NILE
At The Gates Of Sethu 2013 European Tour
Konzertbericht
Die Zeit der Festivals ist vorbei und was gibt es da Besseres, als die gemütliche Club-Saison mit einem starken Package einzuläuten? Genau, nichts! Deswegen machen wir uns auf den Weg in Münchener Backstage, wo sich NILE, EX DEO, SVART CROWN und BLACK THERAPY die Ehre geben.
BLACK THERAPY
Der erste Act des Abends heisst BLACK THERAPY, in dieser Stadt wohl noch nie gesehen oder gehört. Mit solidem musikalischem Handwerk grooven sich die Jungs aus Italien also in den Opener ihrer Setlist, welcher von Publikumsseite aus verhalten anerkannt wird. Handwerklich bleibt diese Combo im Laufe der Show weiterhin solide, während der Applaus in den breiten Reihen vor der Bühne eher höflich denn wohlwollend aufzufassen ist. Zum Einen hat das wohl den Grund, dass wir es mit einem Songmaterial zu tun haben, welches vor vielleicht zehn bis fünfzehn Jahren wirklich noch innovativ gewesen sein mag, zum Anderen, dass die Songs an sich auch für sich gesehen nicht sonderlich überzeugend sind, da sie stilistisch eher zerfahren wirken. Als letzten Kritikpunkt bleibt nur noch die Performance zu erwähnen. Sie wirkt sehr starr, der Sänger der Band hat stellenweise zwar sogar sehr überzeugende Growls, aber macht dazu wohl eher unbewusst ein eher ungewollt freundliches Gesicht dazu. Es sieht beinahe knuffig aus, aber leider nicht ernst zu nehmend.
Für ein sonst sehr geiles Billing dieser Tour bleibt mir nur zu bitten: Lasst doch einen musikalisch anspruchsvolleren Opener als Support in die Hallen, das Publikum empfand diese Band beim Umhören nämlich auch eher müde als denn erheiternd. BLACK THERAPY bilden an diesem Abend leider die dunkle Kehrseite der Medaille eines sonst sehr gelungenen Abends und man fragt sich, wie diese Männer auch nur in die Nähe der Tore eines Sethu kommen.
Galerie mit 12 Bildern: Svart Crown - At The Gates Of Sethu 2013 European TourSVART CROWN
Nach diesem schwachen Start geht es eilig mit einer schwarzen Perle aus Frankreich weiter. SVART CROWN, welche im Jahre 2005 des dunklen Herren gegründet wurden, schlagen aufgrund eines Verkehrsstaus mit ihrem voll bepackten Bus gerade einmal zehn Minuten vor ihrem Gig im Backstage auf. Das Publikum bekommt davon aber zum Glück nichts mit, und so legen die Schwarzmetaller nach sehr eiligem ausräumen des Equipments und einem kurzen Line Check mit ihrer Setlist los. Diese wartet beinahe ausschließlich mit dem Material des aktuellen Albums “Profane“ auf – und das ist auch gut so!
Die allermeisten Menschen im Publikum dürften diese Herren zum ersten Mal in München sehen, denn wenn man einen Blick in die nun schon etwas dichteren Reihen vor der Bühne wirft, sieht man erst mal einige verwirrte Blicke des ein oder anderen Musikpolizisten, der eine solche Art von dissonanten Gitarrenleads wohl noch nie gehört hat. Man hätte ihnen in den Dialogen fast so etwas wie “Ey, IN FLAMES machen das aber anders!“ und “Ja, schon irgendwie.“ in den Mund legen können. Dennoch und wahrscheinlich genau deswegen gelingt es SVART CROWN vom ersten Song an, die Zuschauer unaufhaltsam im Bann ihrer Musik zu halten. Mehr noch, die Stimmung auf diesem Konzert ist mehr und mehr von diesem Act beseelt. Nicht nur die gekonnt anders umgesetzte Arbeit an den Gitarren und dem Rest der Band überzeugt, auch die Performance und die Interaktion mit der Münchener Meute funktioniert bestens! Das alles funktioniert übrigens ganz ohne Fackeln, Pandaschminke oder umgedrehte Kreuze. Wer nach Bands sucht, die fähig sind, einem Auftritt Intensität, die unter die Haut geht, zu verleihen, entgeht mit SVART CROWN an diesem Abend ein sehr intensiver Live-Act. Beide Daumen hoch!
Galerie mit 8 Bildern: Ex Deo - At The Gates Of Sethu 2013 European TourEX DEO
Nach einer kleinen Bierpause geht es mit den kanadischen Aushilfs-Römern von EX DEO weiter. Im beinahe historisch authentischem Schlachten-Outfit blasen die vier Mannen zum Angriff und wälzen die Stimmung der Vorbands erst einmal nieder und bauen sie sich nach bester Römermanier wieder so auf, wie sie sie brauchen.
Gemischt mit Stücken ihrer beiden Scheiben “Romulus“ und “Caligvla“ schmettert und ballert die 13. Legion mit ihren Tönen auf alles ein, was nur rumsteht und noch nicht am Moshen ist. Sänger Maurizio Iacono präsentiert sich dabei auf der Bühne schon beinahe wie ein Triumphator der Antike und die Legionäre der Saitenfraktion werfen zu den passenden Passagen immer wieder ordentlich die Windmühlen an. Selbst wenn man nur bedingt ein Fan der Musik ist, so muss man EX DEO eine sehr ausgereiftes und perfekt abgestimmtes Stage-Acting attestieren, was beim Bühnenbild mit schön gearbeiteten Bannern anfängt und beim bereits erwähnten Outfit, der geilen Performance und auch der Fähigkeit in die Rolle eines Römers zu schlüpfen, aufhört. Man bekommt von EX DEO eine durchweg großartige Show geboten, welche einfach mal ein anderes Flair hat, welches man noch dazu auch recht selten geboten bekommt. Hinzu kommt natürlich auch eine entsprechend homogene Setlist, welche mit Songs wie “The Tiberius Cliff (Exile To Capri)“, “I, Caligvla“ oder “Romulus“ alles bietet, was sich die Fans der Combo wünschen. Eine Fasanenfeder ist hier nicht nötig, ganz großes Poserkino!
Galerie mit 11 Bildern: Nile - At The Gates Of Sethu 2013 European TourNILE
Den krönenden Abschluss bilden nach diesem extrem guten Vorspiel die Hobby-Ägyptologen von NILE. Diese promoten mit dem zweiten Teil ihrer “At The Gates Of Sethu 2013 European Tour“ nochmals das namensgebende Album. Was soll man bei einer solchen Band noch großartig verlieren?
Auch wenn ich persönlich noch immer nicht mit den letzten beiden Werken “Those Whom The Gods Detest“ und “At The Gates Of Sethu“ so ganz warm werde, so muss man den Amerikanern sehr wohl zu Gute halten, dass sich auch das neuere Material, wie beispielsweise “Supreme Humanism Of Megalomania“ oder “Enduring The Eternal Molestation Of Flame“, hervorragend in die Setlist integrieren lassen. Spielerisch gibt es an dieser Band eh keinerlei Kritik und so ballern die Jungs rund um Karl Sanders von Sekunde eins an aus allen Rohren. Dabei gibt es natürlich nicht weniger als technische Perfektion der obersten Güteklasse und gerade George Kollias ist wieder über jeden Zweifel erhaben. Es ist schon nahezu eine Freude, dem Mann bei seiner Arbeit zuzusehen, denn hier trifft technische Finesse und absolute Präzision in seiner Reinform aufeinander.
Den Besucher scheint es auch ebenso viel Spaß zu machen wie der Band selbst und so feiert München NILE nach allen Regeln der Kunst ab. Die Band dankt es im Gegenzug mit Hits, Hits und nochmal Hits. Über gut 90 Minuten kracht ein Highlight nach dem anderen auf uns herein, wobei solche Perlen wie “Ithyphallic“ oder das finale “Black Seeds Of Vengeance“ eindeutig die Glanzstücke des Abends darstellen.
Aber bekanntermaßen soll man immer Schluss machen wenn es am Schönsten ist und so entlassen NILE nach diesem musikalischen Feuerwerk die zufriedenen Besucher in die Nacht. Drei hervorragende Bands an einem Abend, mit einem solchen Auftakt in die Konzert-Saison kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
(Text: Florian Hefft & Fred Freundorfer)
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