With Full Force
Der große Festivalbericht vom WFF XX 2013
Konzertbericht
Vier Tage Jübiläumssause auf dem härtesten Acker Deutschlands
Das WITH FULL FORCE Festival noch näher vorzustellen, hieße Plaste und Elaste nach Schkopau zu schippern. Das Festival mit dem Sumoringermaskottchen kennt man und ist von der Festivallandkarte einfach nicht mehr wegzudenken. Und da das WITH FULL FORCE dieses Jahr bereits zum 20. Mal über die Bühne(n) geht, haben die Veranstalter aus dem Festival eine Geburtstagssause sondergleichen gemacht.
Vom 27. bis 30.06.2013 gab sich die Metal- und Core-Prominenz die Klinke in die Hand, um ausgelassen eine viertägige Party auf dem härtesten Acker Deutschlands zu starten. Neben Größen wie SLAYER, KORN, HATEBREED, IN FLAMES und PARKWAY DRIVE hatten sich außerdem viele Aufsteiger wie WAR FROM A HARLOTS MOUTH, ASKING ALEXANDRIA, THE BROWNING oder auch THY ART IS MURDER angekündigt, um ordentlich die Puppen tanzen zu lassen. Leider erreichte die versammelte Gemeinde am Donnerstag die Nachricht der Absage von MOTÖRHEAD, die so kurzfristig nicht ersetzt werden konnten. Und auch der Wettergott gab sich dieses Jahr wieder nur mäßig freundlich, was dem ganzen Unterfangen aber keinen Abbruch tat. Genaueres auf den nächsten Seiten.
Donnerstag, 27.06.2013
Donnerstag: Anniversary Special
ELSTERGLANZ
Die Spaßcombo ELSTERGLANZ hat die große Ehre, das diesjährige With Full Force bereits am Donnerstag musikalisch zu eröffnen. Leider meint es das Wetter mit der WFF-Gemeinde gar nicht gut, so dass es kurz vor Beginn anfängt wie aus Eimern zu schütten. Ruck zuck verwandelt sich das Gelände in eine morastartige Sumpflandschaft. Von alldem unbeeindruckt, versammelt sich eine große Schar vor der Hauptbühne. Die einen bewaffnet mit Pavillon-Seitenwänden, die anderen halbnackt… beides soll bekanntermaßen die Kleidung vor Regen schützen.
Pünktlich starten nun die beiden Hauptakteure Sven und Gilbert mit einer beeindruckenden Bühnendeko. So hat man wohl den heimischen Getränkemarkt um einige Sternburg-Kästen erleichtert und etliche Haushalte um ihren Gasherd gebracht. Auf Grund offensichtlicher Defekte schießen selbige auch immer wieder Funken und Feuer in den Himmel. Ein adipös wirkender Mann, welcher sich mehrmals mit Bier übergießt, dieses im Anschluss genussvoll auf seinem Körper verteilt und dazu im Takt der Musik an einer Stripteasestange tanzt, rundet den Auftritt ab. Die Musik kommt natürlich auch nicht zu kurz – so haben ELSTERGLANZ sogar Heino für einen Gastauftritt gewinnen können. Zum krönenden Abschluss wird noch der Evergreen „Kaputtschlaan“ zelebriert, wobei unzählige Luftschlangen in die Luft fliegen. Ein super Festival-Auftakt.
Galerie mit 5 Bildern: Elsterglanz - With Full Force 2013
NEWSTED
Man kann sich gut vorstellen, dass etliche Festivalbesucher dem Gastspiel von NEWSTED mit großer Neugierde entgegenfiebern. Argumente für diese Vermutung liegen auf der Hand. Jason Newsted ist bekanntermaßen kein unbeschriebenes Blatt – war er doch bereits als Bassist bei METALLICA und VOIVOD aktiv. Die Ende 2012 veröffentlichte EP „Metal“ schlug bereits ein wie eine Bombe, und obendrein stellt der Gig auch einen Einblick ins kommende Debütalbum „Heavy Metal Music“ dar (dieses erscheint Anfang August). Und schon starten sie mit dem neuen Track „Heroic Dose“, purer Metal in Perfektion. Feierlich werden auch die übrigen Stücke der neuen Scheibe präsentiert, die an Qualität kaum zu toppen sind. Der enorm kraftvolle Sound der Bühne rundet zudem die Sache noch ab. Festzuhalten bleibt, dass diese Art Metal so unverschönt in die Fresse geht, dass man nur schwer um die Band herumkommen wird.
AGNOSTIC FRONT
Der erste Hochkaräter, und sicherlich auch ein Grund vieler Besucher, den zusätzlichen Tag des diesjährigen WITH FULL FORCE zu buchen. Die New Yorker Hardcore-Band AGNOSTIC FRONT, die mittlerweile seit 30 Jahren die Massen elektrisiert, ist wieder mal zu Gast in Roitzschjora, um bei der Geburtstagssause ihren Senf dazuzugeben. Und eines gleich vorweg: es ist nicht der billige, fad schmeckende Senf aus dem Discounter und auch nicht der allseits beliebte aus Bauzen, es ist schlichtweg ein Fünf-Sterne-Senf. Für die Jungs ist auf der Bühne bereits alles angerichtet, der Moshpit giert nach den Klassikern und bekommt sie auch prompt um die Ohren geschmettert. Die Hymne schlechthin, „Gotta Go“, darf hier natürlich auch nicht fehlen. Nach viel zu kurzen 50 Minuten ist das Glas Senf dann leer, doch man kann sich sicher sein, dass es nicht der letzte Auftritt der Altmeister beim WFF sein wird. Bereits jetzt schon freut sich die grölende und jubelnde Masse auf ein Wiedersehen mit dem Fünfer.
Galerie mit 4 Bildern: Agnostic Front - With Full Force 2013
HATEBREED
Eine Band wie HATEBREED als Co-Headliner vor die Thrash-Veteranen SLAYER zu platzieren scheint schon im Vorhinein eine gute Entscheidung der Veranstalter zu sein, denn die Metal-/Hardcore-Institution ist dafür bekannt, energiegeladene und positiv aggressive Shows mit einer Stetigkeit abzuliefern, die so häufig nicht anzutreffen ist. Gedacht – getan. Kurz nach 21 Uhr entern Frontmann Jamey Jasta und seine Mannen die Mainstage, und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Auf den tatsächlich recht ansehnlichen Auftritt von AGNOSTIC FRONT legt der Ami-Fünfer noch eine Schippe drauf. Gewappnet mit klarem und knalligem Sound werden Hits wie „Never Let It Die“, „Perseverance“, „In Ashes They Shall Reap“, „As Diehard As They Come“, „To The Threshold“, „Defeatist“ und „This Is Now“ zum Abendbrot serviert. Schmeckt. Den Nachtisch bilden die drei Kracher „I Will Be Heard“, „Live For This“ und „Destroy Everything“. Das Auditorium nimmt die Nummern willig auf und huldigt diese mit Circle Pits und ausgedehntem Crowdsurfen. Wunderbar.
Galerie mit 3 Bildern: Hatebreed - With Full Force 2013
SLAYER
SLAYER reisen zum 20. Jubiläum des WITH FULL FORCE nur noch mit 50 % der Originalbesetzung an. Gitarrist und Hauptsongwriter Jeff Hanneman verstarb vor etwas mehr als einem Monat an einer Leberzirrhose (R.I.P.), und auch Drummer Dave Lombardo wurde am Anfang des Jahres gegangen. Hanneman war schon seit mehr als zwei Jahren live durch den EXODUS-Klampfer Gary Holt vertreten worden. Als Ersatz für Lombardo sitzt heuer Paul Bostaph hinter der Schießbude.
Dass SLAYER eine Force-Institution sind, merkt man nicht nur an den beharrlich über den Campingground schallenden SLAYER-Rufen, sondern auch am stets reichlich gefüllten Publikumsraum vor der Mainstage. Als SLAYER gegen 22.45 Uhr die Bühne entern, wird schnell klar, dass heute keine Live-Glanzleistung erfolgen wird.
Trotz wirklich starker Songs wie „World Painted Blood“, „Disciple“, „Mandatory Suicide“ oder „Chemical Warfare“ kommt keine richtige Stimmung auf. Das mag zum einen am etwas fragwürdigen Sound liegen, der sowohl zu leise als auch seltsam abgemischt ist. Zum anderen fehlt so gut wie jede Publikumsinteraktion. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass Paul Bostaph mehr durch die Songs holpert, als dass er ihnen ein stabiles Rhythmusgerüst verpasst, was besonders bei den Double-Bass-lastigen Songs negativ ins Gehör fällt. Da helfen selbst Klassiker wie „Antichrist“, „Die By The Sword“, „Postmortem“, „Seasons In The Abyss“, „Dead Skin Mask“ oder das legendäre „Raining Blood“ nicht wirklich. SLAYER scheinen wie gelähmt durch den Verlust von Jeff Hanneman; eine einstige Live-Institution ist an diesem Abend nur noch ein Schatten ihrer selbst. Auch Frontmann Tom Araya leitet hier lustlos durchs Programm. Kurz vor zwölf geht es dann mit dem Doppelpack „South Of Heaven“ und „Angel Of Death“ einige Minuten vor geplantem Showende auf den Campingground. Einzig Gary Holt, der durch seine Soli viele der Klassiker etwas auffrischt, verdient an dieser Stelle ein Lob. Insgesamt aber leider eine recht schwache Vorstellung – diese Band konnte man live schon weitaus besser erleben!
Galerie mit 8 Bildern: Slayer - With Full Force 2013
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