100 Jahre mussten wir auf ein neues Album von SCHWARZER ENGEL warten. Ach nein, das ist der Name der im Vorfeld veröffentlichten EP, der Vorgänger „Sieben“ ist erst 2,5 Jahre alt. Dave Jasons Soloprojekt geistert seit fast 15 Jahren durch die deutschsprachige Grufti-Metal-Landschaft und gibt sich anno 2024 ganz in rot. Was ist neu beim selbsternannten Krähenkönig?
SCHWARZER ENGEL beugen sich der höheren Gewalt
Auf der EP fanden sich drei Appetithappen, von denen es zwei auf den Longplayer schafften: „100 Jahre“ eröffnet das Album standesgemäß und gefiel uns schon bei seiner Erstveröffentlichung gut. Es ist ein stampfender Industrial-Metal-Song mit prägnantem Refrain, der auf Konzerten gut ankommt. „Einer Gegen Alle“ ist kein SAMSAS-TRAUM-Cover, gefällt aber auch. „Hitsingle“ kritisiert die Schnelllebigkeit der Musikindustrie und kommt samt flotter Mitsing-Hook. Trotzdem wirkt er etwas platt.
„Kunstprodukt“ ist textlich die Antwort auf RAMMSTEINs „Zick Zack“ und bewegt sich musikalisch im Fahrwasser der NDH-Großmeister. Auch EISBRECHER stände der Track gut zu Gesicht. Das düstere „Jetzt Herrscht Krieg“ gehört mit seiner pessimistischen Stimmung und brutalem Stakkato-Riffing zu den Highlights der Scheibe.
Leider geht der zweiten Hälfte von „Höhere Gewalt“ ein bisschen die Puste aus. „Krähenbruder“, „In Nomine Patris“ und das von der EP bekannte „Licht Am Horizont“ sind nett, aber nichts Besonderes. Dafür geht es mit „Die Alte Flagge“ stark weiter – ein Stück, in dem SCHWARZER ENGEL klare Kante gegen rechts zeigt. Die beiden abschließenden Nummern „Schwarzer König“ und „Engel Für Alle“ könnten mehr Geschwindigkeit vertragen – so klingt das Album gemütlich aus.
„Höhere Gewalt“ braucht mehr Uptempo
Die düstere Gothic-Schlagseite von SCHWARZER ENGEL bekommen wir auf „Höhere Gewalt“ zur Genüge, doch es fehlen flottere Stücke. Somit bleibt eine starke A-Seite und eine durchschnittliche B-Seite mit einem Ausreißer nach oben. An die stärkste Phase der Band zwischen „In Brennenden Himmeln“ und den beiden „Imperium“-Alben knüpft „Höhere Gewalt“ nicht an, sondern es reiht sich zu seinem Vorgänger ein.
Wie übel das ganze wirklich ist, kann man bei dem schlimmen Mera Luna Mitschnitt bei Arte Concert auf YouTube anschauen.