Satyricon
Interview mit Satyr zu "Satyricon"

Interview

Satyricon

SATYRICON haben sich fünf Jahre Zeit gelassen, um den Nachfolger zu „The Age Of Nero“ zu komponieren und einzuspielen. Schon der Albumname und die vollmundige Ankündigung von „Satyricon“ ließen auch jene hellhörig werden, die „The Age Of Nero“ als allerhöchstens durchschnittliche Veröffentlichung und die Band selbst vom Abrutschen ins Mittelmaß betroffen sahen. Zeit also, Satyr die Fragen zu stellen, die mir unter den Nägeln brennen. Wie gewohnt treibt der Norweger die Promoter in den Wahnsinn, weil er mit stoischer Gelassenheit jeden vorgegebenen Zeitrahmen sprengt und jedes Interview überzieht. Sei es drum, die Zeit des Wartens verkürze ich mir mit ein paar Durchläufen des neuen Albums, und Satyr ist auch zu späterer Stunde und trotz des Zeitdrucks noch sehr mitteilungsbedürftig.

Satyricon

Während des Wartens habe ich euer neues Album gehört. Ihr habt wirklich nicht zu viel versprochen. Aber es unterscheidet sich in vieler Hinsicht von seinen Vorgängern. Wann hast du angefangen, das Album zu schreiben, und wie kam zu dieser Weiterentwicklung?

Ich fing im Sommer 2011 mit dem Songwriting an und beendete es im Februar diesen Jahres. Als ich diese Platte schrieb, wollte ich etwas Außergwöhnliches schaffen, ein neues Kapitel im Buch SATYRICON öffnen. Ich war daran interessiert, etwas Spezielles zuschaffen, nicht nur auf den Sound und das Songwriting bezogen. Heutzutage wird ja nicht nur Pop, sondern auch Metal sehr professionell produziert und klingt dadurch sehr klinisch und digital. Es war sehr wichtig für mich, mir gleich Ziele zu setzen wie diese Platte klingen sollte. Fließend, dabei sehr dynamisch innerhalb der Songs. Ich wollte nicht einfach nur eine Compilation aus 10 Songs, ich wollte den Hörer von Anfang bis Ende fesseln. Es ist schwierig und kompliziert, eine Platte aufzunehmen wenn man überwiegend altmodisches Equipment verwendet, aber ich fand, dass  ich damit die richtige Atmosphäre für die Songs schaffen konnte. Diese Platte unterscheidet sich insofern von vielen anderen aktuellen Alben, weil sie in einer sehr friedlichen Umgebung aufgenommen wurde, welche  eigentlich das genaue Gegenteil von Metal darstellt. Ich hoffe, dass diese Vorgehensweise vielleicht auch anderen Bands als Inspirationsquelle dient.

Bei „The Age Of Nero“ hattest du beim Songwriting ja Unterstützung von Snorre Ruch (THORNS). War das bei „Satyricon“ auch wieder der Fall?

Nein, diesmal nicht. Wie ich dieses Mal gearbeitet habe, unterscheidet sich sich sehr von seiner Arbeitsweise. So war es nicht notwendig, ihn zu beteiligen. Aber er zeigte reges Interesse an der Scheibe. Snorre ist schon immer ein großer SATYRICON-Fan gewesen und findet alle unseren Alben gut, aber dieses Album ist seiner Meinung nach das beste, was wir je gemacht haben. Auch Nocturno Culto von DARKTHRONE war zunächst skeptisch, als er die neuen Songs während einer Probe hörte. Aber nachdem wir es fertig aufgenommen hatten, mochte er es auch. Er meint, dass man sehr aufmerksam zuhören muss und man nie weiß, was als nächstes kommt.

Verglichen mit euren anderen Alben, klingt „Satyricon“ sehr viel wärmer. Dieses Mal habt ihr das Album in Norwegen aufgenommen, Adam Kasper hat den Mix übernommen. Warum hast du ihn ausgewählt?

Ich wollte einen Tontechniker, der seine Kompetenz und Erfahrung nutzt, um mich beim Erreichen meiner Ziele voll und ganz zu unterstützen, denn ich wussste genau was ich wollte! Adam Kasper hat einen sehr guten Ruf bezogen auf einige Kriterien die ich erfüllt sehen wollte, diese sehr analoge Art der Produktion. Genau das wollte ich für „Satyricon“. Es gab viele, die am Mix des Albums interessiert waren, aber Adam – ich erinnere mich noch gut an seine Email – sagte, dass er das Material sehr mag und sich sicher ist, den richtigen Sound dafür zu finden. Wie gesagt, er genießt einen sehr guten Ruf, wenn es darum geht, etwas sehr analog klingen zu lassen. Er lässt diese ganzen digitalen Spielereien einfach weg. Er half mir, dass zu erreichen was ich wollte, und deshalb funktionierte unsere Zusammenarbeit sehr gut.

Was ich ungewöhnlich finde: Adam Kasper hat unter anderem Bands wie NIRVANA, SOUNDGARDEN und PEARL JAM produziert. Deren Musik unterscheidet sich doch sehr von dem was ihr macht, oder?

Ja, und ich persönlich mag diese Musik nicht. Ich hasse sie! Aber wie die meisten Tontechniker heutzutage verdient auch Adam sein Geld mit diesen digitalen Aufnahmen, und die meisten Leute wissen nicht, was er noch alles geleistet hat. Adam Kasper hat sehr viele interessante Dinge produziert, aber das Einzige, was die Leute davon kennen ist NIRVANA, SOUNGDARDEN, PEARL JAM.

Phoenix“ wird von Sivert Høyem (Ex-Madrugada) gesungen, einem norwegischen Sänger. Warum singt er genau dieses Stück und warum war es an der Zeit, cleanen Gesang in einem Satyricon-Song zu verwenden?

Siverts musikalischer Background ist eine Alternative Rock-Band namens MADRUGADA. Deren Musik ist sehr atmoshärisch, mit sehr wenigen Beats, sehr ruhig und emotional, dabei trotzdem ziemlich düster. Sivert ist ein sehr ruhiger, introvertierter Typ und erscheint auf den ersten Blick schüchtern.Er redet nicht viel, denkt aber dafür umso mehr. Seine musikalischen Fähigkeiten und seine Stimme haben ihm jede Menge Respekt eingebracht. Ich sah ihn im Fernsehen, als er einen seiner Songs spielte, und war sehr beeindruckt. Da hatte ich die Idee, dass diese Stimme in einen Black Metal-Song passen könnte, allerdings durfte das kein gewöhnlicher Black Metal-Song sein. Er musste zu dieser Stimme passen, sollte aber trotzdem typisch für SATYRICON sein. Er ist ziemlich geradlinig, aber trotzdem sehr melancholisch und atmosphärisch. Sivert war sofort begeistert von der Idee, da er selbst auch Black Metal hört.

Wenn man sich Fotos aus den letzten Jahren anschaut, fällt auf, dass du dich optisch sehr verändert hast. Derzeit siehst du fast so aus wie zu Zeiten von „The Shadowthrone“: langhaarig, verjüngt, vital und fokussiert, was für einen Metalmusiker Ende 30 beachtlich ist. Wie kann man das erreichen und welche Bedeutung hat Optik für deinen geistigen Zustand?

Wirklich? Ich finde, dass ich sehr viel älter aussehe. Was soll ich sagen? Ich denke, dass mir oft unterstellt wird, dass ich sehr auf mein Äußeres achte. In Wirklichkeit tue ich nicht so viel dafür. Ich trage saubere Sachen, wasche meine Haare regelmäßig, versuche aktiv zu sein und meine Gesundheit zu bewahren. Das ist eigentlich schon alles.

Du hast, wenn man das so offen sagen kann, den Ruf, sehr eigenwillig zu sein, bisweilen arrogant, besonders auf Konzerten, über die Veranstalter des Beastivals hast du unlängst geschrieben, sie hätten nichts dafür getan, dass ihr eine technisch gute Show abliefern könnt. Dabei gibt es bei solchen Eindrücken immer zwei Versionen. Wie ist deine?

Ich habe keine Probleme mit dem Veranstalter. Aber manchmal hat man fünf Leute, die gute Arbeit leisten, und drei, die miserable Arbeit leisten. Diese Drei werfen dann ein schlechtes Licht auf die anderen, und genau das ist passiert. Das ist sehr frustrierend, wenn eine Band aus Amerika oder Norwegen kommt, um in Deutschland zu spielen. Das fühlt sich nicht gut an! Wir wurden durch die technischen Probleme eingeschränkt und konnten dem Publikum keine gute Show bieten, und das alles nur weil einigen die Qualität ihrer Arbeit egal war. Ich denke es ist wichtig, dass alle das Bestmögliche tun, um dem Publikum eine anständige Show zu bieten.

Am achten September findet in Oslo euer Auftritt zusammen mit dem Chor der Nationalen Oper statt. Wird es davon Livemitschnitte geben?

Ich hoffe es! Es scheint weniger kompliziert zu sein als es scheint, aber ich kann die Frage zu diesem Zeitpunkt noch nicht beantworten. Aber wir versuchen – soweit möglich, einen Livestream einzurichten, und ich hoffe auch, dass wir die Show mitschneiden können.

Galerie mit 20 Bildern: Satyricon - Tons Of Rock 2019
20.08.2013

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