FROSTREICH!
FROSTREICH?
Ja, genau, FROSTREICH. So ein Name, der sich praktisch dazu anbietet, ihn schwarzmetallisch rauszukrächzen – „Frrroooooosssstrrreiiiich“ -, während die kalten DARKTHRONE-Gedächtnisgitarren eine Handvoll Neunzigerriffs schrabbeln und das Schlagzeug die zwei Drumpatterns des Albums raushaut. Aber wie so oft kommt es anders, als man denkt, und so lässt bereits das Cover-Artwork in Verbindung mit dem Titel „Geistfahrt“ viel größere Sorgen aufkeimen – statt DARKTHRONE-Klon also doch eher Post-Kitsch?
Ja, leider. Bereits der „Einklang (mein alter Freund)“ (für seltsame Auslegung von Groß- und Kleinschreibung in den Songtiteln trägt FROSTREICH-Alleinunterhalter Wynthar die Verantwortung) lässt gesampelten Kitsch der ausgelutschten Sorte – Geräusche von Wellen, Vogelgezwitscher etc. – auf den Hörer los, bevor „Der Baum (Manifest unserer Wesen)“ sich nicht zu schade ist, bekannterweise zwischen mit Melancholie-Leads unterlegtem Riffing (grob irgendwo in der LANTLÔS-Ecke anzusiedeln) und Akustikgitarren hin- und herzuwechseln und beides auch mal zu verbinden, wobei besonders die Akustische nicht immer ganz sauber eingespielt ist (kein Einzelfall, auch das Schlagzeug holpert hier und da hinterher). Nein, über die ersten Stücke von „Geistfahrt“, nach der 2011er-Demo „Imperium der Zeit“ übrigens FROSTREICHs Full-Length-Debüt, gibt es wenig mehr zu berichten, als dass sich in erster Linie Momente des Ausgelutschten mit Momenten der Peinlichkeit abwechseln.
Fairerweise muss man sagen, dass es im Laufe des Albums zumindest ein paar hörbare Stellen gibt: Schon das anschließende „Utopie der Freiheit“ kann gleich zu Beginn mit einem gut klingenden Riff aufwarten, das mir zwar auch hinlänglich bekannt vorkommt (nämlich vom letzten EÏS-Album „Wetterkreuz“), aber immerhin nicht großartig schlechter ist als das Original. Den einen oder anderen zumindest der Idee nach netten Moment gibt es auch in „Meine Realität (Der Traum)“ und im Titeltrack, jedoch bleibt es eben immer nur bei Momenten – wirklich großartige Songs zu schreiben ist FROSTREICH auf „Geistfahrt“ nicht gelungen, stattdessen reiht sich Bekanntes an Bekanntes, Kitsch an Kitsch, und leider kann man dabei wie oben erwähnt nicht einmal davon sprechen, dass hier irgendwas rein technisch gut gemacht wäre – dafür hört sich zu viel auf „Geistfahrt“ unsauber gespielt oder auch unpassend zusammenkomponiert an. So endet das Album nach endlosen 55 Minuten, wie es angefangen hat: mit „Ausklang (sterbend stille Nachtgedanken)“, unglaublichem Kitsch und der Frage, wie oft man denn noch schlechte Wetter- und Naturgeräusch-Samples über sich ergehen lassen muss, bis auch der letzte begriffen hat, wie peinlich das mittlerweile klingt.
Sorry – „Geistfahrt“ lässt zwar ansatzweise Ambitionen durchblicken und kann sicherlich mit der einen oder anderen netten Idee aufwarten, aber eben nicht mit ausreichend Ideen, um das Album wirklich hörbar zu machen. Da es obendrein dicke Abzüge in der B-Note gibt, können da nicht allzu viele Punkte unter dem Strich stehen bleiben …
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