Heavens Gate - Livin' In Hysteria

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Musikalisch steht das Jahr 1991 vor allem im Zeichen von NIRVANA und „Nevermind“, wovon 30 Millionen Exemplare über den Ladentisch gehen. Dazu kommen U2, PEARL JAM oder GUNS N’ ROSES. HELLOWEEN erstaunen die Power-Metal-Gemeinde mit „Pink Bubbles Go Ape“ und Streitigkeiten mit dem Label. GAMMA RAY überzeugen deutlich mehr mit „Sigh No More“. Etwas unter dem Radar liefert eine Band aus Wolfsburg ihr zweites Album aus. HEAVENS GATE veröffentlichen im April „Livin‘ In Hysteria“. Die Scheibe ist eine oft übersehene Perle des deutschen Power Metal

HEAVENS GATE und die übersehene Perle

Bereits das Debüt „In Control“ aus dem Jahr 1989 von HEAVENS GATE findet Beachtung. Frank Bornemann, der Mitbegründer der Prog-Rocker ELOY, sorgt für eine passende Produktion und an der Gitarre agiert ein gewisser Sascha Paeth (später AVANTASIA). Zwei Jahre später gelingt der Sprung zu einem größeren Label. „Livin‘ In Hysteria“ kommt via Steamhammer in die Läden und mit Charlie Bauerfeind ist einer der erfahrensten und angesehensten Produzenten involviert.

Power Metal und Heavy Metal sind Anfang der 90er wenig bis gar nicht angesagt. Die Grunge-Welle überflutet Europa und die Jugend wendet sich den neuen Tönen aus den USA zu. Davon lassen sich HEAVENS GATE nicht beirren und machen dort weiter, wo die Band mit „In Control“ und der EP „Open The Gate And Watch“ aufgehört hat.

„Livin‘ in Hysteria“ zum Auftakt erinnert an die damaligen Genregrößen wie GAMMA RAY oder HELLOWEEN. Der Titeltrack steigert sich kontinuierlich und mündet in einem eingängigen Refrain. Die Stimme von Thomas Rettke ähnelt in den Höhenlagen Michael Kiske, hat aber im normalen Tonfall seine Eigenheiten und dürfte ein Grund sein, warum HEAVENS GATE nicht im gleichen Atemzug mit den damaligen Platzhirschen genannt wird.

Haben HAMMERFALL bei Sascha Paeth und Co. genauer hingehört?

Stampfende Headbanger mit Ohrwurmrefrain wie „We Got The Time“ oder „The Neverending Fire“ zeigen die Qualität des Quintetts. Das etwas mehr als fünfminütige „The Neverending Fire“ versprüht mit etwas Bombast dezente BLIND-GUARDIAN-Vibes.

Egal ob „Empty Way To Nowhere“, „We Want It All“, dass im Glam-Rock-Anzug daherkommende „Can’t Stop Rockin’“ oder der Tempobolzer „Flashes“: Eingängigkeit, intensive Saitenarbeit und der Gesang von Rettke mit Backgroundchor bilden eine Einheit und laden zum Headbangen ein. Instrumentale Parts wie „Fredless“ lockern den Longplayer auf.

Eine Ballade gehört Anfang der 90er auf ein Album mit Gitarrenmusik. „Best Days Of My Live“ ist die Ballade von HEAVENS GATE, die an der ein oder anderen Stelle an HAMMERFALL und „Glory To The Brave“ erinnert. Die Schweden sagen von sich gerne, dass der Power Metal aus Deutschland sehr einflussreich war. Vielleicht waren es nicht nur die bekannten Namen aus den 80ern, sondern auch HAEVENS GATE.

Ein weiterer Hit folgt zum guten Schluss: „Gate Of Heaven“ sticht mit Tempo und seinem Refrain noch etwas mehr heraus als „We Got The Time“ oder „Livin‘ in Hysteria“. In Japan ist die Scheibe ein Hit und geht mehr als 40.000-mal über den Ladentisch.

„Livin‘ In Hysteria“ ist in Japan ein Hit

„Livin‘ In Hysteria“ ist weltweit der Durchbruch für die ehemalige Schülerband aus Wolfsburg. Metallische Musik an sich führt ein anders Dasein als 2024. Zur Erinnerung: dass Wacken Open Air findet 1991 das zweite Mal statt mit 10 Bands, darunter die AC/DC-Coverband BON SCOTT. Der Weg führt für HEAVENS GATE durch die ganze Welt, wobei Japan ein Highlight ist. Die 1993 Live-Scheibe „Live For Sale – Live In Japan“ nehmen die Herren dort auf.

In der Retrospektive waren HEAVENS GATE und „Livin‘ In Hysteria“ zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Fünf Jahre früher wären Paeth und Co. im Fahrwasser von HELLOWEEN unterwegs gewesen. Ab 1997 gibt es die Renaissance des Power Metal, unter anderem mit HAMMERFALL und „Glory The Brave“ oder „Legendary Tales“ von RHAPSODY. „Livin‘ In Hysteria“ reiht Ohrwurm an Ohrwurm, selbst die Ballade hinterlässt keinen faden Geschmack. Wer mit Rettkes Vocals kein Problem hat, findet mit Album Nummer zwei der Wolfsburger Band eine fast vergessene Perle des deutschen Power Metal, die auch via bandcamp verfügbar ist.

Die Geschichte von HEAVENS GATE ist noch nicht zu Ende erzählt. Sowohl das Debüt, „In Control“, wie auch Scheibe Nummer drei, „Hell for Sale!“, haben einiges zu bieten. Die beiden CDs sind für weitere Ausgaben von Blast From The Past vorgemerkt.

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23.10.2024

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