ESCUELA GRIND träumen von den Algorithmen, die die post-moderne Welt beherrschen. Das macht die amerikanische Grindcore-Band offenbar ziemlich wütend, denn „Dreams on Algorithms“ klingt herrlich angepisst und hart.
Inzwischen hat die Gruppe aus Massachusetts jedoch gelernt, den Fuß auch mal vom Gaspedal zu nehmen und sich dem stumpfen Groove hinzugeben. Bei dem gesellschaftskritischen Schlachtfest reiht sich ein Beatdown an den anderen, aufgelockert durch einige gut platzierte Tempowechsel.
Stumpfer Groove und Disharmonien
ESCUELA GRIND tun einiges dafür, dass sich die Songs nicht abnutzen. Knackige Soli wie in „Animus Multiform“ bilden zwar die Ausnahme, Sängerin Katerina Economou nutzt aber die gesamte Bandbreite innerhalb der Genregrenzen und röchelt abwechselnd heiser, keift wild und grunzt stumpf.
Die Vocals, aber auch einige instrumentale Disharmonien verleihen „Dreams on Algorithms“ eine aufgewühlte, unruhige Atmosphäre. Kurt Ballou von CONVERGE hat die Aufnahmen geleitet und die verschachtelten Songstrukturen gut eingefangen, Nick Townsend hat dem Album einen angenehm rauen, lebendigen Mix verpasst.
„Dreams on Algorithms“ bietet erwartbare Unberechenbarkeit
ESCUELA GRIND haben ein Händchen für diese vertrackte Spielart des Grindcore, ohne das die Songs überfrachtet oder zu komplex werden würden. Auch die instrumentalen Fähigkeiten lassen nicht unbedingt Kinnladen herunterklappen, aber trotzdem gelingt es der Band, einen ansprechenden Langspieler vorzulegen.
„Dreams on Algorithms“ balanciert auf dem schmalen Grat zwischen vertrauten Konventionen und ungestümen Akzenten. Das Album wendet sich einerseits gegen die Berechenbarkeit der Algorithmen, erfüllt aber genau die Erwartung die man an eine fiktive Plattform namens Grindtube stellen könnte: Mal wird man überrascht, mal lernt man etwas neues, bekommt aber doch das zu erwartende.
ESCUELA GRIND rütteln an Algorithmen, bleiben ihnen aber verbunden
Trotzdem wird der gewünschte Effekt erreicht. Das neue Album von ESCUELA GRIND bewegt sich in bekannten Bahnen, rüttelt zwar wütend an herrschenden Algorithmen, wird letztlich aber dennoch von ihnen angetrieben. Wer Online-Werbung für „Dreams on Algorithms“ bekommt, kann jedenfalls bedenkenlos alle Cookies akzeptieren, auf „Play“ drücken und sich über die nischenhafte Zielgruppenzugehörigkeit freuen.
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