Summer Breeze 2024
Essen & Getränke im Infield
Special
Dass einen nach X Jahren Festivalerfahrung die Essenspreise jedes Jahr aufs Neue in Schnappatmung versetzen, gehört definitiv nicht zu den positiven Entwicklungen der Open-Air-Landschaft. Nicht nur die Ticketpreise steigen oft jährlich (denn für die Festivalveranstalter sieht es mit der Finanzierung der notwendigen Infrastruktur ähnlich aus), sondern auch alles, was Festivalbesucher für den täglichen Energienachschub brauchen.
Insbesondere wenn sich der eigene Zeltplatz auf dem SUMMER BREEZE nicht im vorderen Geländedrittel befindet, überlegt man sich dreimal, ob man 15–30 Minuten Fußweg investiert, um sich im Camp wenig verlockendes Dosenfutter aufzuwärmen (sofern man nicht, wie manche, eine voll ausgestattete Feldküche sein Eigen nennt).
Wer suchet, der bezahlet
Doch nicht jede Entwicklung ist schlecht. Positiv zeigt sich in den letzten Jahren die wachsende kulinarische Vielfalt, sodass von Bratwurst-Enthusiasten bis hin zu Pflanzen-Verköstigern alle etwas Schmackhaftes zum Schnabulieren finden. Die famose SUMMER BREEZE-App vereinfacht das Ganze noch, indem wir uns auf einer interaktiven Festivalmap alle Stände mit ihrem Futterangebot anzeigen lassen können – samt Filterfunktion für Essensvorlieben. Am präferierten Imbiss angekommen, ist die einzige Überraschung, die uns dann noch erwartet, der leider nicht in der App hinterlegte Preis, der unsere Vernunft viel zu häufig einen schweißtreibenden Kampf mit dem Hungergefühl austragen lässt. Hier der Einblick in 42 Millisekunden Gedankenwelt einer ausgehungerten Redakteurin:
„Veggie Chili auf Kartoffelschiffchen? Klingt geil!
Hui … 10 Euro.
Vielleicht sollte ich doch woanders …
Wow, einfach mal heftige 15 Euro für die Pulled-Pork-Variante!?
Da sind 10 Euro ja eigentlich schon fast ein Schnapper.
Kostet Lieferessen zu Hause nicht auch schon so viel …?
Ach … egal.“
Es folgt das resignierte Zücken des Geldbeutels, der nach dem anfänglichen Zögern mit jedem Tag lockerer sitzt. Die sich sträubende Vernunft fügt sich eben den Gegebenheiten. Der Mensch, ein sich anpassendes Tier.
Alles wird teurer
Und irgendwie ist was dran. Die Zutaten werden teurer, nicht nur für den Imbiss im Heimatort. Das Handbrot, das zu unseren alljährlichen Festival-Grundnahrungsmitteln zählt, (bei vielen anderen wohl auch, wie die ewig lange Schlange verrät) besteht eben nicht nur aus günstig herzustellendem Teig, sondern eben auch zu einem nicht unbeträchtlichen Teil aus kostenintensivem Käse. Dazu noch Team, Stand und Festivalabgaben einpreisen, plus Gewinnmarge – und wir liegen bei 8 Euro.
Mahlzeiten und Müllmassiv
Als Hidden Champion entpuppt sich für uns der „Andalusia Food Stand“: Der glänzt nicht nur mit vollwertigen Mahlzeiten zu einem guten Preis (der wahrlich deliziöse Bukadios-Teller für 8,50 Euro, mit Putenfleisch + 2 Euro), sondern richtet auch alles auf spülbaren Kunststofftellern an, die wir nach dem genüsslichen Verdrücken der Mahlzeit auf den beschatteten Bierbänken einfach wieder zurückbringen. Alle anderen dürfen in den fortgeschrittenen Stunden unterdessen Mülltonnen-Jenga spielen. Auch eine positive Entwicklung, denn der hoch getürmte Müll zeugt davon, dass die allermeisten eben nichts mehr achtlos fallen lassen, sondern die sorgsame Platzierung der geleerten Pappschalen auf den roten Tonnen mit Bergmassiv-Optik sportlich sehen. Dennoch dürfen sich gerne mehr Foodstände dieses Pfandtellerkonzept abgucken, sei es auch nur als Option.
Klassiker gehen immer
Mehrma(h)liger Anlaufpunkt ist für uns auch der oder das „Dönerbread“, dessen Branding nicht ganz unbeabsichtigt an eine gewisse, geschichtlich relevante englische Hard-Rock-Band erinnert. Die drei Jungs hinter dem Tresen versprühen stets gute Laune und sagen von sich: „Verrücktere Döner-Leute findet ihr nirgends!“ Einen besseren Dürüm auf dem Festival auch nicht. Für – wie so häufig – 10 Euro gibts einen üppig gefüllten und leckeren Dürüm mit Feta, oder für 12 Euro mit Fleisch. Die perfekte Mischung aus frischem Salat und proteinhaltigen Einlagen, die uns gut gesättigt durch einige Stunden des heißen Tages bringt.
Auswahl und andere Herausforderungen
Was bleibt, ist der stabile Bierpreis von satten 5 Euro für 0,4 l Bier, respektive Mönchshof in verschiedenen Sorten. Dass es sogar eine BierAUSWAHL gibt, mag manch einen beinahe überfordern. Hier ein gedanklich mitgeschnittenes „Gespräch“, das so oder so ähnlich am Bierstand geführt wurde:
„Ein Bier bitte.“
„Welche Sorte?“
„Bitte was?“
„Welche Biersorte?“
„Äh …“
„Original, Kellerbier, Helles, …“
„Ja. Äh. Normal?“
„Okay, Original.“
„Äh, ja … danke.“
Es ist ein gutes Zeichen, wenn ein Metalfestival kulinarisch überfordert – auch getränketechnisch. Darf es etwas Weißburgunder sein? Oder vielleicht das alkfreie Bier? Solange die preisliche Überforderung nicht weiter wächst, darf das gerne so bleiben und an der Müllvermeidungsfront sowie in puncto weitere Vielfalt gerne ausgebaut werden. Während der Gaumen gespannt auf 2025 ist, freut sich das Gehör bereits jetzt auf die weiteren Bandbestätigungen, die da kommen mögen!
Galerie mit 31 Bildern: Summer Breeze 2024 - Impressionen Foodstände
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