch angesetztem Härtegrad absolutes Hit-Potential.

Zwar sind bei weitem nicht alle Tracks von einer solchen „Ohrwurmstichigkeit“, dennoch lässt sich festhalten, dass die Herren ihre „experimentelle“ Seite dieses Mal im Zaum gehalten haben. So ist es einzig das Instrumental „Enigma Machine“, das sich zwar sehr wohl als komplexes, verschachteltes „Traumtheater“-Frickel-Gebilde entpuppt, aber dennoch nicht bloß zur Befriedigung aller „Musiker-Polizisten“ unter uns sorgen dürfte, da der „rote Faden“ dennoch eindeutig nachzuvollziehen ist. Besonders bemerkenswert dabei ist für mein Dafürhalten dabei übrigens das Drumming von Mangini, der scheinbar in indirekter Verwandtschaft zu einem Kraken stehen dürfte und erneut unter Beweis stellt, weshalb man ihn zum „Theater“ gelotst hat.

Doch auch James LaBrie hat einmal mehr ganz große Arbeit geleistet und erweist sich vor allem in den kommerzielleren Tracks als Alleskönner, wobei er erneut vor allem in allen Höhenlagen glänzt. Nachzuhören unter anderem in der Ballade „The Bigger Picture“, sowie in „Along For The Ride“, das weniger mit Prog-Feinheiten als mit Rock-Schlagseite und amtlichem Hit-Appeal aufwartet. Mit dem 22minütigen Fünf-Teiler „Illumination Theory“ kommen dann aber auch jene Fans der Band auf ihre Kosten, denen es gar nicht frickelig und abwechslungsreich genug sein kann. Hier erteilt man uns nämlich eine Lehrstunde ein Sachen Prog Metal, wobei vor allem John Petrucci alle Register seines Können zieht und zahlreiche Nachwuchs-Künstler am Arbeitsgerät wohl einmal mehr an den Rande der Verzweiflung treiben wird.

Mit diesem imposanten Schlusspunkt beendet die Formation ein durchwegs gelungenes Album, mit dem sie uns vor allem wissen lässt, dass DREAM THEATER nunmehr am besten als Kollektiv funktionieren. Als Fazit bleibt also festzuhalten, dass „Dream Theater“ ein absolut starkes Album geworden ist, das wohl in erster Linie die Fans der früheren Werke vollkommen zufriedenstellen wird, auch wenn man doch leichte Abstriche in Sachen „Hitdichte“ im Vergleich zu den Jahrhundertwerken „Awake“ oder „“Images And Words“ in Kauf nehmen muss.

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12.10.2013

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3 Kommentare zu Dream Theater - Dream Theater

  1. Milch sagt:

    Ich habe versucht an dem Album Gefallen zu finden aber es geht nicht. Zuviel Pathos, zuviel Schmalz,was sollen diese Synthie-Streicher aus der Nightwish-Gedenk-Konservenbüchse?!? Und dann – meiner Meinung nach – die größte Schwäche ALLER DT-Alben: James LaBrie fängt an zu singen. Mein Gott. Wie kann ich seine Stimme nicht leiden. Geschmackssache, aber für mich darfs dann schon ein besserer Sänger sein. Über die technische Qualität der Musik braucht man sich nicht streiten, die ist seit über 10 Jahren konstant, das einzige wirklich positive an dem Album. Doch die Probleme fangen – wie so oft – beim Songwriting an. Die Lieder hat man bei über 20 Jahren Bandgeschichte schon so oft gehört, John Pertucci erfindet sein eigenes Rad auch längst nicht mehr neu. Der Rest ist einfach nur Fanservice, was soll ich sagen, das ist nicht progressiv, eher regressiv, aber offenbar ist es das, was alle hier wollen: Eine Progmetal-Band, die auf der Stelle tritt. Frische Ideen? Fehlanzeige!

    2/10
  2. potzblitz sagt:

    Ich hab mich wirklich gefreut aus das Album – und bin enttäuscht! Der Vorgänger war noch richtig gut, aber das was hier so vor sich hinplätschert ist ja wohl nur Mittelmaß! Es gibt zwei gute Songs: Enemy Inside und Illumination Theory! Bezeichnend, dass sie das Album „einrahmen“ – wären es die ersten zwei Songs, würde ich danach ausmachen!
    Es fehlt einfach die Idee, das Konzept und: Mike Portnoy! 8/10 Punkte? Leider nur 5/10!

  3. Andreas sagt:

    Ich geb dem Album 7 Punkte obwohl das vielleicht das falsche Zeichen ist. Wie auch schon der Vorgänger: nett – mehr auch nicht. Lieder wie „The Enemy Inside“ oder auch „On the Backs of angels“ (vom Vorgänger) sind Lala-Prog-Songs nach Schema F. Auch „Illumination Theory“ stinkt gnadenlos gegen vergleichbar platzierte Lieder ab (Octavarium oder Count of Tuscany). Insgesamt gibt es kein einziges Lied, dass ich mir für ein Konzert wünschen würde. Einen positiven Eindruck haben sie jedoch trotzdem hinterlassen: Als sie in Bamberg zu „Illumination Theory“ ansetzten hörten sie nach dem halben Lied auf und spielten noch drei Lieder von Metropolit Pt. 2 🙂

    7/10